Zenit Nr. 4. November 2024

Pro Senectute Kanton Luzern 4 | 24 13 REPORTAGE Tochter schmerzlich. «Unzählige Male erwachte ich nachts und weinte.» Halt fand sie in der Gemeinschaft der Portugiesen-Mission. Diese ist Teil der Migrantenseelsorge der katholischen Kirche des Kantons Luzern und bietet Gottesdienste und pastorale Begleitung der Gläubigen in verschiedenen Sprachgemeinschaften an, auch Missionen genannt. Von fremd zu vertraut Nach fünf langen Jahren konnte Maria Povoas Tochter endlich in die Schweiz kommen. Sie wurde eingeschult, die Eltern bauten sich hier eine Existenz auf, liessen das Haus in Portugal fertigstellen, die vereinbarten fünf Jahre liefen ab. «Aber wir sind geblieben und geblieben und geblieben», sagt Maria Povoa achselzuckend. Ist eine Rückkehr heute noch denkbar? «Der Entscheid ist noch nicht gefällt. Doch zurückgehen würde bedeuten, nochmals neu zu beginnen.» Auch das fordere Mut. «Manches in Portugal ist mir mittlerweile selbst fremd. Ich bin längst hier zu Hause, habe gute Nachbarn, gute Freundinnen und auch meine beiden Grosskinder leben hier.» Und da ist noch ein weiterer Aspekt: Der Glaube hat Maria Povoa in der schweren Anfangszeit in der Schweiz Kraft gegeben. Deshalb engagiert sie sich als Religionslehrerin und als Delegierte der portugiesischen Migrantenseelsorge und steht so Menschen bei, die Ähnliches erleben wie sie selbst vor vielen Jahren. Kulinarische Heimatgefühle Mittlerweile ist es Mittag. Der Einsiedler Klosterplatz füllt sich mit Besucherinnen und Besuchern. Manche legen am fernab der Heimat Stand der portugiesischen Spezialitäten-Bäckerei einen Zwischenstopp ein. Sie geniessen ein «Bifana», ein typisch portugiesisches Sandwich mit warmem Schweinefleisch und viel tropfender Sauce, und erhalten die gute Laune des Verkäufers Pedro Teixeira gratis obendrauf. Seelsorger macht Mut Und dann beginnt die feierliche Prozession. Angeführt von Fahnenträgern folgen drei Kinder, welche die Hirtenkinder darstellen, denen am 13. Mai 1917 auf einem Feld in Fátima die Jungfrau Maria erschienen ist (siehe Box). Der rosen- geschmückten Statue der Fátima schliessen sich mehrere Hundert Gläubige an, beten innig und singen lautstark. Die Prozession ist zwar längst nicht mehr so gross wie zu den Zeiten, als es noch eine nationale Portugiesen-Wallfahrt mit über 10 000 Besuchenden gab, aber dennoch eindrücklich. Scheint es nur, oder ist der Glaube der Menschen mit portugiesischen Wurzeln besonders stark? «Viele Menschen in Portugal sind gläubig», sagt Don Aloisio Araujo, der die Portugiesen-Mission Zentralschweiz leitet und den heutigen Gottesdienst mitgestaltet. «Aber für jene, die fern der Heimat leben, hat unsere Madonna Fátima eine noch wichtigere Bedeutung. Sie vereint die Menschen und macht den tiefen Glauben spürbar.» Bereits seit 24 Jahren arbeitet Don Aloisio Araujo als Priester und Seelsorger in der Schweiz, zuerst in Lausanne, seit 14 Jahren in Luzern. Muss er als Migrantenseelsorger mehr Mut spenden als ein Pfarrer in Portugal? «Eigentlich ist die Arbeit dieselbe», sagt er. Er feiere mit den Menschen, bete mit ihnen, höre zu, stehe ihnen bei, spende Hoffnung. einer Prozession rund um den Klosterplatz von Nach dem Gottesdienst bedankt sich Don Aloisio Araujo (links) bei den Helferinnen und Helfern.

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