KINDERÄRZTE.SCHWEIZ 3/2025

03 / 2025 THEMENHEFTTEIL: 30 JAHRE KIS KINDERÄRZTE. SCHWEIZ 43 DR. U. FRÖHLICH TRAUMDOKTOR DER STIFTUNG THEODORA, HUNZENSCHWIL Korrespondenzadresse: kommunikation@theodora.ch Beschwingt in die Zukunft – Eine Einladung zu selbstansteckender Leichtigkeit Das Unsichtbare sehen Im Zimmer ist ein Kind mit seiner eigenen Welt. Ich beobachte, nehme wahr, versuche Teil dieser Welt zu werden. Ich sehe den Blick zur Mutter. Das Stirnrunzeln des Vaters. Und wenn ich merke, dass sich das Kind zurückzieht, mache ich mich selbst ein bisschen kleiner, leiser, langsamer. Nähe kommt oft durch Reduktion. Empowerment Wenn ich den Zauberstab verkehrt herum halte, Wörter falsch ausspreche oder dauernd den Handschuh fallen lasse, freut sich das Kind und geniesst seine eigene Überlegenheit. Warum nicht das Pflaster falsch herum halten oder den eigenen Bauch abhören? Lassen Sie sich ertappen, das Kind wird schon weiterhelfen. Das Spiel suchen Ich suche in allem das Spiel. Einfach, weil es Spass macht. Das hat zwar manchen Chef zur Weissglut gebracht, aber heute ist es mein Arbeitsinstrument. Ein Stift, der nicht stillhalten kann, ein Daumen, der quietscht, ein Taschentuch, welches zum Gespenst wird. Spielen ist keine Zeitverschwendung. Wenn das Otoskop zum Geheimagenten wird oder das Abhören zur Expedition, dann wird vielleicht aus einem «Ich will nicht!» ein «Was kommt als Nächstes?». Und manchmal zeigt sich die Zeitersparnis auch erst beim nächsten Besuch. Humor – Medizin ohne Nebenwirkungen Ich habe ein Ziel. Wenn ich den Raum verlasse, soll es besser sein als vorher. Heller, schöner, farbiger – einfach besser. Es ist wie auf dem bestimmten Örtchen: «Bitte verlassen Sie den Raum so, wie Sie ihn anzutreffen wünschen.» Aber drastischer: «Bitte verlassen Sie den Raum aufgeräumter, sauberer und wohlduftender, als Sie ihn angetroffen haben.» Immer, auch im Alltag. Das ist in Ihrer Arbeit natürlich nicht immer möglich. Und doch hilft Humor als Haltung. Nicht nur für das Kind, auch für die Eltern, die Mitarbeitenden – und nicht zuletzt für Sie. Und wenn der Humor nichts genützt hat, so hat es wenigstens Spass gemacht. Liebe Ärzt:innenschaft, Sie brauchen keine Requisiten und müssen sich nicht verstellen. Es braucht nur die Entscheidung zu Leichtigkeit, Verbindung und Spiel. Ich ziehe den Hut – sogar die Blume aus dem Hut – vor Ihrer Arbeit. Und ich hoffe, Sie ziehen manchmal vor dem Spiegel die Augenbrauen hoch und denken: «Wie schön ist doch mein Beruf als ‹Traum-Doktor:in›.» ■ Mit u fröhlichen Grüssen Ihr Dr. U. Fröhlich Liebe Kinderärztinnen und Kinderärzte Sie beobachten die Atmung, hören das Herz, sehen den Ausschlag und bringen Medizin. Ich beobachte die Emotionen, höre das Lachen, sehe das Plüschtier und bringe Spiel. Oder Staunen. Oder Unsinn – natürlich wohldosiert. Ich bin Traumdoktor der Stiftung Theodora. Und ich liebe unsere Zusammenarbeit mit den Ärztinnen, Ärzten und dem Pflegefachpersonal. Oft ist das Untersuchungszimmer eine Bühne, auf der Angst, Schmerz und Unsicherheit Regie führen. Ich betrete dieselbe Bühne mit einem anderen Skript: jenem des Spiels, des Staunens, des Lachens. Manchmal lässt sich ein Kind durch die Begegnung mit dem komischen Mann verändern, und es entsteht ein Fenster, durch das auch Sie leichter hindurchsehen können. Sie bringen die Struktur, ich das Spiel; Sie die Diagnose, ich die Fantasie. Und beides ist Teil eines Ganzen. Was wir teilen, ist die Beziehung zum Kind. Sie haben keinen Traumdoktoren bei sich? Das ist zwar schade, aber nicht schlimm. Vielleicht und hoffentlich steckt auch in Ihnen ein bisschen Traumdoktorin oder Traumdoktor. Wenn Sie wollen, erzähle ich Ihnen gerne etwas von meinem Handwerk. Auch wenn Sie nicht wollen. Ich kann nicht anders. Die Türe als Übergang Vor dem Betreten des Zimmers halte ich kurz inne und spüre den Moment. Es geht nicht um den letzten oder den nächsten Besuch. Es geht nur um das Jetzt. Wie betrete ich den Raum? Mit welchem Gesichtsausdruck? In welchem Tempo? Die Kinder scannen uns schneller als jeder Virenschnelltest. Über Dr. U. Fröhlich und die Stiftung Theodora Dr. U. Fröhlich ist seit über 15 Jahren als Traumdoktor für die Stiftung Theodora im Einsatz. Die Stiftung wurde 1993 von den Brüdern André und Jan Poulie gegründet, um das Wohlergehen von Kindern in Spitälern und spezialisierten Institutionen zu fördern. Die 76 Künstlerinnen und Künstler wurden für die Gegebenheiten im Gesundheitswesen ausgebildet und besuchen regelmässig 32 Spitäler, 28 Institutionen für Kinder mit Behinderungen und ein Kinderhospiz in der Schweiz. Bei mehr als 115000 Besuchen pro Jahr öffnen sie gemeinsam mit den Kindern ein Fenster in die Fantasie und schenken ihnen unvergessliche Momente voller Freude, Trost und Leichtigkeit. Die Stiftung ist als gemeinnützig anerkannt und finanziert ihre Aktivitäten durch Spenden und Unternehmenspartnerschaften. Foto: Stiftung Theorora

RkJQdWJsaXNoZXIy MjYwNzMx