Zenit Nr. 3, September 2021

UNABHÄNGIGE BESCHWERDESTELLE Pro Senectute Kanton Luzern 3 | 21 25 Gewalt im Alter enttabuisieren Neben verschiedenen Organisationen wie die Unabhän- gige Beschwerdestelle für das Alter UBA in der Deutsch- schweiz befasst sich auch das Parlament mit dem Thema der Gewalt im Alter. Denn die Zahlen haben aufgeschreckt. Gegen eine halbe Million ältere Menschen erleben in der Schweiz jedes Jahr Formen von Gewalt und Vernach- lässigung. Zu diesem Ergebnis kam der Bericht «Präven- tion von Gewalt im Alter», der im Auftrag des Parlaments erstellt wurde. Deshalb beauftragte der Bundesrat im Herbst 2020 das Departement des Innern, den Bedarf für ein Impulsprogramm gegen Gewalt im Alter abzuklären. In der Corona-Pandemie nahm die Luzerner Nationalrätin Ida Glanzmann-Hunkeler den Faden wieder auf. Am 15. Juni 2021 reichte sie eine von 78 Ratsmitgliedern unterzeichnete Motion für die Realisierung eines Impuls- programmes mit Fokus auf Betreuung ein mit folgender Begründung: «Gewalt im Alter führt zu viel Leid und ist eine grosse Belastung für alle betroffenen Stellen. Gleich- zeitig bleibt sie ein gesellschaftliches Tabu. Wie stark fragile ältere Menschen auf die Unterstützung von Dritten angewiesen sind, hat die Corona-Pandemie in aller Deutlichkeit vor Augen geführt. Betreuungsangebote können einen wesentlichen Beitrag leisten, um der Isolation älterer Menschen entgegenzuwirken und Angehörige zu entlasten.» Gespräch mit dem Arzt dabei zu sein. Erfreulicherweise brachte dieses auch dank neuen Medikamenten starke Entlastung, es gab keine Zwischenfälle mehr. Unterschiedliche Beschwerden Eine andere Frau hatte sich bei der UBA beschwert, sie sei unberechtigterweise in der Klinik und wolle herausgeholt werden. Gespräche vor Ort mit der Patientin und dem Arzt zeigten die Hintergründe auf. «Ich erklärte der Patientin bei einem weiteren Besuch, dass der Aufenthalt in der Klinik für sie wichtig sei. Sie akzeptierte es und war dankbar, dass sich die UBA um sie bemüht hatte», zeigt Ruth Aregger auf. Zunehmend gehen auch Beschwerden aus Heimen bei der UBA ein. Es sind z.B. Klagen gegen die Betreuungs- personen wegen unsorgfältigen Umgangs mit Gegenstän- den wie Hörgeräten. Oder ein Heimbewohner, der sich nicht an die Regeln hält und eine Umplatzierung nicht akzeptiert, droht mit der Presse. «Wir übernehmen eine Vermittlungsfunktion und versuchen im Gespräch, Kon- flikte zu entschärfen, auf die sachliche Ebene zu bringen und eine Lösung anzustreben. Es kann sehr langwierig werden und ist ein Erfolgserlebnis, wenn es gelingt», berichtet Rita Estermann Abt. Die beiden Frauen schildern die Arbeitsweise der UBA. In der Geschäftsstelle in Zürich werden die Beschwerden zentral entgegengenommen, die Fakten aufgelistet und aufgrund der örtlichen Zuständigkeit die Fachkommission für die Bearbeitung festgesetzt. Dort entscheiden die Mit- glieder aufgrund ihres Vorwissens und ihrer verfügbaren Zeit eigenständig, ob sie die Aufgabe übernehmen können. Wegen der oft komplexen Situationen beschäftigen sich stets zwei Fachpersonen zur gegenseitigen Unterstützung undQualitätskontrolle mit einer Beschwerde.Alle Anfragen werden streng vertraulich behandelt. Einsätze können einen Monat bis zu einem Jahr dauern. Rita Estermann Abt und Ruth Aregger staunen immer wieder, wie oft mit wenig Aufwand eine Entlastung möglich wird und damit für das Wohlergeben der Betroffenen viel erreicht werden kann. Sie schätzen es, wenn sie Wissen und Erfahrung anwenden und durch die freiwilligen Einsätze der Gesellschaft etwas zurückgeben können. Auch macht es Freude, aktiv etwas zur Verbesserung einer Situation bei- tragen zu können. Es ist ihr Anliegen, dass die Menschen Konflikte nicht unter dem Deckel halten und sich nicht schämen, Unterstützung zu holen. «Es ist wichtig, sich bei einer Überforderung oder wenn sich ein Konflikt anbahnt rechtzeitig zu melden und nicht zu warten, bis die Situation eskaliert.» In Kooperation mit Luzerner Kantonsspital | kommunikation@luks.ch | luks.ch/veranstaltungen Rechtsträger für den Betrieb des Luzerner Kantonsspitals ist die LUKS Spitalbetriebe AG Dienstag, 19. Oktober 2021, 18.30 bis 20.00 Uhr Hörsaal, LUKS Luzern Referent: Dr. med. Urs Jeker, Leitender Arzt Innere Medizin LUKS Luzern Der Eintritt ist frei. Die Platzzahl ist beschränkt. Eine Anmeldung ist wegen der Corona-Situation zwingend notwendig. Bitte melden Sie sich an unter: luks.ch/gsond-ond-zwaeg Bluthochdruck und Herzinfarkt – wie passt das zusammen? Öffentlicher Vortrag: «Gsond ond zwäg is Alter» Inserat

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