Zenit Nr. 4. November 2024

Pro Senectute Kanton Luzern 4| 24 17 braucht Mut Narrenfreiheit erhalten. Ich kann wählen, was ich tue und was nicht.» Mutig hat sie den Töchtern erklärt, sie werde die mittlerweile acht Grosskinder im Alter zwischen vier Monaten und neun Jahren nicht regelmässig hüten, sondern möchte jedes Mal Ja oder Nein sagen können. Ausserdem fasste sie nach ihrer Pensionierung den Mut, ihre Kreativität auszuleben und Klavierunterricht zu nehmen. Jede Veränderung braucht Mut Was Theres Sägesser spürt: Je authentischer sie im Verlauf ihres Lebens wurde, desto näher sei sie ihrer Seele gekommen. «In dieser Einheit fällt es mir leichter, meinen Weg zu gehen und mitten im Leben zu stehen – egal ob ich 70, 80 oder 90 Jahre alt bin.» Ihre Gedanken untermalt sie mit dem Bild einer Matrjoschka, den bunten, ineinander schachtelbaren Puppen. «Jede Veränderung braucht Mut. Und jede Veränderung ist wie eine Geburt: Eine neue Lebensphase beginnt, man muss wieder Sicherheit und Vertrauen gewinnen, dann kann man Altes loslassen. Es ist ein stetiger Wechsel von Gebären und Sterben, bis zum Tod.» Dass manche Menschen im Alter den Lebensmut verlieren, berührt Theres Sägesser. «Den Kindern sprechen wir Mut zu. Doch manchmal brauchen wir auch im Alter Mitmenschen, die uns gut zusprechen und helfen, die inneren Kraftquellen zu mobilisieren.» Vor einigen Jahren war sie selber in einer Situation, in der sie fast den Mut verlor. Bei ihr wurde eine Krebsvorstufe im Mund diagnostiziert. Nebst der schulmedizinischen Behandlung entschied sie sich für einen alternativen Heilungsweg und liess alle Amalgam- füllungen entfernen. Dies provozierte schwere Nebenwirkungen. «In manchen Momenten kamen mir die Tränen und ich fragte mich, ob die Situation für den Rest meines Lebens so bleiben werde.» Sie suchte Hilfe bei einer Therapeutin, die sie darin bestärkte, an sich und ihr Körpersystem zu glauben. Nach zwei langen Jahren klangen die Beschwerden ab. Was Theres Sägesser in dieser Zeit lernte: «Es braucht auch Mut, sich Unterstützung zu holen. Ich weiss, dass Geben oft ein- facher ist als Nehmen.» Den Mut, Hilfe zu suchen und an- zunehmen, wünscht sie all jenen, die sich mutlos fühlen. Und was wünscht sie sich für sich selbst? «Den Mut zur Gewöhnlichkeit», antwortet sie. «Ich möchte nicht in Aktivismus verfallen, sondern den gewöhnlichen Alltag leben und in mir selbst Zufriedenheit finden. Ich bin überzeugt, dass sich mit dieser Haltung auch im hohen Alter ein bereicherndes Leben führen lässt.» bewiesen hat. Das seien oft Schlüsselmomente für ihre persönliche Entwicklung gewesen, sagt sie rückblickend. Empfindet sie sich selber als besonders mutigen Menschen? «Nicht mutig im Sinne von risikofreudig», sagt sie. «Aber ich mute mir einiges zu.» Viele Jahre lang arbeitete sie als freischaffende Hebamme und trug viel Verantwortung. «Manche machen Bungee Jumping, andere begleiten Hausgeburten. Der Adrenalin-Kick ist derselbe», sagt Theres Sägesser augenzwinkernd und lacht. Doch dann wird die Hebamme und Craniosacral-Therapeutin wieder ernst und erklärt: «Eine Geburt fordert Achtsamkeit auf das Geschehen, aber auch Flexibilität. Oft muss man blitzschnell reagieren und entscheiden – gemeinsam für und mit der jeweiligen Familie. Wer sich diese Aufgabe zumutet, ist mutig.» Mittlerweile ist Theres Sägesser 69. Mut ist nach wie vor ein Lebensthema. «Mit der Pensionierung habe ich eine Art RESILIENZ Tipps für mehr Mut und Resilienz auf der nächten Seite.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjYwNzMx