Zenit Nr. 4, November 2021

38 Pro Senectute Kanton Luzern 4 | 21 «S gad scho.» Und wenns plötzlich nicht mehr geht? VON ANDREA HURSCHLER Meist fängt es mit kleinen Hilfeleistungen an, die man gerne für seine Eltern, Verwandten oder Bekannten über- nimmt. Das Ausfüllen der Steuererklärung, die Begleitung zu einemArzttermin oder bei grösseren Arbeiten imHaus- halt mitanpacken – das alles kann neben dem Job und der eigenen Familie erledigt werden. Doch schnell mehren sich diese Hilfen und werden gar unverzichtbar, etwa wenn es um Krankenpflege, Hilfe beim Anziehen, Kochen, um regelmässige Betreuung oder das Einkaufen geht. «Viele schlüpfen langsam in diese Rolle und es ist ihnen gar nicht bewusst, wie viel Arbeit sie leisten», sagt Frieda Waldispühl Zindel. Sie ist Pflegefachfrau sowie Care Managerin und leitet den neuen Kurs für betreuende und pflegende Ange- hörige (siehe Box). Oft höre sie in Gesprächen mit Betroffe- nen, «S gad scho» – obwohl es eben (fast) nicht mehr geht. Foto: zVg Durch ihre langjährige Arbeit kennt Waldispühl Zindel verschiedene kritische Punkte, welche das Holen von Unterstützung verhindern. «Gerade in der älteren Genera- tion wurden zum Teil noch Versprechen gemacht, dass man immer füreinander schaut. Diese Menschen wollen ihre Versprechen auf keinen Fall brechen.» Ein vielfach ebenfalls unterschätzter Punkt sei die Eigenwahrnehmung der Seniorinnen und Senioren. «Sie denken oft, sie seien noch besser zwäg, als es ihre Betreuungspersonen einschät- zen.» Auch die finanziellen Aspekte hemmen in vielen Fällen die Annahme von Unterstützung. Sich rechtzeitig Gedanken machen «Mein wichtigster Tipp ist es, sich früh genug mit dem Thema auseinanderzusetzen», sagt Waldispühl Zindel. Immer mehr Menschen betreuen und pflegen ihre Angehörigen. Viele möchten ihren Angehörigen ein Leben im gewohnten Zuhause ermöglichen. Oft stossen sie dabei aufgrund der Mehrfachbelastung an ihre Grenzen. Ältere Menschen und deren Angehörige sollten sich rechtzeitig Gedanken darüber machen, wie die Betreuung oder die Pflege im Bedarfsfall am besten organisiert werden kann.

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