Zenit Nr. 1, Februar 2023

Pro Senectute Kanton Luzern 1 | 23 15 PERSÖNLICHKEITEN Seit 44 Jahren sitzt Kari Emmenegger, 71, imRollstuhl, er arbeitete bis zu seiner Pensionierung im ParaplegikerzentrumNottwil als Berufs- und Laufbahnberater und war Leiter des Instituts für berufliche Wiedereingliederung von querschnittgelähmten Menschen. Heute hat er eine eigene Firma und berät Menschen mit einer Behinderung zu IV-Fragen, auch in Nottwil ist er noch Teilzeit tätig. «Zu Weihnachten habe ich mir ein neues iPhone gekauft, und auch sonst bin ich digital immer noch mitten im Leben», sagt Kari Emmenegger. Hingegen fehlt er auf sämtlichen SocialMedia-Kanälen – eine bewusste Entscheidung. «Da wird meine Zeit gestohlen, diesen Luxus des NichtDabeiseins kann ich mir leisten.» Für Rollstuhlfahrer gibt es viele digitale Hilfsmittel; etwa eine App, mit der man Zugang zu BehindertenToiletten im öffentlichen Raum hat. Kari benutzt sie aber kaum, da er trotz Rollstuhl sehr selbstständig unterwegs ist. Mit der zunehmenden Geschwindigkeit in der digitalen Welt kann er noch gut mithalten. «Wenn ich einen neuen PC brauche und etwas nicht verstehe, frage ich einen Kollegen.» Aber auch er tut sich mit den immer rascheren Veränderungen schwer. «Manchmal, wenn ich stundenlang versuche, eine neue Software zum Laufen zu bringen, frage ich mich, ob sich der Aufwand lohnt.» Aber grundsätzlich sei er sehr interessiert an der künstlichen Intelligenz. «Und ich glaube, dass sich die EDV-Branche bewusst ist, dass sie die ältere Generation als zahlungskräftige Kundschaft nicht verlieren darf. Ich vertraue darauf, dass in Zukunft vermehrt digitale Angebote für unsere Generation auf den Markt kommen.» (RB) «Künstliche Intelligenz interessiert mich» Kari Emmenegger (71), Eich Die 90-jährige Silvia Bossart hat zwar ein Handy und ein Tablet, sie kann telefonieren und E-Mails lesen. Aber die Bedienung der Geräte bereitet ihr Mühe. «Oft reagiert das Tablet nicht, wenn ich draufdrücke, oder dann passiert etwas, das ich gar nicht wollte.» Wenn ein Update verlangt wird und sie sich durchklicken müsste, ist sie «Ich komme einfach nicht mehr mit» ratlos. Die ehemalige kaufmännische Angestellte und Hausfrau musste in ihrem Berufsleben nie mit einem Computer umgehen. «Damals habe ich noch mit der elektrischen Schreibmaschine gearbeitet.» Während vieler Jahre störte es sie kaum, dass sie praktisch komplett analog unterwegs war. «In den letzten Jahren merkte ich immer mehr, dass es zunehmend schwierig ist, den Alltag so zu bestreiten.» Seit Jahren besitzt sie ein GA, obwohl sie nur noch selten Zug fährt. Ein Billett am Automat lösen kann Silvia Bossart nicht mehr, und bediente Bahnschalter gibt es nur noch wenige. Ihre Rechnungen zahlt sie auf der Post, auch Bargeld bezieht sie am Schalter. Aber das Leben ohne digitalen Zugang wird von Jahr zu Jahr umständlicher. Krankenkassenrechnungen, Bankbelege, Steuern – Behörden, Firmen und Institutionen möchten immer öfter auf digitalen Kanälen kommunizieren. «Ich bekomme zum Glück weiterhin alles per Post», sagt Silvia Bossart. «Wie lange das noch so bleibt, ist ungewiss. Manchmal denke ich, dass es schon toll wäre, wenn ich das alles auch könnte. Aber ich komme da einfach nicht mehr mit.» (RB) Silvia Bossart (90), Zürich

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