THEMENHEFTTEIL: 30 JAHRE KIS 03 / 2025 KINDERÄRZTE. SCHWEIZ 38 DR. MED. ROLF TEMPERLI CO-PRÄSIDENT FPP/KIS 2005–2013, LIEBEFELD Korrespondenzadresse: temperli-rossini@bluewin.ch «Sentiment noble et passionné qui se conserve et se communique... Enthousiasme, passion, ardeur pour une cause, un métier, un art, etc.» Feu sacré Routine kommt nur auf, wenn wir sie zulassen. Nach der Matura liegen uns alle Möglichkeiten offen. Was für ein Privileg. Wir entschieden uns für die Medizin. Aus Freude an der Wissenschaft; aus Freude am Austausch mit den Patient:innen, der Nähe zu ihnen, zu unserem Team; aus Freude an der Arbeit, der Denkarbeit und dem Handwerk; und aus Freude, für andere und mit anderen etwas Positives bewirken und das Resultat unserer Arbeit direkt beobachten zu können. Der Arztberuf setzt Wissen, Empathie, Offenheit und Einsatzbereitschaft voraus. Er lehrt uns Geduld, Bescheidenheit und Demut und den Umgang mit Freude und Trauer. Wir sind tief drin im Leben, jeden Tag. Feuer für die Pädiatrie Ich wollte Hausarzt werden, aus Freude an der Vielseitigkeit des Berufes und aus Faszination für die Lebensgeschichten und Lebensweisheiten der Patienten. Was für ein Erfahrungsschatz! Noch mehr Staunen bietet die Pädiatrie, die Entwicklung vom Säugling zum Erwachsenen, der kaum vorhersehbare Weg mit vielen Kurven, Herausforderungen und Gestaltungsmöglichkeiten, Erfolge und Misserfolge beim Grosswerden. Der gemeinsame Blick in die Zukunft. Die Offenheit der Kinder. «Du bisch e coole Arzt» aus dem Mund eines Kindes ist zwar noch kein Gütesiegel, aber einer von vielen kaum zu übertreffenden Höhepunkten im Berufsleben. Feuer für die Praxis Mehr Gestaltungsfreiheit geht nicht. Wir sind zwar in ein Regelwerk eingebunden, unterliegen Auflagen und Kontrollen und werden von Politik, Medien und Krankenkassen bedrängt. Und trotzdem geniessen wir sehr viele Freiheiten. Freiheiten bezüglich Arbeitszeit, Ferien, Arbeitslast, Arbeitstempo, Wahl des Arbeitsortes; Wahl der Mitarbeitenden; Wahl der Arbeitsmethoden; bis Das Forum für Praxispädiatrie und Kinderärzte Schweiz begleitete mich während meiner ganzen Praxistätigkeit. Und umgekehrt. Schon dreissig Jahre lang. Den Beruf des Praxispädiaters während Jahrzehnten und über das Pensionierungsalter hinaus mit uneingeschränkter Freude auszuüben, mag vielleicht – auch wenn es etwas pathetisch anmuten mag – mit etwas wie dem feu sacré in Verbindung stehen. Feuer für die Wissenschaft Es gibt keinen anderen Bereich als die Medizin, in dem so schnell so viele signifikante Fortschritte erzielt werden, welche den Menschen direkt zugutekommen. Und wir sind dabei, wir lernen ununterbrochen dazu und stellen uns kritisch infrage, wir evaluieren, wir passen an und wir setzen um. Für die Patient:innen und für die Gesellschaft. Immer mehr Krankheiten, auch ehemals zwingend tödliche wie zum Beispiel Mukoviszidose oder Muskeldystrophie, können behandelt, immer mehr Krankheiten können gar vermieden werden – ich denke hier an HPV-, RSV- oder Pneumokokken-Infekte. Ja klar: Während ich Medizin studierte, schrieben andere mit Begeisterung in einer Garage Computerprogramme … feu sacré. Feuer für den Beruf Wissen, Erfahrung, Kunst, Handwerk, Teamwork, Individualität. Foto: Magda Zatari, Unsplash Foto: Pexels/Pixabay
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