Zenit Nr. 3, September 2021

Pro Senectute Kanton Luzern 3 | 21 5 Telefonats nochmals auf und führt aus, was ihn am Titel «Das Tier und wir» stört: «Mit dieser Kategorisierung nehmen wir uns das Recht heraus, über alles zu verfügen. Dabei sind wir nur eine Spezies unter Millionen auf dieser Erde. Unser DNA-Alphabet ist dasselbe wie jenes des Zebras, des Wolfs oder des Regenwurms.» Der künstliche, kategorische Unterschied zwischen Mensch und Tier lasse sich in keiner Weise rechtfertigen. Lektion zwei, wenn man Andreas Moser kennenlernt: Er denkt stets umfassend, in Kreisläufen, vernetzt – ganz dem Titel seiner Sendung «Netz Natur» verpflichtet. In den letzten 33 Jahren produzierte der promovierte Biologe mit seinem fünfköpfigen Team insgesamt 209 Sendungen, die regelmässig bis zu 600 000 Zuschauerinnen IM ZENIT Fotos: Raphael Hünerfauth Leben zwischen dem überheblichen «hier wir Menschen» und «dort alle anderen Arten» nervt ihn. Eines lernt man sofort, wenn man den 65-jährigen Biologen kennenlernt: Andreas Moser sagt, was er denkt. Und damit regt er sein Gegenüber an, eingeschliffene Gedankenpfade zu verlassen und die Welt aus neuen Blickwinkeln zu betrachten. Genauso, wie er es jahrelang in seinen Sendungen getan hat. Zwischen dem ersten telefonischen Kontakt und dem persönlichen Treffen sind einige Wochen vergangen. An einem sonnigen Hochsommertag legt Andreas Moser auf dem Weg von seinem Wohnort bei Zürich zu seiner Ferienwohnung im Bleniotal für das Magazin Zenit einen Zwischenstopp im Kanton Luzern ein. Im Gespräch am Ufer des Sempachersees nimmt er den Faden des Zur Person Dr. Andreas Moser wurde 1956 als erstes von zwei Kindern in Basel geboren und wuchs in unmittelbarer Nähe des Basler «Zolli» auf. Nach der Matura studierte er Biologie. Als wissenschaftlicher Assistent betreute er das Gifttierlabor des Schweizerischen Tropen- instituts und half unter anderem mit, einen 24-Stunden-Beratungsdienst für Gifttier- Notfälle aufzubauen. Seine Dissertation verfasste er über Kreuzottern im Engadin. Bereits während des Studiums veröffent- lichte Andreas Moser zahlreiche Tier- und Naturreportagen in Printmedien. 1987 wurde er von der Sendung «Karussell» beim Schweizer Fernsehen angeworben. Ab 1989 moderierte er die Sendung «NETZ – Reportage aus der Natur» als Nachfolgesendung der Produktionen von Hans A. Traber. 1993 übernahm er die Redaktionsverantwortung. Im Verlauf seines Berufslebens wurde Andreas Moser mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, unter anderem 2010 mit dem Prix Media der Schweizerischen Akademien der Naturwissenschaften, dem Natur- und Umweltschutzpreis der Zürcher Zoologischen Gesellschaft und 2014 mit dem Zürcher Fernsehpreis. Ausserdem erhielt er 2006 den Ehrendoktor der Universität Zürich. 2021 entschied die Direktion von Schweizer Radio und Fernsehen SRF, die Sendung «Netz Natur» aus dem Programm zu streichen. Dies zeitgleich mit der offiziellen Pensionierung von Andreas Moser. Er bleibt jedoch beruflich weiterhin aktiv, mit seiner neu gegründeten Firma «AMoNat», einer Kompetenz- und Wissensplattform für Naturfragen.

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