Zenit Nr. 3. September 2025

COACHING FÜR BETREUENDE ANGEHÖRIGE Die wertvolle und wichtige Aufgabe als betreuende Person kann mit viel Aufwand und psychischen und physischen Belastungen verbunden sein. Es besteht das Risiko, dass betreuende und pflegende Angehö- rige selbst erkranken und die Betreu- ungs- und Pflegesituation nicht mehr sichergestellt werden kann. Im Rahmen der Coaching-Gespräche werden betreuende Personen im Umgang mit belastenden Situa- tionen gestärkt und sensibilisiert. Im Zentrum stehen Ihre Bedürf- nisse und Anliegen. n Die maximal neun Coaching- Einheiten finden in einem Zeitraum von 3 bis 6 Monaten statt. n Kosten: CHF 39.–/Stunde. Das Kennenlerngespräch ist kosten- los. Erfahrene Coaches begleiten Sie gerne. Informationen: lu.prosenectute.ch/Angehoerige Simon Gerber, Bereichsleiter Sozial- beratung, Telefon 041 319 22 82 Was ist das wichtigste Ziel des Coachings für betreuende Angehörige? Dass es einen ver- traulichen Ort gibt, an dem über die oft schwierigen Themen und Herausforderungen beim Begleiten eines chro- nisch kranken Angehörigen gesprochen werden kann. Ebenso sollen Wün- sche und mögliche Ziele für eine entlastende Veränderung im Alltag thematisiert und gemeinsam überlegt werden. Wie gehen Sie in den ersten Gesprächen vor, um die Situation einer betreuenden Person zu erfassen? Zuhören und Anteil nehmen. Ich möchte den Alltag der betreuenden Person kennenlernen, das Augenmerk auf mögliche Überlastungen richten, diese ansprechen und einschätzen, ob und wo eine solche bereits besteht oder droht. Ich motiviere zur Selbsteinschätzung der eigenen Belastungsgren- Pro Senectute Kanton Luzern 3 | 25 17 COACHING Grenzen früh erkennen zen und bespreche Möglichkeiten, wie Veränderungen und Entlastungsmass- nahmen angepackt werden können. Welche Veränderungen sehen Sie häufig bei betreuenden Angehörigen im Verlauf der Coachings? Dass die Betreuenden ein Gefühl bekommen für die grosse Leistung im Alltag. Aber in der Selbsteinschätzung auch Grenzen kennenlernen, wo eine Überlastung aufgetreten ist oder aufzutreten droht, die für sie selbst ungut ist und gesundheitliche Folgen haben kann. Auch eigene Grenzen wahrnehmen und annehmen können und allenfalls Hilfe von aussen zulassen. Vielleicht besteht auch eine soziale Isolation, aus der man heraustreten möchte. Welche Rückmeldung einer betreuenden Angehörigen hat Sie besonders gefreut? Er hat mir gut zugehört. So konnte ich im Erzählen herausfinden, was mir gut tut und was nicht und selbst Entscheidungen treffen, was zu tun nötig ist. INTERVIEW UND TEXT: ESTHER PETER Ruedi Burger Coach und ehe- maliger Arzt für Innere Medizin Betreuende Angehörige laufen oft Gefahr, sich zu überlasten und selber zu erkranken. Ein professionelles Coaching kann helfen, dass es nicht so weit kommt. Mit Unterstützung den Alltag meistern Irma Dubach (80) aus Horw betreut seit sechs Jahren ihren an Frontotemporaler Demenz erkrankten Mann. Der Alltag ist herausfordernd und verlangt viel Kraft. Tiefgründige Gespräche wie früher sind nicht mehr möglich. Verbundenheit bleibt vor allem im Nonverbalen und ist durch feste Rituale spürbar. Über Pro Senectute lernte sie das Coaching-Angebot für betreuende Angehörige kennen, dies genau in einem Moment, als zusätzliche Belastungen wie eine Hüftoperation bei ihrem Mann und Veränderungen in der Wohnung anstanden. Inseln für sich selber schaffen Die Wertschätzung und Klarheit des Coaches stärkte sie, Schritt für Schritt Ziele zu formulieren und in die Praxis umzusetzen. Sie wurde auch darin bestärkt, externe Unterstützung, unter anderem durch die Spitex, zu organisieren, um die Betreuungssituation zu entlasten und ihren Mann bestmöglich begleiten zu können. Dadurch schaffte sich Irma Dubach wieder Freiräume, um vermehrt zu musizieren, Konzerte zu besuchen oder Freundinnen zu treffen. Dies sind alles wohltuende Inseln, um den fordernden Alltag gemeinsam mit ihrem Mann mit Kraft und Zuversicht zu meistern. Foto: zVg

RkJQdWJsaXNoZXIy MjYwNzMx