Zenit Nr. 4. November 2025

Pro Senectute Kanton Luzern 4 | 25 13 Fotos: www.viktoria-foto.ch Antoinette Häfliger, welche Berufsmöglichkeiten standen Ihnen offen? Antoinette: Wir waren zehn Kinder, es war nicht viel Geld da. In manchen Berufen musste man sogar Lehrgeld bezahlen. Ich träumte aber nie von einem anderen Beruf, sondern wollte immer Bäuerin werden. Meine Eltern ermöglichten mir die Bäuerinnenschule, was damals eine solide Ausbildung war. Später bestand ich auch noch die anspruchsvolle Meisterinnenprüfung. Dann war es kein Zufall, dass Sie einen Landwirt heirateten? Antoinette: Ich hätte auch andere Möglichkeiten gehabt (lacht), aber ich wollte den Bauern. Und das war die richtige Entscheidung, wir sind nun 61 Jahre verheiratet. Mein Mann und ich waren auf dem Hof immer gleichberechtigt und haben gemeinsam etwas gewagt und aufgebaut. Othmar Häfliger, haben Sie je davon geträumt, Gemeindepräsident zu werden? Othmar: Ganz und gar nicht. Ich habe mich immer politisch engagiert, war Parteipräsident der Mitte, arbeitete in der Schulpflege mit, übernahm dort den Vorsitz und kam schliesslich in den Gemeinderat mit dem Ressort Finan- zen. Nach dem Rücktritt des Gemeindepräsidenten wurde ich von mehreren Personen angesprochen, das Amt zu übernehmen. Nach sorgfältiger Überlegung habe ich mich entschieden, die Position anzunehmen. Das klingt nicht nach Traumjob Gemeindepräsident! Es ist ja auch keine einfache Funktion. Othmar: Natürlich gibt es Kritik. Das gehört dazu. Aber unsere Arbeit wird in Zell geschätzt. Die Reaktionen sind mehrheitlich positiv. Und ich bin stolz darauf, sehr klar gewählt geworden zu sein. Wenn ich Ja sage zu einer Aufgabe, gebe ich mein Bestes und ziehe sie durch. Ich setze mich gerne dafür ein, Zell als regionales Kleinzentrum mit vielfältigen Wohn- und Arbeitsmöglichkeiten zu positionieren und unsere Gemeinde insbesondere für junge Familien attraktiv zu machen. Fabienne Häfliger, Sie arbeiten als Lehrerin. Auch kein leichter Beruf. Fabienne: Mein Start in Fischbach war schwierig mit einer sehr fordernden Klasse. Rückblickend bin ich aber sehr froh, drangeblieben zu sein. In dieser Zeit habe ich enorm viel gelernt und bin daran gewachsen – fachlich wie auch persönlich. Heute stehe ich mit beiden Beinen im Beruf und gehe jeden Tag mit Freude ins Schulzimmer. Es ist schön, die Kinder ein Stück auf ihrem Weg zu begleiten, sie in ihrer Entwicklung und im Lernen zu unterstützen und ihnen dabei etwas fürs Leben mitzugeben. Allerdings unterrichten wir in der Basisstufe vier Jahrgänge gleich- zeitig. Jedes Kind bringt andere Voraussetzungen mit. Und manchmal leisten wir Erziehungsarbeit, die eigentlich Aufgabe der Eltern wäre. Das ist schon anspruchsvoll. Dazu kommt: Als Lehrperson kann man immer mehr machen. Drei Generationen Häfliger: Antoinette (86), Othmar (58) und Fabienne (25). Eine gewisse Hartnäckigkeit zeichnet alle drei aus.

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