KINDERÄRZTE.SCHWEIZ 3/2025

03 / 2025 NACHHALTIGKEIT IN DER PÄDIATRIE KINDERÄRZTE. SCHWEIZ 57 DR. MED. PATRICK HETZEL LEITER DER ARBEITSGRUPPE NACHHALTIGKEIT VON KINDERÄRZTE SCHWEIZ, RIEHEN Korrespondenzadresse: patrick.hetzel@ik.me Die multiprofessionelle Initiative Hitze und Schule beider Basel führt zu insgesamt 4 parlamentarischen Vorstössen Prävention: KIS-Mitglieder engagieren sich erfolgreich für Hitzeschutz in Schulen gendliche gibt es bisher nicht. Diese Situation war der Anlass für eine neu gegründete Arbeitsgruppe Hitze und Schule der Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin Regio Basel und Mitgliedern der Arbeitsgruppe Nachhaltigkeit von Kinderärzte Schweiz (Bianca Storim, PH), in einem bisher einmaligen bikantonalen Projekt gemeinsam mit den Lehrer:innenverbänden beider Basel und Parlamentarier:innen auf dieses bisher nicht ausreichend beachtete Problem hinzuweisen. Nach einem Jahr produktiver interprofessioneller Zusammenarbeit forderten sie im März in einer Medienkonferenz im Universitätskinderspital beider Basel Massnahmen für einen besseren Hitze- und Gesundheitsschutz in den Schulen beider Basel. Diese Initiative von KIS-Mitgliedern und der genannten AG stiess auf grosse Resonanz und in den Kantonen Basel-Stadt und Baselland wurden in der Folge bisher je zwei parlamentarische Vorstösse für besseren Hitzeschutz von Kindern und Schwangeren in der Schule lanciert und zum Teil schon an die Regierung überwiesen. In dem im Juni veröffentlichten Hitzemassnahmenplan des Kantons Basel-Stadt wurden nach Empfehlungen der Hitze-MassnahmenToolbox des BAG (Massnahmenkatalog für den Schutz der menschlichen Gesundheit vor Hitze in der Schweiz) Massnahmen für die Ebenen Information, Management Hitzeereignis und langfristige Anpassung festgehalten. Leider fehlen in diesem Hitzemassnahmenplan derzeit noch die konkreten Massnahmen für Schüler:innen, sie wurden in die Verantwortung des Erziehungsdepartements übergeben. Ein Vorstoss in Basel-Stadt fordert nun ein Temperatur-Monitoring und einen HitzeAktionsplan für die Schulen. Wir sind gespannt, wie es damit weitergeht, und werden uns in diesem aktuell dynamischen Prozess für die Klima-Gesundheit der Kinder und Jugendlichen und für Hitzeschutz zu Wort melden und konkrete Massnahmen einfordern. Einen Einblick ins Thema gibt euch auch das 2. Webinar Basler Klimaimpuls. Wir würden uns freuen, wenn auch Kolleg:innen aus anderen Kantonen Interesse am Thema hätten. Kommt gerne auf uns zu! ■ Durch die menschengemachte Erderwärmung hat die Anzahl der Hitzetage in der Schweiz in den letzten Jahren deutlich zugenommen. In Abhängigkeit von den globalen Klimaschutzbemühungen wird sich diese Zahl bis 2060 noch verdoppeln oder verdreifachen (s. Grafik). Dabei unterschätzen die Temperaturen an den Messstellen von Meteo Schweiz die tatsächliche Hitzebelastung von Kindern und Jugendlichen deutlich. Unsere Patient:innen, die z. B. in Schweizer Städten leben, sind durch den sog. Hitzeinseleffekt deutlich häufiger Temperaturen über 30 °C ausgesetzt als solche, die auf dem Land leben. Anekdotische Berichte von Schüler:innen, Lehrer:innen und Eltern in der Praxis, sowie Temperaturmessungen von Mitgliedern des Lehrerverbands Baselland im Sommer 2023 zeigen, dass je nach Lage, Gebäudestruktur und Lüftungsmöglichkeiten der Schule Kinder und Jugendliche in Schulzimmern starker Hitze ausgesetzt sein können. Die Temperaturen in Baselland lagen an 3 aufeinanderfolgenden Augusttagen um 12 Uhr mittags im Durchschnitt bereits über 30 °C, es herrschte also definitionsgemäss Hitze in der Schule. Dabei gab es Schulzimmer mit Temperaturen bis 36 °C, der Spitzenwert lag in einem Schulzimmer sogar bei 42 °C. Ein systematisches Temperatur-Monitoring in Schulen gibt es derzeit in der Schweiz noch nicht und die letzte Hitzefrei-Regelung wurde in Basel-Stadt im ersten Jahrtausendsommer 2003 abgeschafft. Schüler:innen und Lehrer:innen «arbeiten» aktuell im Sommer unter potenziell gesundheitsschädlichen und lernbeeinträchtigenden Bedingungen. Schwangere (Lehrerinnen) dürfen deshalb lt. Arbeitsgesetz nicht bei Temperaturen über 28 °C arbeiten, entsprechende Regelungen für Kinder und JuZunahme der Anzahl von Hitzetagen um 2060 gegenüber 1981–2010 (30-jährige Mittel). Die Werte an fünf Stationen zeigen die Durchschnittswerte von 1981–2010 und den möglichen Bereich um 2060. https://www.meteoschweiz.admin.ch/wetter/ wetter-und-klima-von-a-bis-z/hitze.html © Klimaszenarien CH2018 Hitzemassnahmenplan des Kantons Basel-Stadt 2. Webinar Basler Klimaimpuls bs.ch/klimaimpuls

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