KINDERÄRZTE.SCHWEIZ 3/2025

THEMENHEFTTEIL: 30 JAHRE KIS 03 / 2025 KINDERÄRZTE. SCHWEIZ 18 Die Auslandsabhängigkeit prägt auch die Pädiatrie Doch auch für die Pädiatrie gilt: Wer einen Blick in die Zukunft der schweizerischen ärztlichen Versorgung werfen möchte, greift deutlich zu kurz, wenn er nur die Entwicklung der eidgenössischen Facharzttitel betrachtet. Denn, wie ebenfalls bereits aus Abbildung 1 ersichtlich, wird auch in der Pädiatrie ein grosser Teil des Bedarfs von Kolleg:innen aus dem Ausland gedeckt. Gerade in der letzten Dekade machten die eidgenössischen Facharzttitel (blauer Teil der Säulen) einen kleineren Anteil gegenüber den aus dem Ausland anerkannten Weiterbildungstiteln (gelber Teil der Säulen) aus. Unter anderem lässt sich an Abbildung 1 ablesen, dass von den insgesamt 1714 neuen pädiatrischen Facharzttiteln der letzten zehn Jahre (2014–2023) mit 38% (n=652) über ein Drittel aus dem Ausland kamen.2 Die Pädiatrie profitiert weniger vom Ausland als andere Disziplinen Abbildung 1 zeigt damit deutlich, dass es in der pädiatrischen Versorgung ohne den Zuzug aus dem Ausland heute noch grössere Versorgungsprobleme gäbe. So wie in ausnahmslos allen medizinischen Fachdisziplinen kann die Schweiz auch in der Pädiatrie ihren Bedarf immer weniger mit selbst aus- und weitergebildeten Ärzt:innen decken. Trotz der hohen Auslandsabhängigkeit auch in der Pädiatrie muss jedoch festgehalten werden, dass die Pädiatrie noch vergleichsweise wenig vom Ausland profitiert: Denn der Anteil der Pädiater:innen ist unter den anerkannten ausländischen Weiterbildungstiteln geringer als unter den eidgenössischen Titeln. Dies wird in Abbildung 2 deutlich: Während die Kinder- und Jugendmedizin unter den eidgenössischen Weiterbildungstiteln (blau) durchschnittlich 6% ausmacht, liegt ihr Anteil unter den aus dem Ausland anerkannten Weiterbildungstiteln (gelb) nur bei etwa 4%. Und mit Blick auf die Auslandsabhängigkeit zeigt sich noch ein weiterer interessanter Unterschied: Der Frauenanteil ist unter den aus dem Ausland zuziehenden Pädiater:innen deutlich geringer. In den letzten zehn Jahren (2024–2023) lag er «lediglich» bei 63%.2 Was bedeutet das für die aktuelle Versorgungssituation? Wie wirken sich diese Entwicklungen nun auf die aktuelle Praxispädiatrie aus? Abbildung 3 zeigt, dass der Frauenanteil im Praxissektor über die letzten Jahrzehnte in allen Fachdisziplinen zugenommen hat (rot gestrichelte Linie).4 Dieselbe Entwicklung sehen wir auch in der Pädiatrie (rote durchgehende Linie), nur auf deutlich höherem Niveau.4 Damit vollziehen sich in der Praxispädiatrie heute bereits Strukturveränderungen in Richtung Teilzeitarbeit und Gemeinschaftspraxen, die andere Disziplinen erst etwas später prägen werden. Insgesamt zeigt sich in der Ärzteschaft, dass Frauen mit 7,6 Halbtagen ein tieferes durchschnittliches Arbeitspensum aufweisen als Männer (9,0 Halbtage). Praxisärztinnen arbeiten entsprechend auch häufiger in Doppel- oder Gruppenpraxen, wo der Frauenanteil gut 48% beträgt – und weniger in Einzelpraxen, wo ihr Anteil bei 37% liegt.5 Vor diesem Hintergrund ist nicht besonders erstaunlich, dass die Anzahl der Einwohner:innen pro Arzt/Ärztin in der Praxispädiatrie über die Jahre sogar 4.5 3.9 5.7 6.0 7.8 8.4 4.8 5.9 6.2 6.0 5.2 5.2 5.2 6.2 7.4 6.5 5.6 6.4 6.2 7.4 5.3 5.6 4.5 5.3 2.7 5.3 3.1 2.5 2.6 3.1 4.1 3.8 4.6 5.3 4.0 4.5 4.8 4.8 5.0 4.7 4.1 4.3 3.8 5.3 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 2022 2023 Anteil KJM von gesamten eidgenössischen WBT Anteil KJM von gesamten anerkannten WBT Abbildung 2: Der prozentuale Anteil der pädiatrischen Facharzttitel an allen Facharzttiteln liegt unter den in der Schweiz erteilten eidgenössischen Weiterbildungstiteln (blau) bei durchschnittlich 6%. Unter den aus dem Ausland anerkannten Weiterbildungstiteln (gelb) beträgt der Anteil der Pädiatrie nur etwa 4%. 0 10 20 30 40 50 60 70 80 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 2022 2023 Frauenanteil Praxissektor allgemein Frauenanteil Praxissektor KJM Abbildung 3: Der Frauenanteil in der praxisärztlichen Versorgung ist in den letzten Jahren deutlich gestiegen, in der Kinder- und Jugendmedizin jedoch auf besonders hohem Niveau.

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