Zenit Nr. 1, Februar 2023

IM ZENIT Pro Senectute Kanton Luzern 1 | 23 7 leiste. Einmal war es ein gemeinsames Trekking auf dem kalifornischen John-Muir-Trail, wo das Essen für zehn Tage mitgeschleppt werden musste, ein anderes Mal sogar die Besteigung des Kilimandscharo mit Zeltübernachtungen. «Das liebe ich mehr als ein Fünfstern-Hotel.» Nächsten Sommer wird Carl Elsener 65. Die AHV hat er schon mal aufgeschoben. Er sei gesund, motiviert und noch immer offen für Entwicklungen. Deshalb wird er vorläufig weiterarbeiten. Bis 90 wie sein Vater? «Nein», winkt er ab. «Bei den heutigen Anforderungen ist es wichtig, irgendwann einen klaren Schnitt zu machen.» Aber vielleicht bis 70. Aktuell arbeiten zwei seiner Kinder im Unternehmen mit, dazu acht weitere Familienmitglieder. Eine familieninterne Nachfolge würde Carl Elsener gefallen. «Doch wir müssen sehr sorgfältig sein, wemwir diese verantwortungsvolle Aufgabe übertragen. Gefragt ist eine Person, die kann, die will und die auch die nötige Leidenschaft mitbringt.» Der heutige CEO verhehlt nicht, dass er sich freuen würde, wenn jemand aus der fünften Generation in Zukunft die Verantwortung übernehmen würde. «Aber auch diese Generation muss sich bewähren und sich bewusst sein, dass überdurchschnittliches Engagement und Einsatz gefragt sind.» Verborgene Talente ausleben Ob mit 70, etwas früher oder auch etwas später: Irgendwann wird Carl Elsener IV. die Führung des Unternehmens an einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin übergeben. Er traue sich zu, dann loslassen zu können. «Zudem habe ich eine Frau, die mich diesbezüglich unterstützt», sagt er augenzwinkernd. Dann wird es mehr Raum und Zeit für Träume geben. Er möchte beispielsweise Länder intensiver bereisen, die er auf seinen Geschäftsreisen nur oberflächlich kennengelernt hat. Mehr lesen, Biografien oder Geschichtsbücher, wofür bisher nur wenig Zeit bleibt. Ausserdem jasse er sehr gerne. Diesem Hobby möchte er etwas intensiver nachgehen. «Und dann möchte ich wieder mehr zaubern», sagt er und sorgt bei der Journalistin für Verwirrung. Zaubern? Seitdem er als Kind einen Zauberkasten geschenkt bekam, ist er davon fasziniert. Jahre später kaufte er sich an einemMessestand in Las Vegas ein paar Zaubertricks hinzu und zauberte dann leidenschaftlich gern für die Familie oder Freunde – und vor vielen, vielen Jahren auch für die Schulklasse seiner späteren Frau, die damals die erste bis dritte Klasse unterrichtete. An diese «Karriere» möchte er nach der Pensionierung wieder anknüpfen. Wer weiss, vielleicht legt der Victorinox-CEO dann jeweils das nur gerade 21 Gramm leichte Mini-Taschenmesser Classic SD in seinen Hut und zaubert den 340 Gramm schweren Work Champ XL mit elf Zentimetern Länge und 31 Funktionen wieder hervor. Carl Elsener hätte bestimmt seine Freude daran. Victorinox setzt sich zusammen aus «Victoria», dem Namen der Mutter des Firmengründers, und «Inox», der Abkürzung für rostfreien Stahl. Das Unternehmen ist heute die grösste Messermanufaktur Europas. Das Sortiment an Taschenmessern und Multifunktionstools umfasst über 400 Modelle mit bis zu 80 verschiedenen Funktionen. Das Haushalt- und Berufsmesser-Sortiment ist noch grösser und umfasst 600 verschiedene Modelle für Privathaushalte, Profiküchen oder Metzgereien. 36 Prozent des Umsatzes macht das Unternehmen mit Taschenmessern, 34 Prozent mit Haushalt- und Berufsmessern, 17 Prozent mit Reisegepäck, 10 Prozent mit Uhren und 3 Prozent mit Parfums. Seit der Gründung 1884 ist Victorinox ein familiengeführtes Unternehmen. Carl Elsener leitet die Firma als Konzernchef und Präsident des Verwaltungsrates in vierter Generation. Im Jahr 2000 gaben er und seine zehn Geschwister ihre Aktien unentgeltlich in eine Unternehmensstiftung ein. Mit diesem Schritt wollten sie den Fortbestand des Unternehmens auch bei wirtschaftlich ungünstigen Rahmenbedingungen sichern. Die Stiftung hält heute 90 Prozent der Victorinox-Aktien, die restlichen 10 Prozent befinden sich im Besitz der gemeinnützigen Carl und Elise Elsener-Gut Stiftung. Victorinox beschäftigt weltweit 2100 Mitarbeitende, davon 1200 in der Schweiz an den Standorten Ibach SZ und Delémont JU, und ist die zweitgrösste Arbeitgeberin im Kanton Schwyz. Die Messerschmiede

RkJQdWJsaXNoZXIy MjYwNzMx