03 / 2025 ERFAHRUNGSBERICHT KINDERÄRZTE. SCHWEIZ 61 DR. MED. SABINE PFEIFFER FACHÄRZTIN FÜR KINDER- UND JUGENDMEDIZIN, KINDERARZTPRAXIS IM GARTEN, LUZERN Korrespondenzadresse: dr.med.sabinepfeiffer@ gmail.com Fortbildung «Kinderrheumatologie und Ultraschall der Gelenke – ein Update» 4. April 2025 in Luzern Daniela Kaiser führte uns auch durch die diagnostischen Parameter bei einer vermuteten rheumatologischen Diagnose. Eine BSG >50 spricht für Rheuma. Bei gleichzeitiger Anämie immer an eine Leukämie denken, gerade bei Handgelenkschmerzen. Infekt muss ausgeschlossen sein. Typischerweise zeigt sich bei der leukämischen Arthritis eine erniedrigte Leukozytenzahl mit relativer Lymphozytose, während bei der juvenilen idiopathischen Arthritis (JIA) eine Neutrophilie vorliegt. Antinukleäre Antikörper (ANA) sind bei 50–80% der Kinder mit juveniler idiopathischer Oligoarthritis – der häufigsten Form der JIA – positiv. Eine Differenzierung der ANA ist in der Regel nicht erforderlich. Häufig besteht eine begleitende Uveitis, daher zwingend eine augenärztliche Untersuchung. Die erweiterte Diagnostik ist empfohlen bei einer Monarthritis >6 Wochen. Wenn >1 Gelenk entzündet ist, muss sie frühzeitig in Erwägung gezogen werden. Rheumafaktoren nur bei Polyarthritis (Jugendliche) bestimmen, ein isolierter Nachweis ist belanglos! Serologische Untersuchungen sollten bei para- oder postinfektiöser Arthritis zurückhaltend eingesetzt werden; ein direkter Erregernachweis ist meist sinnvoller. Der Antistreptolysin-Titer (AST) sollte immer zusammen mit einem zweiten Titer bestimmt werden (z. B. ASL, ASLO) und ist nur bei deutlicher Erhöhung klinisch relevant. Johannes Roth referierte über autoinflammatorische Erkrankungen und besprach ihre häufige genetische Basis. Das PFAPA (periodisches Fieber, aphthöse Stomatitis, Pharyngitis, zervikale Adenitis) als häufigste Form eines periodischen Fiebersyndroms hat 4 Therapieoptionen: Antipyrese, Prednisolon, Prophylaxe mit Colchicin/ Cimetidin, Tonsillektomie. Spannend ist auch das Modell des Aphtösen Krankheitskontinuums von rezidivierenden Aphten über PFAPA bis zur Behcet’s disease. Wir führten auch die korrekte Gelenkuntersuchung an Kindern durch. Es ist vor allem auf die Symmetrie zu achten, denn es gibt kaum Referenzwerte, und die Messwinkel dienen mehr als Verlauf. Johannes Roth begeisterte uns für seine grosse Leidenschaft, nämlich die Sonografie der Gelenke, Faszien und umliegenden Gewebe mit dem Credo «you got to move it». Er führte uns durch die Therapie-Entwicklung von ungerichtet (NSAR, Glukokortikoide) zu spezifisch (Biologica), inklusive Tipps zur Therapiebegleitung. Eine relevante Neuigkeit ist, dass Lebendimpfungen unter Methotrexat oder Biologika nach Rücksprache mit Rheumatolog:innen verabreicht werden können. ■ Daniela Kaiser referierte über Schmerzen am Bewegungsapparat und führte uns sehr spannend durch die häufigsten Krankheitsbilder und ihre Differentialdiagnosen. Bei einem Rezidiv von Hüftschmerzen mit der so häufigen und banal anmutenden Diagnose Coxitis fugax ist immer ein Röntgenbild notwendig, da auch ein M. Perthes mal mit einem Erguss einhergehen kann. Rezidivierende Coxitis fugax treten in bis zu 15% auf, dann an eine andere Diagnose denken. Generell liegt eher keine Coxitis fugax vor bei Kind >8 Jahre, einem langen Verlauf, erhöhten Entzündungsparametern, fehlendem Erguss oder familiärer Belastung. Zu vermeidende Pitfalls sind dann eine inkomplette Untersuchung, fehlende Laboruntersuchungen wie Blutsenkung (BSR), keine Therapie mit Non-Steroidalen, Antirheumatika (NSAR) und eine fehlende Nachkontrolle. Bei lang auftretenden Fussschmerzen an eine aseptische Knochennekrose (M. Köhler I und II) denken. Bei nächtlichen Beinschmerzen sind die Red Flags: eine Persistenz, Crescendo-Symptomatik, Einseitigkeit, Einbezug eines Gelenks, morgendliche Schmerzen, Rötung, Schwellung, Druckschmerz, eingeschränkte Aktivität und Laborauffälligkeiten. Therapieoptionen einfacher nächtlicher Beinschmerzen sind Eisen- oder Magnesiumsubstitution oder auch Vitamin D 1000–2000 IE tgl. für 2 Monate. Das Osteoidosteom ist eine wichtige Differentialdiagnose, es produziert Prostaglandine, deshalb sind NSAR wirkungsvoll. Ebenso meist nächtliche Schmerzen verursachen eine nicht bakterielle chronische Osteomyelitis. Diese tritt am häufigsten an Clavicula und Sprunggelenk auf und ist auch assoziiert mit pustularer Psoriasis palmar oder plantar. Fotos: Irmela Heinrichs
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