Zenit Nr. 4, November 2021

Pro Senectute Kanton Luzern 4 | 21 33 Geschichte zum Generalminister in Rom – gelten geheime Ab- stimmungen. Demokratisch-egalitär nennen sich alle Kapuziner seit dem 2. Vatikanischen Konzil nur «Brüder». Die Unterscheidung «Pater» (Priester) und «Laien-Bruder» wurde 1982 fallen gelassen. Ebenso ist es den Brüdern seither erlaubt, Zivilkleidung zu tragen. Den «Habit» tragen die meisten nur noch bei offiziellen Anlässen. Weltweit gibt es heute 11 000 Kapuzi- ner. In der Schweiz sind es ca.100. Vor 70 Jahren waren es noch 800. Das Durchschnittsalter beträgt 74 Jahre. Diese Zahlen verlangen Reformen und ein klares Umdenken. Hier einige Beispiele der Neunutzung von Klöstern: ■ Das Kloster Arth wurde 1996 zum symbolischen Preis von einem Franken der syrisch-orthodoxen Kirche über- geben. Das Kloster heisst heute St. Avgin (St. Eugen) und wird als klösterlicher Betrieb weitergeführt. Auf demAnwe- sen wohnen dauerhaft der Erzbischof, zwei Nonnen und DAS KLOSTER WESEMLIN MIT GEPLANTEM NEUBAU Das Bild unten zeigt, wie der Neubau «Francesco» mit 30 Wohnungen beim Kloster Wesemlin 2023 aussehen soll. Fotos: Adobe Stock, Klosterluzern.ch Imposant: «Il Sacro Convento di Assisi» (links), das im 14. Jahrhundert über dem Grab des Apostels der Armut – dem heiligen Franziskus – errichtete Kloster. drei Mönche. Syrisch-orthodoxe Kinder aus ganz Europa können in St. Avgin die aramäische Sprache und Liturgie lernen. Zudem werden Weiterbildungen angeboten, die für alle offen stehen. ■ Im Kloster Schüpfheim führen Sandra und Lukas Fries- Schmid seit 2001 den «Sunnehügel» – ein Haus der Gast- freundschaft für Menschen in einer akuten Krise oder für eine Zeit der Neuorientierung, mit professioneller, auf Wunsch auch spiritueller Begleitung. ■ In Stans bietet das 2020 gegründete «Culinarium Alpi- num» im umgebauten Kloster ein 14-Zimmer-Hotel mit Restaurant an. Die Küche ist auf regionale Produkte aus- gerichtet und in den Kellerräumen reift der Alp-Sbrinz. ■ Das Kloster Wesemlin ist seit 2012 zur «Oase W» mutiert: Wo vor 60 Jahren noch 60 Brüder wohnten, exis- tiert heute ein Ärzte- und Therapiezentrum, das «Medicum Wesemlin». Die 12 Brüder bieten auch klosternahes Woh- nen an: Es stehen zehn nicht möblierte Wohnstudios zur Verfügung. 2023 soll der Neubau «Francesco» im Kloster- garten bereitstehen. Es sind dreissig 2,5- und 3,5-Zimmer- Wohnungen vorgesehen. Der öffentliche Klostergarten hat die Lebensqualität im Quartier stark erhöht. Mit jahre- langem Einsatz hat Bruder Paul Mathis ihn in eine faszi- nierende Oase verwandelt. Seine regelmässigen Garten- führungen «Botanik, Lyrik, Kulinarik», unterstützt vom «Geh-Dichter» Christian Kaiser, sind sehr beliebt. ■ Das «Kloster zum Mitleben» in Rapperswil steht seit 30 Jahren Gästen offen und ist von Brüdern und Franziskane- rinnen gemeinsam geführt worden. Seit September über- nimmt eine junge reformierte Pfarrerin den weiblichen Part in der Kerngemeinschaft, die sich auch für Paare öffnen will. Das Angebot von Mitlebezeiten, Exerzitien, Weekends und Themenwochen wird ab 2022 bunter, wenn die neu zusam- mengesetzte Gemeinschaft ihre Räume wieder öffnet. Wir alle sind Zeugen des grössten Umbruchs in der Kapuzinergeschichte. Auf die Frage, wie er die Zukunft des Ordens sehe, antwortet Bruder Gebhard Kurmann, Guardian des Klosters Schwyz: «Wir alle haben ein Ver- fallsdatum auf dem Rücken – aber der Geist Francescos wird weiter leben.»

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