Zenit Nr. 4. November 2025

RUBRIK Pro Senectute Kanton Luzern 4 | 25 21 WAS MACHT EIGENTLICH … Es ist das zentrale Anliegen von Jürg Lauber, 63, das Wissen über naturnahes Gärtnern und die traditionelle Verwertung von Gemüse und Früchten an die nächste Generation weiterzugeben. Manche kennen ihn von den Fachtagungen, die er als Kommunikationsverantwortlicher bei Pro Senectute Kanton Luzern organisiert hatte. Oder sie schätzen sein Engagement für den Aufbau und die Leitung von «Café Trotzdem»-Treffs für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen. Daneben engagiert sich Jürg Lauber in der Schweiz und in Kanada für Projekte zum Wohl von Menschen und Natur. «Ich wollte werden wie mein Onkel, der in Horw eine Gemüsegärtnerei leitete. Dort war ich mit meiner Schwester wie in einer Grossfamilie aufgewachsen», erinnert sich Jürg Lauber an die Prägung in seiner Kindheit. Entsprechend absolvierte er nach der obligatorischen Schulzeit eine Lehre als Topfpflanzen- und Schnittblumengärtner. Nach dem Besuch einer Handelsschule und einem Jahr als Hilfspfleger im Viva Eichhof arbeitete er im ehemaligen Betrieb der Brändi- gärtnerei Horw, bis ihn ein einjähriger krankheitsbedingter Ausfall zu einem Berufswechsel zwang. Schon während der dreijährigen Ausbildung zum Sozialarbeiter war die Alters- arbeit sein Ziel. Von 1995 bis 2016 war er in verschiedenen Funktionen für Pro Senectute Kanton Luzern tätig und betont: «Es war mein grosses Anliegen, von defizitären hin zu ressourcenorien- tierten Altersbildern zu kommen, können wir doch von alten Menschen sehr viel lernen und profitieren.» In Verbindung mit der Begleitung seiner damals 95-jährigen Grossmutter galt sein besonderes Interesse der Demenzkrankheit. «Es fasziniert mich, wie sich die Persönlichkeit wohl auflöst, das Menschsein jedoch bestehen bleibt. Menschen mit einer Demenz und ihre Angehörigen verdienen unsere Wertschätzung. Es berührt mich immer wieder neu, wie wir selbst bei apathischen Menschen mit Musik, Bewegung und Natur eine Tür zu ihnen öffnen können.» Während der Ausbildung in Sozialarbeit lernte er auch viel über die nonverbale Kommunikation und war Gründungsmitglied des «Theaterkoffer Luzern». Mit dem Auftragstheater holen die SpielerInnen z.B. an Fachtagungen in szenischen Inputs die Teilnehmenden konstruktiv auf der emotionalen Ebene ab. Daneben leitet Jürg Lauber bis heute regelmässig Kommunikationskurse für verschiedene Organisationen. Auf vielen Reisen mit seiner Frau Lisa Aregger ist die Liebe zu Kanada gewachsen. Mit dem Ziel einer späteren Auswanderung kaufte er 2015 in der Provinz Nova Scotia 50 Hektaren Land in einer traumhaft schönen, unberührten Wald- und Flusslandschaft. Über eine Stiftung möchte er den Grossteil für kommende Generationen schützen. Nur der vorderste Zehntel wurde in den letzten Jahren mit seiner Hilfe gerodet. In einem der darauf erbauten Häuser lebt er bei seinen mehrmonatigen Aufenthalten vor Ort. Mit der Vermietung des anderen Hauses kann er die nötigen Mittel für Projekte generieren. «Ich bin eben ein Anreisser», lacht er und erzählt von seinem Weg zurück zu den Wurzeln, dem Aufbau einer Gemeinschaftsgartenanlage. Dort organisiert er Kurse für naturnahes Gärtnern und produziert Gemüse für Foodbanks, wo minderbemittelte Menschen gesunde Nahrung abholen können. Die Beziehung zur 97-jährigen Mutter und der 95-jährigen Tante haben die Auswanderungsziele verändert. Dazu bei- getragen hat auch der Wunsch von Yvette, die mit ihrem Mann im gleichen Haus in Neuenkirch wohnt und das Gärtnern lernen möchte. Deshalb hat Jürg Lauber auch in der Schweiz wieder mit Gärtnern begonnen, was für ihn wie eine Meditation ist. Im kleinen Rahmen produziert er mit Yvette im Gewächshaus Mikro Greens und Gemüsesetzlinge. Gemeinsam organisieren sie Kurse, wie zum Beispiel Früchte und Gemüse wie früher haltbar gemacht werden können. Er freut sich über das grosse Interesse und das Privileg, mit bescheidenem Lebensstil und Unterstützung seiner Frau etwas Sinnvolles zu machen, und meint: «Ich hoffe, dies sei noch lange möglich, möchte ich doch 100 Jahre alt werden.» TEXT UND FOTO: MONIKA FISCHER Einmal Gärtner – immer Gärtner

RkJQdWJsaXNoZXIy MjYwNzMx