Zenit Nr. 3, September 2017

Pro Senectute Kanton Luzern 3 | 17 11 VON KATHARINA LEY, PSYCHOTHERAPEUTIN Die Grosseltern im Volksmund sind jene, die ihren Enkeln zur Verfügung stehen und ihnen Resonanz entgegenbringen. Diese leiblichen Grosseltern pflegen eine Beziehung zu ihnen, hüten sie, reisen mit ihnen, gärtnern und werken, kochen und essen mit ihnen. Sie machen es mit Freude. Wenn die Kräfte im Alter nachlassen, wird eine Entscheidung fällig, ob es noch weitergehen kann mit dem aktiven Grossmutter- oder Grossvater-Sein. Dann gibt es jene, die ebenfalls (meist) leibliche Grossel- tern sind, aber entweder noch voll im Berufsleben stehen oder im Pensionsalter lieber reisen und das Leben anders ge- stalten möchten, als mit kleinen Enkeln zusammen zu sein. Auch das ist legitim. Grosseltern dürfen auch Nein sagen zum Hüten. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie Grosseltern mit ihren Kindern und mit den Enkeln solidarisch sein kön- nen. Hüten ist eine davon. Und gleichzeitig: Enkel zu hüten ist gelebte generationenübergreifende Solidarität. Das hat nicht nur mit den gesund und kräftig gebliebenen Gross- eltern zu tun, sondern wesentlich auch damit, dass heute Kinder (also die Eltern der Enkelinnen und Enkel) eine bes- sere, dialogfähigere, tolerantere und freiwilligere Beziehung zu ihren Eltern (sprich den Grosseltern) haben, als es bei den Alt-68ern und ihren Eltern der Fall war. Nicht mehr Pflichten und Erwartungen dominieren, sondern eine Haltung von Neugier, von Freiwilligkeit und von Freude aneinander. Zudem sind soziale Kompetenzen und Konfliktfähigkeit in allen Generationen gestiegen. Generell bringt der Austausch zwischen den Generationen neue Einsichten und Erfahrungen und damit Verän- derungen in denBeziehungen.Wie sich ein Elternpaar als Gross- eltern erlebt, wie die Kinder und Enkel die ältere Generation er- lebt, wie sich ein Paar in zweiter Ehe als Grosseltern erlebt, wie es für Enkel ist, wenn sie mehrere Grossmütter und Grossväter haben usw. – das sind alles spannende Erlebnisfelder, die her- Grosseltern sind nicht gleich Grossel tern Leibliche oder soziale (also nicht verwandte) Grosselternschaft ist im gelingenden Fall gelebter Austausch und Solidarität zwischen den Generationen. Grosseltern sind heute anders und vielfältiger und überraschender als früher. Es gilt deshalb zu differenzieren zwischen den verschiedenen Formen, wie man diese Rolle gestalten kann. Foto: Fotolia HERBSTSAMMLUNG SCHULDENFALLEN

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