Zenit Nr. 1, Februar 2023

Nicola Wyss, ist es wirklich nötig, dass sich auch Menschen über 70 oder 80 mit demHandy auskennen? Ja, es ist nötig, weil es so vieles vereinfacht. Die Bargeld- und Billettautomaten sind Auslaufmodelle. Der Abfallkalender der Stadt Luzern ist schon heute nur noch digital aufgeschaltet, ansonsten muss er speziell bestellt werden. Das sind nur zwei von vielen Beispielen. Ich weiss, dass das bei vielen Seniorinnen und Senioren für Unmut sorgt. Andererseits geht mit dem Handy vieles tatsächlich einfacher und es entstehen ganz neue, tolle Möglichkeiten. Das möchte ich in den Kursen aufzeigen. Worauf achten Sie beimUnterrichten ganz besonders? Ganz wichtig ist, den Teilnehmenden die Angst vor diesem «Knochen» zu nehmen. Kinder oder Enkelkinder betonen immer, wie einfach die Anwendung des Smartphones ist. Doch für Einsteigerinnen und Einsteiger ist das eine ganz neue Materie, mit der man sich erst vertraut machen muss. Schwierige Begriffe versuche ich mit einfachenWörtern zu umschreiben. Da wird der Home-Button, die kreisrunde Taste am unteren Rand des Bildschirms, schon mal zum «Tschüss-Knopf», weil man damit eine App beenden kann. 10 Pro Senectute Kanton Luzern 1 | 23 Welches sind die wichtigsten Inhalte, die Sie im Kurs vermitteln? Im Grundkurs tasten wir uns langsam an das Gerät heran, betrachten es erst von aussen, lernen, wo man den Ton lauter oder leiser oder gar auf lautlos stellen kann, wo die Kamera ist, der Lautsprecher und so weiter. Ausserdem lernen wir die Anwendungsarten kennen, die es beim Smartphone gibt, mit dem Finger tippen oder über den Bildschirm wischen zum Beispiel. Das üben wir mit einfachen Aufgaben wie Wecker oder Stoppuhr ausprobieren. Mit den ersten Erfolgen verfliegen auch die Ängste. Ein wichtiger Inhalt im Grundkurs ist zudem das Telefonieren, inklusiv Speichern von Nummern als Kontakte. Im Aufbaukurs wird das Wissen vertieft, wir lernen, Apps herunterzuladen und diese zu organisieren. Welchen wichtigen Ratschlag geben Sie den Kursteilnehmenden mit auf denWeg? Das Wichtigste ist, dass man das Handy tatsächlich mitnimmt, wenn man aus der Wohnung geht. Ebenso wichtig ist, dass man telefonieren kann. Das gelingt nur, wenn man übt. Dutzende von Handykursen für Seniorinnen und Senioren hat Nicola Wyss (59) in den letzten Jahren geleitet. Ihr wichtigster Ratschlag an die Kursteilnehmenden: Das Handy nicht zu Hause lassen, wenn man die Wohnung verlässt, und immer wieder üben, wie man im Notfall jemanden anruft. Smartphone: Dank Kurs Foto: Astrid Bossert Meier Ein grosser Bildschirm dominiert den Schreibtisch im Büro von Katharina von Burg. Mit flinken Handgriffen ruft die 89-Jährige auf ihrem Computer das Grafikprogramm «Microsoft Paint» auf und öffnet eine Datei. Das Dokument beinhaltet schön gestaltete, Mit 89 Jahren immer noch tä Katharina von Burg ist oft zu Hause. Umso wichtiger ist für die 89-Jährige der Computer. Sie schaut auf Youtube Vorträge, schreibt E-Mails oder gestaltet mit einer Grafiksoftware kleine Büchlein mit Lebensweisheiten. Manchmal fühlt sie sich dennoch überfordert von der Technik. philosophische Gedanken zur Welt der Bäume. Diese druckt Katharina von Burg aus und bindet sie mittels Spiralbindung zu kleinen Büchlein. Über 500 Büchlein zu unterschiedlichen Themen hat sie in den letzten Jahren geschaffen.

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