Zenit Nr. 2, Juni 2021

Pro Senectute Kanton Luzern 2 | 21 35 Mann. Mit ihrem zweiten Mann, dem Tuchhändler Josef Morel, führt sie eine Textilhandlung in Luzern. Nach dessen Tod leitet sie ein Hotel auf der Rigi – doch dieses brennt nieder. Ihr neuer Verehrer wird von einem Nebenbuhler getötet. Ihre Adoptivtochter wird ihr wegge- nommen. Politisch engagiert sie sich bei den liberalen «Pfefferfrauen». 1850 wird sie Vorsteherin der Hauswirt- schaft im Hotel Schweizerhof. Als dieses 1861 von der Familie Hauser übernommen wird, eröffnet die 71-Jährige ihre eigene «Pension Morel». Neun Jahre später braucht Oberst Segesser eine Chefin der Hauswirtschaft für sein neu eröffnetes «Grand Hotel National». Er stellt die 80-Jäh- rige ein mit den Worten: «Wenn Sie nur da sind, bin ich schon zufrieden.» Sie stirbt 1876 und wird in einemHallen- grab der Hofkirche beigesetzt. Marie Amrein-Troller (1849–1931) Die Retterin des Gletschergartens Sie war ein sehr intelligentes Mädchen und hätte gerne studiert – unmöglich zu dieser Zeit, selbst für die Tochter des Stadtmüllers. Man bedenke: Die ersten Mädchen wurden erst 1972 an der Kanti Luzern zugelassen. So besuchte sie ein Pensionat in Fribourg, bevor sie mit 21 den Bankangestellten Josef Troller heira- tete. Nach dessen Tod 1881 führte sie den verschuldeten, 1873 eröffneten Gletschergarten weiter. Doch die Banken kündigten die Darlehen. «Gut meinende» Verwandte rieten der 32-jährigen Witwe und Mutter von vier Kindern zum Konkurs oder zu für sie ungünstigen Verträgen. Trotzdem gab sie die Zügel des Unternehmens nicht aus den Händen. Mit ihrem unerschütterlichen Willen und ihrer kommuni- kativen Intelligenz vermochte sie das wunderschöne Schweizerhaus und das Museum als Familienbesitz zu hal- ten. 1899 brachte sie sogar trotz grossem Widerstand aus der Familie das Spiegellabyrinth nach Luzern. In der «Belle Epoque» (1900–1914) kamen jährlich über 90 000 Besu- chende in den Gletschergarten. 1919 übergab sie dessen Leitung an ihre Tochter Mathilde und ihren Sohn Wilhelm. Dass es den Gletschergarten heute noch gibt, ist ihr zu ver- danken. Daher begrüsst ihr «sprechendes Porträt» heute die Besuchenden des Museums und ziert ihr Porträt seit 2020 die «Wall of Fame» in der ZHB. Minnie Hauk (1851–1929) Opernsängerin vonWeltruhm Minnie Hauk wurde 1851 in New York geboren und schon früh als musikali- sches Wunderkind entdeckt. Ihr grosser Förderer war der Millionär Leonard Je- rome (der Grossvater von Winston Churchill). Mit 15 Jahren sang sie bereits im Winter Garden in New York. Ab Ok- tober 1868 tourte sie durch Europa mit Auftritten in London, Lille, Paris, den Niederlanden, Berlin und Moskau. Sie trat mit italienischen und deutschen Opern auf. Ab 1870 war sie drei Jahre an der Wiener Hof- oper engagiert. Für die neugegründete Komische Oper in Wien war sie in der Eröffnungssaison 1874 der grosse Star. Katharina Morel- Kaufmann hatte ein bewegtes Leben und blieb bis ins hohe Alter sehr aktiv. Foto: Historisches Museum Luzern

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