Zenit Nr. 4, November 2021

Pro Senectute Kanton Luzern 4 | 21 15 WOHNEN IM ALTER Edith Hausmann, 72, wohnt in einer der 179 Genossenschaftswohnungen der abl und freut sich: «Es ist ein grosses Glück. Die 1½-Zimmer- Wohnung ist genau richtig für mich. Ich kann die Türe hinter mir schliessen und habe im Haus doch viele Kontakte, wenn ich will.» Vor ein paar Jahren wurde das Mehrfamilienhaus, in dem sie in einer 3-Zimmer-Wohnung lebte, verkauft. Da war EdithHaus- mann klar: «Ich muss mich nach einer neuenWohnung umse- hen.» Sie erkundigte sich bei mehreren Wohnbaugenossen- schaften nach Möglichkeiten. Eine 2-Zimmer-Dachwohnung im 5. Stock hätte ihr zugesagt. Doch wusste sie: EineWohnung ohne Lift ist im Alter nicht geeignet. In der zweiten Bewer- bungsrunde wurde ihr die geräumige, preisgünstige 1½-Zim- mer-Wohnung im 5. Stock der Siedlung Himmelrich 3 der All- gemeinen Baugenossenschaft Luzern abl zugesprochen. Doch reicht ihr der Platz in einer 1½-Zimmer-Wohnung? Stört es sie nicht, in einem Raum zu wohnen, der gleichzeitig Schlaf-,Wohnzimmer undKüche ist? Für die sportlicheMutter eines Sohnes und Grossmutter eines Enkels ist das kein Prob- lem. Die ehemalige PR-Fachfrau, die früher Fundraising für Hilfswerke machte, hat wenig Besitz und kauft nur, was sie braucht. Das Bett hat sie durch eine Kommode und mit Grün- pflanzen vom übrigen Raum abgetrennt. Viel Lebensqualität bietet auch die kleine Loggia. Dort trinkt sie denMorgenkaffee mit Blick zur Rigi, den Tee amAbendmit Blick zumPilatus. Sie verweist auf den Gemeinschaftsraum, den Partyraum und die Werkstatt: Räume, die sie bei Bedarf nutzen kann. Sehr wertvoll ist zudem die riesige Dachterrasse, die sich über alle drei zu einem Dreieck zusammengefügten Wohnblöcke zieht. Hier macht Edith Hausmann jeden Morgen ihre Übungen. Die Sicht auf Stadt und Berge ist traumhaft. Fest montierte Bänke und Tische, Sonnenschirme und Grillstellen laden zumVerweilen und Zusammensein mit Freunden ein. In der Siedlung leben alte und junge Menschen, Alleinste- hende, Paare und Familien mit Kindern. «Bedingt durch den unterschiedlichen Lebensrhythmus gibt es nicht so viele Kon- takte zwischen den Generationen», berichtet Edith Haus- mann. Doch haben sich Gruppen gebildet, die sich für die Gemeinschaft einsetzen. Die eine sorgt für Ordnung im Gemeinschaftsraum, eine andere für die Dachterrasse. Sie selber engagiert sich beim «Urban gardening», der Pflege der 12 Hochbeete im Innenhof. Die beteiligten Personen bespre- chen gemeinsam, was sie übers Jahr anpflanzen möchten, und erstellen einen Plan, wer für welche Arbeiten zuständig ist. In der Regel wird das Gemüse von den Gruppen-Mitglie- dern geerntet. Bei reicher Ernte macht Edith Hausmann einen Blog im Intranet der Siedlung. Sie schreibt, was aktuell geern- tet werden kann, und liefert gleich ein Rezept mit. Auf der Website können auch andere Wünsche oder Angebote ausge- schrieben werden. Wichtige Dienste leistete das Intranet wäh- rend des Lockdowns durch Angebote für gegenseitige Hilfe. Edith Hausmann organisiert zudem für die abl-Mitglieder jeden zweiten Monat eine Wanderung, die im Jahres- programm ausgeschrieben wird. Sie ist dankbar für ihre Wohnsituation. Verschiedene Geschäfte sowie die Spitex befinden sich in unmittelbarer Nähe. Zusammen mit der Nachbarschaftshilfe sollte ein Verbleib in der Wohnung auch dann möglich sein, wenn sie einmal gebrechlich sein sollte und auf Unterstützung angewiesen ist. Im «Himmelrich» mitten in der Stadt Wie möchten Sie im Alter wohnen? Einige machen sich darüber frühzeitig Gedanken, andere schieben das Thema weit von sich weg. Zwei Frauen und ein Mann berichten von ihren Erfahrungen. TEXTE UND BILDER: MONIKA FISCHER

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