Zenit Nr. 4. November 2024

Pro Senectute Kanton Luzern 4 | 24 33 «Röbi, hast du hier schon mal eine weisshaarige, ältere Person gesehen?» Diese Frage von Stella, einer lokalen Projektleiterin, ging mir lange nicht mehr aus dem Kopf. Stella arbeitet am North Coast Medical Training College (NCMTC) – einer medizinischen Fachhochschule –, welche dank der Mithilfe von Comundo den Gesundheitszustand älterer Menschen auf dem Land in der Nähe von Mombasa untersucht und verbessert. «In unserer Gegend ist die traditionelle Meinung, alte Menschen seien verhext und brächten Unglück, noch weit verbreitet. Deshalb meiden viele ältere Menschen die Öffentlichkeit.» Obwohl Stella dies nur beiläufig erwähnt, gibt mir die Aussage zu denken. Denn sie verdeutlicht, welchen Stellenwert ältere Leute im ländli- chen Kenia oftmals noch haben. Auf dem Sportplatz der lokalen Primarschule besuche ich eine Zusammenkunft von rund zwei Dutzend Frauen und Männern, eine Art Selbsthilfegruppe für ältere Leute. Dabei komme ich mit dem Vorsitzenden der Gruppe, Dalmas Moka, ins Gespräch. Er erklärt mir, wie wichtig diese Treffen sind, insbesondere weil auch Gesundheitschecks von Leuten des NCMTC durchgeführt würden. Die alten Menschen erhielten so wichtige Informationen über Gesundheitsrisiken und Krankheiten. «Häufig treten bei uns Probleme wie Diabetes oder Bluthochdruck auf», sagt Moka. «Bluthochdruck kann sich auch einstellen, wenn jemand regelmässig Stress ausgesetzt ist.» Das gäbe es hier nämlich öfters, ausgelöst durch soziale Vorurteile gegenüber den alten Menschen oder wegen der Sorge, nicht genügend Geld oder Essen auftreiben zu können. «Vor allem aber bieten uns diese Treffen die Möglichkeit, in der Öffentlichkeit mehr wahr- genommen und somit weniger ausgegrenzt zu werden», ist Moka überzeugt. Beeindruckt hat mich auch Margreth Mwangata. Die rüstige 71-Jährige hat kaum noch Zähne. Ein Unfall, wie sie mir erklärt, der sie ziemlich mitgenommen hat. Doch heute geht es ihr wieder besser. Noch jeden Tag geht Margreth aufs Feld ihrer kleinen Farm, um den Mais und das Gemüse zu bewässern und um zu jäten. Auch bei ihr genügt das Ersparte nicht, um sich im Alter auszuruhen. Und auch sie leidet unter Bluthochdruck. Aber sie will Kampf für mehr Rechte im Alter In Kenia treffen alte Mythen und modernes Wissen aufeinander, Aberglaube ist weit verbreitet. Ältere Menschen werden allein wegen ihren körperlichen Veränderungen stig- matisiert. Beim Besuch für die Schweizer Organisation Comundo erkannte TV-Moderator Röbi Koller bald, wie viel Mut es braucht, in Kenia auf dem Land alt zu werden. HILFE VOR ORT Foto: zVg nicht jammern. «Ich bin darauf vorbereitet, dass ich eines Tages sterben werde. Deshalb versuche ich, mein Leben mit Bewegung zu geniessen!» Diese Einstellung scheint auch ihrer noch lebenden Mutter gut zu bekommen; die unterdessen 106 Jahre alte Dame dreht noch täglich mutig ihre Runden ums Haus und erledigt kleinere Hausarbeiten. TV-Moderator Röbi Koller (zweiter v. l.) im Gespräch mit Dalmas Moka (rechts) über den Mut, den ältere Menschen in Kenia benö- tigen, um für ihre Rechte einzustehen. Das Schweizer Hilfswerk Comundo setzt sich seit über 100 Jahren für eine sozial gerechtere Welt ein. Dies in den Bereichen Klimaschutz, Bildung, Ernährungssicherheit und Wahrung der Menschenrechte. In den Ländern Kenia, Namibia, Sambia, Peru, Bolivien, Kolumbien und Nicaragua pflegt Comundo langjährige Partnerschaften mit lokalen Organisationen. Durch einen engen Austausch werden dringende Bedürfnisse vor Ort geklärt und zusammen nachhaltige Verbesserungen für Armutsbetroffene erzielt; dies mit Fachkompetenz und professionellem Know-how. TV-Moderator Röbi Koller ist seit zwanzig Jahren offizieller Botschafter von Comundo und besuchte im vergangenen Jahr dieses Projekt in Kenia. www.comundo.org/röbikoller Comundo

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