Zenit Nr. 4, November 2021

IM ZENIT Pro Senectute Kanton Luzern 4 | 21 9 In den Neunzigerjahren bekam sie Bandscheibenprob- leme und merkte, dass sie nicht ewig Gymnastik unterrich- ten kann. So stiess sie auf eine weitere berufliche Leiden- schaft: die Feldenkrais-Methode, die sich über gezielte Körperbewegung an das Zentralnervensystem wendet und so Beschwerden gelindert werden können. Regina Kempf fand in Österreich einen Ausbildungsort und fing an, sich intensiv mit dieser Bewegungsschulung zu befassen. 2004 beendete sie ihre Fernsehkarriere und widmete sich ganz ihrem neuen Beruf, den sie nun seit 25 Jahren ausübt. Heute arbeitet sie noch an zwei Tagen pro Woche in ihrer Praxis in Zürich. Neuen Boden unter den Füssen finden Und privat? Regina Kempf hat auch da einiges erlebt. Nachdem ihre erste Ehe nach vier Jahren in die Brüche ge- gangen war, begann sie eine Beziehung zu einem Fernseh- journalisten, die nach einigen Jahren zu Ende war – zumin- dest vorläufig. Ende der Achtzigerjahre folgte eine zweite Heirat mit einem Musiker, die jedoch nur einige Jahre hielt. Sie betont aber, dass sie mit ihrem ersten Mann noch heute guten Kontakt pflege. «Und durch die zweite Ehe habe ich die Musik auf einer ganz anderen, intensiven Ebene kennengelernt.» Und dann flammte die Beziehung zum Journalisten wieder auf. «Wir wollten heiraten, wollten reisen und haben in Frankreich ein Bauernhaus umgebaut.» Aber es kam anders: Kurz vor der Hochzeit starb er an einem Herz- infarkt. Alle Pläne waren zu Makulatur geworden. «Das hat mich und mein Leben völlig aus dem Konzept gebracht», sagt sie. Am Anfang habe sie nur noch geweint. Obwohl sie viel ass, verlor sie an Gewicht, die Haare fielen ihr aus und sie erkrankte. Doch sie rappelte sich wieder auf, die Haare wuchsen nach, zwar waren sie weiss, aber immerhin. Ist sie heute darüber hinweg, ist sie glücklich? Sie schmunzelt. «Meine Mutter sagte immer, dass ich jemand sei, der immer auf die Füsse fällt. Das stimmt wohl.» Dank ihrer Familie und vor allem dank ihrer Schwester habe sie es geschafft, wieder Boden unter den Füssen zu finden. «Geholfen hat mir auch eine gewisse Selbstdisziplin.» Das sei auch heute so. Täglich spielt sie Klavier, verrichtet ihre Dinge und gibt sich eine Tagesstruktur. «Das hilft, zufrieden älter zu werden», sagt sie. Umzug vor vier Jahren Erst vor vier Jahren ist Regina Kempf in ihr Häuschen nach Richterswil gezogen und hat ihre Wohnung in Meilen, in der sie viele Jahre gelebt hat, aufgegeben. Warum dieser Schritt? «Hier in der Nähe wohnt meine Schwester mit meinem Schwager, zudem habe ich eine alte Freundin und andere Bekannte hier. Wichtig ist mir auch, dass ich einen Gartensitzplatz habe und einfach raus kann, wenn mir da- nach ist.» Einige hätten ihr abgeraten, in ein Haus mit Treppe zu ziehen. «Mir gefällt die Wendeltreppe, sie erin- nert mich an mein Elternhaus in Herisau, ein Appenzeller Patrizierhaus. Wenn ich da mal nicht mehr hochkommen sollte, gehe ich ins Altersheim.» Angst vor demAltwerden, demAlleinsein, hat sie nicht. Ihr grösstes Glück sei die Gesundheit – und schönes Wetter, wie sie schmunzelnd anfügt. «Ich bin sehr gerne draussen an der frischen Luft.» Nach einem kleineren Eingriff am Herz geht es ihr wieder rundum gut. Dass sie heute weniger oft als die «Stimme von damals» erkannt werde, macht ihr nichts aus. «Zum Glück habe ich das nie gebraucht.» «Meine Famile hat mir gehol- fen, nach dem Tod meines Mannes wieder Boden unter den Füssen zu finden.»

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