RUBRIK Pro Senectute Kanton Luzern 4 | 24 27 WAS MACHT EIGENTLICH? Sie bezeichnet sich als leidenschaftliche Nonna und Köchin. Leidenschaft prägte auch ihre berufliche und politische Arbeit. Bernadette SchallerKurmann (1956) entwarf das Bildungskonzept PalliativeCare der Caritas Luzern und gründete den ersten Aphasie- chor der Schweiz. In Alberswil aufgewachsen, besuchte sie die ersten drei Schuljahre im gleichen Schulzimmer bei ihrem Vater und erklärt: «Die Sorge füreinander in der Familie und in der kleinen Gemeinde war prägend für mein Leben.» Als sie nach drei Jahren Kantonsschule ein Haushaltlehrjahr ab- solvierte und ein Jahr im Tessin lebte, hatte sie starkes Heimweh. Gleichzeitig war es der Anfang ihrer Liebe zur italienischen Sprache, Kultur und Lebensweise. Diese wurde durch Freunde und Ferienaufenthalte sowie die Begeisterung für die italienische Küche gefördert. «Ich kann stundenlang kochen und freue mich, Familie und Freunde damit zu verwöhnen.» Im Frühling gönnte sie sich deshalb sechs Wochen in einer Sprachschule in Ravenna. Sie blickt zurück auf ihre Lehre in Aarau als Krankenschwester AKP und die zehn Arbeitsjahre am Spital Wol- husen auf der Intensivstation nach der entsprechenden Zusatzausbildung. Nach der Heirat mit Kurt Schaller 1982 und der Geburt der drei Kinder war ihr wichtig, autonom und selbstständig zu bleiben, ebenso beim Einstieg in die Politik mit 35 Jahren. Bei ihrer 16-jährigen Tätigkeit als Grossrätin der CVP engagierte sie sich besonders für Menschen am Rande, für das Sozial- und Gesundheitswesen sowie für Frauenthemen. Nach vier Jahren als Fraktions- chefin amtete sie 2005 als Kantonalratspräsidentin, was ihrer Freude am Planen und Organisieren entgegenkam. Eine Pionierin Beruflich war sie nach einer kurzen Familienphase bei Caritas Luzern tätig, wo sie das in seinen Grundzügen noch heute gültige Bildungskonzept Palliativ-Care «Schwerkranke und Sterbende begleiten» ausgearbeitet hatte. Dank ihrer guten Vernetzung sorgte sie mit ihrem Vorstoss für die gesetzliche Verankerung von Palliativ-Care im Kanton Luzern seit dem 1. Januar 2006. Als Geschäftsleiterin von Aphasie Suisse erkannte sie, dass der Sprachverlust nach einem Schlaganfall die Betroffenen in eine Isolation treiben kann, wie sie jedoch durch Singen in Gemeinschaft neue Lebensfreude finden. Deshalb war sie 2008 die Initiantin für die Gründung des ersten Aphasiechores der Schweiz in Luzern. Zusammen mit ihrem früheren Musiklehrer Rudolf Zemp wagte sie den Versuch. Mit Erfolg, gibt es doch heute schweizweit zehn Chöre. Seit ihrer Pensionierung ist sie Aktuarin des Aphasiechores Zentralschweiz, wo sie selber mitsingt und im Hintergrund hilft, wo es nötig ist. Nach dem Jahreshöhepunkt mit den beiden Konzerten unter dem neuen Leiter Joseph Bachmann im November würde sie sich über neue Mitglieder freuen (www.aphasiechor.ch). Ebenso begeistert erzählt sie von ihrem «jüngsten Kind», dem neuen Alterszentrum St. Anna. Als Geschäftsleiterin der St. Anna-Stiftung war sie neben dem Pflegeheim ebenfalls für das Frauenhaus Hagar, die Kita und somit für insgesamt 120 Mitarbeitende zuständig. Auch Älterwerden hat seinen Reiz Seit ihrer Pensionierung vor vier Jahren ist Bernadette Schaller-Kurmann leidenschaftliche Nonna. Seit sechs Jahren betreut sie zusammen mit ihrem Mann an zwei Tagen pro Woche die sechs Enkelkinder im Alter von 2 bis 6 Jahren. «Es macht mir enorm viel Freude, auch wenn manchmal ein echtes Chaos herrscht.» Zeitlebens war ihr die Pflege von Freundschaften wichtig. «Neben einem Stamm und Ferien mit einer Frauengruppe nahm ich mir stets Zeit für ‹Tisch-Inseln›. Zeit für Gespräche, die meinen Horizont erweiterten.» Da sich ihr beruf- liches Leben meist in Luzern abspielte, wollte sie sich durch die Übernahme des Co-Präsidiums von «Alter mit Zukunft» mit einem attraktiven Jahresprogramm für SeniorInnen in Willisau vermehrt vernetzen, wo sie seit 11 Jahren wohnt. Mit dem Älterwerden hat sie kein Problem, solange sie gesund ist. «Gebresten gehören nun einmal dazu. Doch hat jede Altersphase ihren Reiz.» MONIKA FISCHER Mit Leidenschaft am Werk
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