Zenit Nr. 2, Juni 2022

RUBRIK Pro Senectute Kanton Luzern 2 | 22 27 WAS MACHT EIGENTLICH …? Es war nicht sein Ziel, eine Autobiografie zu schreiben, es hat sich so ergeben. Viele Kollegen hatten ihn gedrängt: «Du hast so vieles gemacht und erlebt, schreib es doch auf!» Für ihn gab es auch tiefere Gründe. Er wollte sichtbar machen, dass hinter Erfolgen häufig auch Misserfolge stehen. So war er selber ein Schulversager, eine Zeitlang arbeitslos, er reüssierte nicht als Kommandant der Luzerner Stadtpolizei und wurde als Nationalrat nicht wiedergewählt. «Wir alle können etwas verändern und oft in einem langen Prozess zum Guten verwandeln», erklärt er den Titel der Broschüre «Verwandlung». Als gläubiger Mensch schmerzt ihn der Werteverlust in der Gesellschaft, dessen Ursachen er in der Ich-Bezogenheit und der Gier nach Macht und Reichtum sieht. «Vielleicht kann ich ältere Menschen dazu motivieren, am Glauben, dem Fundament für das Gute, festzuhalten und auch darüber zu sprechen», nennt er eine weitere Motivation für seine Broschüre. Im Zentrum stand für ihn stets die Familie.Wie war dies zu vereinbaren mit einer Arbeit, bei der er oft wochenlang abwesend war? «Es ist nicht die Quantität, die zählt, sondern die Qualität. In meiner Freizeit war ich auch wirklich zu Hause präsent.» Er verweist auf seine Frau Therese, eine aktive, selbstständige Persönlichkeit, seine Traumfrau. Ihr hat er die Broschüre gewidmet, war es doch sie, die enorm viel für die Familie mit Tochter und Sohn geleistet und ihn bei seinen Karriereschritten ebenso unterstützt hat wie zur Zeit seiner Misserfolge. Höhepunkte waren für ihn die vier Jahre (1998–2002) als Kommandant der Päpstlichen Schweizergarde. «Ich schätzte die verantwortungsvolle Aufgabe, für die Sicherheit von Papst Johannes Paul II. zu sorgen in einem Umfeld, wo ich mich im Kirchenapparat sehr wohl fühlte.» Als drittes wichtiges Feld bezeichnet er die 13 Jahre als Instruktionsoffizier der Rettungstruppen der Schweizer Armee. Bei der Ausbildung der Erwachsenen fühlte sich der ausgebildete Sekundarlehrer wohler als beim Unterrichten von Kindern. «Durch Erklären von Zusammenhängen und Vermitteln von universellen und zeitlosen Werten wie Moral, Anstand, Tugend, Hoffnung, Barmherzigkeit und Gerechtigkeit konnte ich mehr Einfluss nehmen.» Besonders schätzte er auch die Einsätze in der Katastrophenhilfe beim Bergsturz von Randa und bei den Überschwemmungen in Brig sowie die zwei Auslandeinsätze zur Friedensförderung in Namibia und der Westsahara. Den inneren Frieden gefunden Dass er als konservativ gilt, stört ihn nicht. Es war ihm immer wichtig, an seinenÜberzeugungen festzuhalten.Auch seit der Pensionierung ist sein Leben ausgefüllt. Er engagiert sich ehrenamtlich u.a. als Präsident der Lungenliga Zentralschweiz und der Offiziersgesellschaft der Rettungstruppen, zudem macht er Taxidienste für die Baldegger Schwestern. Daneben geniesst er seine Freizeit beimLesen,Wandern, Joggen, Schwimmen, Beten oder auf Ausflügen mit dem Generalabonnement. «Nach einem langen, erfüllten Leben mit erfolgreichen und schwierigen Zeiten habe ich den inneren Frieden gefunden. Das ist das Beste, was ein Mensch erreichen kann. Ich war noch nie so glücklich wie im sogenannten Ruhestand und sehe auch dem höheren Alter mit einer gewissen Gelassenheit entgegen.» MONIKA FISCHER Foto: Monika Fischer Er war unter anderem Armeeinstruktor, Kommandant der Schweizergarde im Vatikan und der Stadtpolizei Luzern und CVPNationalrat. In der autobiografischen Broschüre «Verwandlung» erzählt Pius Segmüller (70) von seinen Erfolgen und Niederlagen, von der Bedeutung des Glaubens und der Werte. Im Dienst der Sicherheit Pius Segmüller: «Verwandlung». Broschüre, 75 Seiten. CHF 12.– inkl. Versand. Erhältlich unter: pius.segmueller@bluewin.ch oder Telefon 077 520 10 87

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