Zenit Nr. 1, März 2020

Pro Senectute Kanton Luzern 1 | 20 15 LEBENSSINN Museumsbesuch ein. Doch statt imMuseum landete ich im Spital.» Der Kollege, ein Arzt, hatte ihn wegen seiner kör- perlichen Beschwerden sofort eingewiesen. «Das hat mir das Leben gerettet. Das Glück, noch leben zu dürfen, hat alles andere relativiert.» Alle drei leben trotz Krankheit gerne, haben sie doch er- fahren: «Wenn die geistigen Fähigkeiten abnehmen, eröff- nen sich neue Möglichkeiten. Es geht etwas anderes auf.» Die beiden Männer sind Freunde geworden und unterneh- men gemeinsame Ausflüge, die sie bis ins Detail vorberei- ten. Sie schwärmen vom sonnigen Tag im Schnee in Engel- berg. «Wir sind ein gutes Team, das sich ergänzt. Was dem einen nicht mehr möglich ist, kann vielleicht der andere.» Doch gibt es immer wieder schwierige Momente, wenn neue Einschränkungen spürbar werden, etwas früher Selbstverständliches nicht mehr geht und der Alltag müh- sam wird. «Ich weine ein paar Minuten, dann ist es wieder vorbei. Ich will mich nicht im Selbstmitleid verlieren», er- zählt Ubald Zemp. Rita Merz ärgerte sich, als sie das Lesen aufgeben musste. «Schon nach einer halben Seite wusste ich nicht mehr, was ich gelesen hatte und konnte eine Hand- lung nicht mehr verfolgen.» Es schmerzte sie als Leseratte, die früher unzählige Bücher verschlungen hatte. Gleichzei- tig war sie dankbar, dass sie früher so viel gelesen hat. Dieser Gedanke half ihr, den Verlust zu überwinden. Wertvoller Austausch in der Gesprächsgruppe Beat Vogel hat seine Familie gebeten, ihm offen zu sagen, wenn sich etwas verändert hat und er es nicht merkt. «Ent- sprechende Rückmeldungen tun im Moment weh. Dann ziehe ich mich in die Berge zurück. Dort habe ich Ruhe und kann bei mir sein.» Es hilft ihm, offen auf die Menschen zu- zugehen. So kauft er immer im gleichen Laden ein, wo ihn die Leute kennen und ihm bei Bedarf helfen. Wichtig ist ihm auch zu spüren, was noch möglich ist und was nicht, und entsprechend zu handeln. «Nachdem ich das Auto abgegeben und die Finanzen dem Schwiegersohn überge- ben hatte, wurde mir wohler. Ich habe gemerkt: Alles, was ich abgebe, entlastet mich. Ich konnte es akzeptieren, weil ich mich selber zu diesem Schritt entschieden hatte.» Alle drei betonen die Bedeutung der Gesprächsgruppe: «Dort können wir offen reden, ohne zu werten. Wir Freude am Leben: Beat Vogel (l.), Rita Merz (Mitte) und Ubald Zemp (r.) erzählen der Journalistin Monika Fischer, wie sie mit ihrer Demenzerkrankung umgehen und wie wichtig ihnen der Austausch in der Gesprächsgruppe und mit den Angehörigen ist.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjYwNzMx