THEMENHEFTTEIL: 30 JAHRE KIS 03 / 2025 KINDERÄRZTE. SCHWEIZ 10 DR. MED. ARNOLD BÄCHLER CO-PRÄSIDENT FPP 1995–1997, ST. GALLEN Korrespondenzadresse: baechler.arnold@bluewin.ch DR. MED. FRANZ FITZE CO-PRÄSIDENT FPP 1997–2000, RORSCHACH Korrespondenzadresse: franz.fitze@bluewin.ch DR. MED. HANNES GEIGES CO-PRÄSIDENT FPP 1998–2002, RÜTI ZH Korrespondenzadresse: hannes.geiges@gmx.ch DR. MED. CYRIL LÜDIN CO-PRÄSIDENT FPP 1995–1998 UND 2002–2003, MUTTENZ Korrespondenzadresse: cyril@luedin.eu DR. MED. ALAIN WIMMERSBERGER PRÄSIDENT DER GRÜNDUNGSVERSAMMLUNG FPP 1995, CO-PRÄSIDENT FPP 2000–2002, VISP Korrespondenzadresse: alain.wimm@bluewin.ch Erinnerungen an die Gründungsjahre des Forums für Praxispädiatrie FPP (heute KIS) ist die kindliche Entwicklung als verbindendes und legitimierendes Element der Kinderheilkunde immer mehr aus dem Fokus der Klinik verschwunden. Die kinderärztliche Betreuung von Patient:innen mit einem Problem, das sich nicht eindeutig einer pädiatrischen Subspezialität zuordnen liess, verlagerte sich zunehmend in den Bereich der Praxispädiatrie. Zur Erfüllung dieser anspruchsvollen allgemeinpädiatrischen Aufgabe fehlte uns anfänglich jedoch das Rüstzeug, weil uns in den Weiterbildungsjahren niemand dazu anleiten konnte. Frisch in der kinderärztlichen Praxis angekommen, sahen sich Kinderärzt:innen oft von den Hausärzt:innen konkurrenziert, die es verstanden, ihre geringe pädiatrische Kompetenz mit familienzentrierten Strategien und einem guten Röntgen- und Laborangebot aufzuwiegen. Das Missbehagen der Praxispädiater:innen mit ihrer beruflichen Identität führte von einem anfänglich individuellen Erleben allmählich zu einer kollektiven Erfahrung, die freiberuflich tätige Kinderärzt:innen aus verschiedenen Landesteilen zusammenführte. In der SGP gab es durchaus Kolleg:innen, die unser Unbehagen verstanden und unseren Veränderungswünschen gegenüber positiv gesinnt waren – Prof. Dr. med. Andrea Fanconi und Dr. med. Ulrich Lips seien hier namentlich erwähnt. Bald wurde uns klar, dass eine umfassende Neuorientierung der Praxispädiatrie1 nach einem eigenen Berufsverband rief. Die anfänglich nach aussen gerichtete Kritik an der mangelhaften klinischen Weiterbildung2 und der ungenügenden standespolitischen Vertretung unserer Anliegen durch die SGP wandelte sich in eine kritische Selbstreflexion und führte 1995 zur Gründung des Forums für Praxispädiatrie. Bei allem Erneuerungswillen stellte sich bald eine labile Balance ein zwischen grossen Vorhaben und vorhandenen Ressourcen. Die Kommunikation unter uns Praxispädiater:innen basierte auf Telefonkonferenzen, Faxnachrichten und bilateralen Telefonaten. Von den heute üblichen Zoom-Meetings und E-Mail-Kontakten konnten wir damals nur träumen. Der Gedankenaustausch galt zunächst folgenden Grundthemen: Pädiatrische Vorsorge:3 Implementierung eines Präventionsprogramms, das neben der Umsetzung des In den ersten Jahren unserer Praxistätigkeit in den 1980er- und 90er-Jahren erlebten wir eine grosse Diskrepanz zwischen den beruflichen Kompetenzen, die wir in der Klinik erworben hatten, und den Anforderungen und Erwartungen, denen wir in der Praxis begegneten. Die Schweizerische Gesellschaft für Pädiatrie (SGP) als Standesorganisation hatte vor allem die Interessen der Kinderkliniken wahrgenommen, obwohl die Mehrzahl ihrer Mitglieder in der Praxis tätig war. Praktizierende Kinderärzt:innen waren als Zuweisende zwar sehr geschätzt, fanden jedoch seitens der Klinik eine geringe fachliche Anerkennung. Innerhalb der SGP gab es drei Kommissionen, in denen niedergelassene Kinderärzt:innen ihre Anliegen einbringen konnten. In der «Standeskommission» waren die regionalen Kinderärzt:innenvereinigungen zusammengefasst. Die «Kommission für Sozialpädiatrie» formulierte Vorschläge für die Vorsorgeuntersuchungen, die in der Praxis jedoch wenig Resonanz fanden. In der Kommission «Zukunft der Pädiatrie» ging es mehr um die Positionierung der Kinderkliniken als um jene der Praxispädiatrie. Allen drei Kommissionen gemeinsam war ihr Status als Konsultativorgane. Die Weichen wurden vom Vorstand gestellt, der vielen, teilweise widersprüchlichen Erwartungen gerecht werden wollte. Als das Bedürfnis aufkam, die Ultraschalltechnologie in der kinderärztlichen Praxis einzuführen, wurde aber rasch klar, dass sich die konträren Interessen der Praxispädiatrie und der Kinderradiologie nicht unter demselben standespolitischen Dach vereinen liessen. Im Rückblick erscheint die Gründung der SVUPP (Schweizerische Vereinigung für Ultraschall in der pädiatrischen Praxis) im Jahr 1992 als erster Schritt in die Richtung einer Praxispädiatrie, die sich als selbständiges, medizinisches Fachgebiet mit eigenen Fragestellungen und Kompetenzen und nicht nur als dürftige Variante der Klinikpädiatrie versteht. In den 1980er-Jahren hat die bis heute anhaltende Subspezialisierung der Medizin auch in den Kinderkliniken Einzug gehalten. Dies führte dazu, dass die Aus- und Weiterbildung in Pädiatrie immer mehr von Spezialist:innen übernommen wurde, die mit den Fachkolleg:innen aus der Adultmedizin mehr fachliche Interessen teilten als mit den Vertreter:innen der anderen Fachgruppen innerhalb der Kinderklinik. Dadurch Aus den ersten «Forum News»: Innert drei Monaten von null auf 186 Mitglieder!
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