Zenit Nr. 4, November 2021

Pro Senectute Kanton Luzern 4 | 21 25 kein Alterswohnsitz», sagt die 67-jährige Theres Studer, die bis zur Pensionierung in der Seniorenarbeit der Pfarrei Ruswil tätig war. Die Erfahrung ihrer Arbeit war denn auch ein Mitgrund, weshalb sie für das Thema sensibilisiert war. Sie habe so oft schwierige Situationen miterlebt, wenn jemand den richtigen Moment verpasste, sagt sie. «Alles wird zu viel, man braucht Hilfe, doch die Kinder haben keine Zeit. Das wollte ich nicht.» Der richtige Zeitpunkt für ihren eigenen Umzug hing dann aber auch mit äusseren Faktoren zusammen. Konkret mit dem Neubauprojekt, in dem sie heute leben – nur 300 Meter vom alten Zuhause entfernt. Vor rund fünf Jahren wurde die erste Etappe des Moosguetparks in Angriff genom- men. Damals war Sepp Studer frisch pensioniert und sie hatten gerade in einen Wintergarten und in neue Hochbeete investiert. Dennoch erkundigte sich der heute 71-Jährige beimArchitekten. Der Zeitpunkt passte aber noch nicht. «2018 erhielten wir einen Anruf, dass nun ein weiteres Wohnhaus realisiert wird», sagt Sepp Studer. «Da wollten wir entscheiden.» Die Lage war gut, der Grundriss auch und der Preis akzeptabel. «Allerdings bedeutete es, dass uns jemand unser Haus abkaufen musste. Das gab schon etwas Druck», erinnert sich Theres Studer. Alles lief nach Plan. Im Januar 2020 haben die beiden den Kaufvertrag unterzeichnet, im Juli 2020 das Haus an ein junges Paar aus Ruswil verkauft. Dies bewusst, weil ihr Haus wieder zum Familienhaus werden sollte. Auf die Töchter mussten sie bei diesem Entscheid keine Rücksicht nehmen, da alle ihre eigenen Projekte hatten. Seit elf Monaten leben Studers nun gemeinsam mit zwölf anderen Parteien im Mehrfamilienhaus. Die Frage, ob man auf gute Nachbarschaft treffen werde, hat die beiden im Vor- feld beschäftigt. Fast noch mehr als jene, ob sie sich gut in die Wohnung einleben würden, geben sie zu. «Jede Veränderung braucht Mut und birgt ein gewisses Risiko», sagt Theres Studer. Andererseits sei man gefordert, in Bewegung zu bleiben. Und das tue gut. Die neue Wohnsituation entlastet von Haus- und Gartenarbeit und bietet Freiräume für neue Projekte. Noch wichtiger als die Entlastung von äusserer Arbeit sei jedoch die innere Freiheit, sind die beiden über- zeugt. «Wir haben nicht nur unsere Wohnsituation für die nächsten Jahre geklärt, sondern gleichzeitig durch den Docu- pass alles Rechtliche bis hin zur Patientenverfügung in Ordnung gebracht. Das ist auch Lebensqualität.» Wie beurteilt der Experte diese Lösung? Beim Verkauf vonWohneigentum an Fremde erziele man oft einen höheren Preis als bei einer familieninternen Lösung, sagt Tim Zemp vomVZVermögenszentrum. Allerdings sei der Zeitpunkt des Verkaufs schwieriger zu terminieren. «Vielleicht findet man schnell einen Käufer, vielleicht aber auch nicht. So ist nicht auszuschliessen, dass über eine gewisse Zeit zugleich Kosten für das alte und das neue Objekt auflaufen.» Auch Festhypo- theken mit langer Laufzeit können zum Problem werden, da bei der vorzeitigen Ablösung oft hohe Vorfälligkeitsent- schädigungen – auch Penalty genannt – fällig werden. Grund- sätzlich sei die Nachfrage nach Einfamilienhäusern immer noch hoch. «Aktuell ist ein guter Zeitpunkt zum Verkauf. Doch man weiss nie, ob er noch besser wird», so Zemp. Der Entscheid muss reifen Den Entscheid, vom Haus in eine Wohnung zu ziehen, haben auch Wolfgang und Doris Abt aus Nebikon gefällt. Dennoch war ihre Situation eine andere. Bis vor zwei Jahren lebten sie in einem geräumigen Holzhaus mit viel Umschwung, das sie vor 34 Jahren für sich und die beiden damals kleinen Kinder gebaut hatten. Wolfgang Abt liebte die Gartenarbeit – erst recht nach seiner frühzeitigen Pensionierung vor sechs Jahren. Doris Abt hingegen konnte wegen ihrer Rücken- probleme nicht so viel imHaus und Garten anpacken, wie sie gerne gemocht hätte. So brachte sie schon früh die Idee ein, in eine Wohnung zu ziehen. «Anfänglich hielt sich meine «Kommt der richtige Zeitpunkt, werde ich handeln» Ruth Fischer-Frei (77) schätzt ihr eigenes Haus.

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