Zenit Nr. 4, November 2021

16 Pro Senectute Kanton Luzern 4 | 21 Schon früh haben sich Angela Bucher-Kunz, 63, Pflegefachfrau Psychiatrie und Kunsttherapeu- tin, und ihr Mann Franz mit dem Wohnen im Alter auseinandergesetzt. Nach mehreren Woh- nungswechseln fanden sie am früheren Wohnort ihre Traumwohnung fürs Alter. Sie waren um die 50 und wohnten in einem gemieteten Haus mit sieben Zimmern, als dieses 2006 zum Verkauf stand. Nach langem Überlegen kauften sie es. «Wir wussten schon damals, dass wir im Alter nicht in einem Haus woh- nen wollten. Trotzdem renovierten wir es vollständig», erzählt Angela Bucher. Wenige Jahre später suchte der Ehemann zehn Jahre vor der Pensionierung noch einmal eine neue Herausforderung, fand jedoch in der Umgebung keine passende Stelle. Da keines der vier erwachsenen Kinder später im Entlebuch wohnen und das Haus über- nehmen wollte, verkaufte das Ehepaar nach fünf Jahren das Haus wieder und zog in eine geräumige 4½-Zimmer- Wohnung in der Ostschweiz. Angela Bucher schildert den aufwendigen Umzug von einem Haus in eine Wohnung: «Beim Räumen des Hauses muss man so viele Dinge loslassen, entsorgen oder weg- geben. Es ist ein intensiver Prozess, der viel Kraft kostet. Es braucht auch viel Überwindung, das Gewohnte zu ver- lassen, sich in einer andern Wohnung neu einzunisten und auszurichten. Erst nachher habe ich gemerkt, wie viel Frei- heit wir gewonnen haben.» Zum einen genossen sie es, an einem Ort zu wohnen, wo sie nicht alle kannten. Doch schon damals wussten sie: «Wenn wir noch einmal umziehen, möchten wir so woh- nen, dass wir auch im hohen Alter bleiben können.» Sie überlegten sich verschiedene Möglichkeiten. Die Gelegen- heit, mit Freunden gemeinsam ein Haus zu kaufen und dieses fürs Alter einzurichten, ergab sich nicht. Beim Gedanken an eine Genossenschaftssiedlung mit Gemein- schaftsräumen spürten sie ihr starkes Bedürfnis, unabhän- gig zu bleiben. Natur, Kultur und soziales Netz Schliesslich entschieden sie sich imHinblick auf die Pensio- nierung des Mannes für die Rückkehr an ihren ehemaligen Wohnort. «Wir hatten unser soziales Netz mit Freunden und Bekannten stets weitergepflegt. In der Ostschweiz hätten wir dieses mit viel Anstrengung neu aufbauen müs- sen.» Bei der Suche nach einer passenden Mietwohnung waren die Kriterien klar. Sie musste im Zentrum im Parterre liegen oder einen Lift haben, rollstuhlgängig und mit dem ÖV gut erreichbar sein sowie den finanziellen Möglichkeiten entsprechen. «Zwar bin ich seit einigen Jahren wieder berufstätig. Doch haben wir lange ein tradi- tionelles Familienmodell mit nur einem Einkommen gelebt. Eine Wohnung in der Stadt hätte unsere Möglich- keiten wohl überschritten», meint Angela Bucher. Vor zwei Jahren zogen sie in die grosszügige, fast durchgehend rollstuhlgängige 3½-Zimmer-Wohnung in Schüpfheim. «Wir wurden im Dorf gut aufgenommen. Es war das Beste, was wir im Hinblick aufs Alter machen konnten», freut sie sich. Auf die Frage, ob ihrWohnort nicht gar zu abgelegen sei, wehrt sie sich vehement: «Ich merke immer wieder, wie wenig Ahnung die Leute haben, was es heisst, im Entlebuch zu wohnen. Schüpfheim ist sensa- tionell gelegen. Die Natur ist wunderbar, auch kulturell ist hier sehr viel los. Zudem sind wir als ÖV-Nutzer sehr schnell in der Stadt. Ich kann mir im Hinblick auf das Alter keine bessere Wohnsituation vorstellen. Zentral wohnen im Entlebuch

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