Blanca Imboden musste lange warten, bis ihr der Durchbruch als Autorin gelang. Warum die 62-jährige Schwyzerin nie aufgab und stets den Mut hatte, ihre Träume zu verfolgen, weiss sie selbst nicht so genau. Obwohl sie glücklich ist, wünscht sie sich manchmal, weniger bescheiden, dafür etwas divenhafter zu sein. VON ROBERT BOSSART Heute kennt man Blanca Imboden. Mit «Wandern ist doof» ging es vor gut 10 Jahren los. Es folgten weitere Bücher und Abertausende von verkauften Werken. Über zwanzig hat sie geschrieben, sie hält Lesungen, schreibt regelmässig für die «Glückspost» und ist auch sonst eine gefragte Person. Eine, die es geschafft hat, könnte man sagen. Blanca Imboden schmunzelt. Auf ihrer Website schreibt sie, dass sie zwei Träume hatte – Sängerin und Schriftstellerin – und beide verwirklichen konnte. Ist sie demnach der glücklichste Mensch auf Erden? «Irgendwie schon, ich konnte eigentlich immer alles umsetzen, was ich mir vornahm. Manchmal wurde ich auch von aussen gezwungen, etwas zu verändern, aber ich machte immer das Beste daraus.» Schon früh eine Leseratte Das Beste aus sich selbst machen: Das war Blanca Imboden nicht in die Wiege gelegt worden. Ihre Eltern stammten beide aus ärmlichen Verhältnissen, waren Bauern aus dem Wallis und aus Engelberg, und sie wuchs zusammen mit sieben Geschwistern auf. «Mein Vater sagte immer, Erfolg haben die anderen, reich werden die anderen.» Bescheiden sein, klein sein, nicht auffallen – das waren die Werte, die sie von zu Hause mitbekam. Hinzu kam ein nicht allzu harmonisches Familienleben, das sie rückblickend als «Krisengebiet» bezeichnet. «Deshalb wollte ich nie heiraten und keine eigenen Kinder haben.» Heute noch sei sie harmoniesüchtig und vermeidet Streitigkeiten wenn immer möglich. Als Kind schon begann sie, Bücher zu lesen und sich darin 4 Pro Senectute Kanton Luzern 4 | 24 Fotos: Raphael Hünerfauth zu verkriechen. Es sei eine Art Flucht gewesen, meint sie. «Ich stritt mich mit der Bibliothekarin in Ibach, damit sie mir die Erwachsenenliteratur zum Lesen gab.» Die winzige Bücherei gab leider nicht viel her, deshalb begann Blanca Imboden bereits als Fünftklässlerin, eigene Romane zu schreiben. «Damit ich etwas zu lesen hatte», sagt sie. Bald schon wollten auch ihre Klassenkamera- dinnen und -kameraden ihre Geschichten lesen. «Ich hatte damals schon eine Leserschaft, und mir wurde klar, dass ich Autorin werden wollte.» Zuerst sollte aber ein anderer Traum wahr werden: Sängerin. Blanca Imboden sang in mehreren Chören, teilweise als Vorsängerin. Als sie am Kollegifest in Schwyz einen Auftritt hatte, wurde ein Produzententeam auf die 18-Jährige aufmerksam und bot ihr an, eine LP mit ihr aufzunehmen. «Es war Popmusik», erinnert sie sich. «Ein grosser Traum ging in Erfüllung, dabei war ich ein so scheues Pflänzchen, das keine Ahnung hatte. Und von zu Hause her wurde ich ja zu Bescheidenheit erzogen. Das passte nicht so gut auf eine Bühne.» Bewegte Jahre als Sängerin Obwohl sie sich eigentlich nicht traute, an Dinge wie Karriere und Erfolg zu denken oder sogar dafür zu kämpfen, verwirklichte sich der Wunsch, von der Musik leben zu können. Nachdem sie die Handelsschule absolviert hatte, trat sie während über zehn Jahren mit verschiedenen Profibands auf. Mit 22 traf sie den Musiker Hans wieder, den sie bereits mit 16 am Grand Prix Innerschweiz kennen gelernt hatte. Die beiden wurden ein Paar, das während 35 Jahren IM ZENIT «Ich musste lernen, grösser zu denken»
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