Zenit Nr. 1, Februar 2023

Die meisten wünschen sich ein möglichst selbstbestimmtes Leben im Alter. Welche Chancen und Risiken bieten sich durch die Digitalisierung? Alterspolitik im digitalen Wandel 8 Pro Senectute Kanton Luzern 1 | 23 Foto: Adobe Stock VON KATHRIN LEITNER * Die Transformation der Digitalisierung betrifft alle Bevölkerungsgruppen, auch diejenige von 65plus stark. Ihre Lebensbereiche werden von diesem tiefgreifenden Veränderungsprozess in Wirtschaft und Gesellschaft und den immer leistungsfähigeren Informations- und Kommunikationstechnologien stark tangiert. Und auch sie sind darauf angewiesen, auf diesen Wandel gut vorbereitet zu sein, um an ihm teilhaben zu können. Umso wichtiger ist daher ein Blick auf aktuelle Entwicklungen auf der politischen Ebene. Wie viel wissen wir über die digitalen Kompetenzen von Schweizer Seniorinnen und Senioren? Und wie sind etwa die Gemeinden aufgestellt, um «Smart Aging», also die digitale Teilhabe von älteren Menschen, zu fördern? Nehmen wir als Basis die «Strategie Digitale Schweiz 2023», die seit 2018 Leitlinien für das Handeln der Schweiz im Bereich der digitalen Transformation definiert. Ziel dieser Strategie ist, die Chancen des digitalen Wandels so zu nutzen, dass alle nachhaltig davon profitieren. Interessanterweise steht in dieser Leitlinie weniger die Technologie, sondern der Mensch im Mittelpunkt: Gemäss des «Digital first»-Prinzips der Strategie sollen daher digitale Angebote, die den Menschen nützen, konsequent priorisiert werden. D. h., man priorisiert digitale Lösungen, wann immer möglich und so weit sinnvoll. Wenn aber nötig, bietet man auch nicht-digitale, also analoge, Lösungen an. Dadurch unterscheidet sich «Digital First» vom Prinzip «Digital Only», das ausschliesslich auf digitale Lösungen setzt (Digitale Schweiz, 2022). Ein guter Mix zwischen digital und analog, abgestimmt auf die Bedürfnisse der Zielgruppen, könnte daher ein zielführender Ansatz für altersgerechte digitale Lösungen sein. Digitale Kompetenzen erweitern Es ist davon auszugehen, dass ältere Personen sehr wohl besser verstehen wollen und auch können, wie Informations- und Kommunikationstechnologien funktionieren, um sie selbstbestimmter anwenden zu können. Gerade weil die Transformation umfassend ist und viele Angebote (sei es E-Banking, online einkaufen usw.) nur online zur Verfügung stehen, sind sie auch darauf angewiesen, damit umgehen zu können. Sie wünschen sich und brauchen auch mehr Unterstützung beim Erlernen und Bedienen der Anwendungen. Aber es gibt Hürden. Viele, die ihre digitalen Kompetenzen erweitern möchten, trauen sich das Erlernen aber nicht zu. Im Gegensatz zu Deutschland hat sich die strategische Alterspolitik in der Schweiz noch weniger mit den Herausforderungen und Chancen der Digitalisierung auseinandergesetzt. Ersichtlich wird dies auch darin, dass die erste gesamtschweizerische Bestandesaufnahme zur strategischen Altersarbeit in den Schweizer Gemeinden die Chancen und Herausforderungen der Digitalisierung für die ältere Bevölkerung noch nicht explizit adressiert. Schweizer Gemeinden stehen vor strategischen Herausforderungen, wenn es darum geht, ein Umfeld zu schaffen, das den Bedürfnissen der älteren Generationen gerecht wird und deren Gesundheit, Partizipation und selbstbestimmtes Handeln fördert. Viele Gemeinden erkennen in der Digitalisierung grosse Chancen, sehen in der eigenen Gemeinde aber erheblichen Nachholbedarf (Myni Gmeind», 2021; Tillessen, 2021). Eine altersgerechte Digitalisierungsberatung bzw. Technologieberatung als Baustein der kommunalen Dr. Kathrin Leitner, Hochschule Luzern – Soziale Arbeit – Institut für Soziokulturelle Entwicklung. Im Rahmen des Interdisziplinären Themenclusters (ITC) «Raum & Gesellschaft» forschen Teams der Hochschule Luzern zum Fokusthema Smarte Soziale Infrastrukturen im Bereich Digitalisierung und Alter: https://sites.hslu.ch/itc/raum-gesellschaft/

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