Zenit Nr. 3. September 2025

IM ZENIT Pro Senectute Kanton Luzern 3 | 25 7 platz. «Ich hatte keine Ahnung, aber es war eine Abwechslung im eintönigen Leben in Rüti. Viele Zuschauer waren dort, ich sah, wie Cillo rannte und spielte, und fand das alles sehr aufregend.» Immerhin fielen sechs Tore. Und nach dem Spiel sagte sie ihm, es sei schon schade, habe sein Team nur unentschieden gespielt. Er musste sie eines anderen belehren, denn seine Mannschaft hatte 6:0 gewonnen und in der Halbzeit bereits 3:0 geführt. Die Fussballnovizin hatte nicht realisiert, dass die Mannschaften in der Halbzeit die Seiten gewechselt hatten. Die Beziehung entwickelte sich langsam, denn Cillo war fünf Jahre jünger – damals ein Tabubruch. Doch Heliane Canepa schätzte seine Gradlinigkeit: «Für einen 20-Jährigen war er bemerkenswert strukturiert. Und er machte auch keine Rechtschreibfehler, das hätte ich nicht ertragen.» Beruflich stieg sie stetig auf: Nach Stationen bei Sonnen- cremehersteller Hamol und der Wirtschaftsberatung Ernst & Young prägte sie schliesslich als Pionierin die Medizinaltechnik-Branche. Dies kam so zustande: «Mir war es dann wichtig, eine Stelle zu finden, bei der ich mit Einzelunterschrift arbeiten durfte. Das war, damals als Frau, gar nicht so einfach, aber ich fand mit der Firma Schneider ein vielversprechendes Start-up in der Medizinaltechnik.» Die Büros befanden sich in einer Zwei-Zimmer-Wohnung in Wiedikon. Dr. Andreas Grüntzig, Assistenzarzt am Unispital Zürich, meldete sich bei Canepa mit einer fantastischen Idee: Statt bei herzinfarktgefährdeten Patienten komplizierte und teure Bypass-Operationen durchzuführen, erfand er den sogenannten Ballonkatheter. Diese kostengünstige und ambulante Behandlungsmethode wurde zum Kassenschlager und die Firma expandierte unter der Leitung von Canepa international. 1979 verkaufte der Inhaber aus Altersgründen das Geschäft an den amerikanischen Pharmakonzern Pfizer für einige Dutzend Millionen Franken. Die Bedingung von Pfizer war aber, dass Canepa bleiben müsse. Sie war zu diesem Zeitpunkt bereits 16 Jahre lang Geschäftsleiterin. Sie blieb und baute die Mitarbeiterzahl von 5 auf weltweit rund 3000 aus, in Bülach waren es 560. Später wurde die Firmengruppe verkauft und nach Irland verlegt. Canepa blieb, bis alle Mitarbeitenden am Standort Bülach eine neue Stelle fanden. «Eigentlich wollte ich mich nach so vielen stressigen, arbeitsreichen Jahren ausruhen», meint sie zu ihrem nächsten Karriereschritt. Irgendwann kamen bei ihr die Unter- lagen von Nobel Biocare auf den Tisch, einem Unternehmen im aufstrebenden Zahnimplantats-Segment. Sie war begeistert von den Möglichkeiten und erkannte sofort, dass Nobel Biocare zwar grossartige Chancen hatte, sich aber operativ verzettelt hatte und auf zu viele Produkte setzte.

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