03 / 2025
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KINDERÄRZTE. SCHWEIZ 3 © Kinderärzte Schweiz ■ HABEN SIE ANREGUNGEN, KRITIK ODER LOB? Dann schicken Sie uns eine E-Mail an: info@kis.ch Wir freuen uns. 03 / 2025 INHALT / IMPRESSUM Drucksache myclimate.org/01-25-467055 EDITORIAL 5 Für jedes Kind: eine starke Praxispädiatrie – heute und morgen GRUSSBOTSCHAFT 6 Grussbotschaft des Präsidenten INTERN 7 Ein persönliches Dankeschön an Dich, Cyril Lüdin, für drei Jahrzehnte Engagement PINNWAND 8 G eburtstagsgrüsse, die verbinden – aus der Schweiz und darüber hinaus THEMENHEFTTEIL: 30 JAHRE KIS 10 Erinnerungen an die Gründungsjahre des Forums für Praxispädiatrie FPP (heute KIS) 12 «Was soll aus der Pädiatrie werden?» – Was man 1986 über die Pädiatrie in 40 Jahren dachte 14 Vorstandsarbeit einst und jetzt 17 Entwicklungen der Pädiatrie – Rückblick und Ausblick der FMH-Präsidentin 20 Die Zukunft der digitalisierten Pädiatrie – Den digitalen Wandel richtig steuern mit dem MTDO-Ansatz 23 Ein Blick in die Zukunft der Praxispädiatrie 26 Das Kindsein – Eine philosophische Perspektive 30 Was kleine Menschen brauchen – Gedanken zur frühkindlichen Entwicklung, Bindung und unserer Verantwortung 33 «Wer nicht redet, wird nicht gehört» – Praxispädiatrie in Deutschland zwischen Ideal und Realität 35 Macht die Schule Kinder krank? 38 Feu sacré 40 Ein Tag im Leben eines Kinderarztes vor 50 Jahren – Persönliche Erinnerung an «Tokter Trachsler» (1907–2000) 43 Beschwingt in die Zukunft – Eine Einladung zu selbstansteckender Leichtigkeit JAHRESBERICHT 44 Vernetzt handeln – Zusammenarbeit stärken – Praxispädiatrie fördern: Geschäftsjahr 2024/2025 BERUFSPOLITIK 54 mfe DIE MPA SEITE 55 Die Pädiatrie im Jahr 2055 – Wenn das Stethoskop nur noch Deko ist JAHRESTAGUNG 56 « To-do: Pfäffikon!» Einladung zur KIS-Jubiläumstagung 2025 NACHHALTIGKEIT IN DER PÄDIATRIE 57 Prävention: KIS-Mitglieder engagieren sich erfolgreich für Hitzeschutz in Schulen KURSE/WORKSHOPS/FORTBILDUNGEN 58 Kurse KIS 59 Die gute Fortbildung ERFAHRUNGSBERICHTE 60 Sexualentwicklung in ihren Facetten – vom Säuglings- bis zum Jugendalter 61 Fortbildung «Kinderrheumatologie und Ultraschall der Gelenke – ein Update» DAS GUTE KINDERBUCH FÜR DIE PRAXIS 62 Alle sehen eine Katze IMPRESSUM REDAKTIONSTEAM: Dr. med. Matthias Ferretti, Winterthur; Dr. med. Stefanie Gissler Wyss, Neuendorf; Dr. med. Raffael Guggenheim, Zürich; Dr. med. Irmela Heinrichs, Uster (Leitung); Dr. med. Nadia Sauter Oes, Winterthur; Dr. med. Martin Schmidt, Rheinfelden; Dr. med. Jürg C. Streuli, Uznach; Dr. Daniel Brandl, PhD, Geschäftsführer, Dietikon HERAUSGEBER: Kinderärzte Schweiz, Löwenstrasse 17, 8953 Dietikon ABO: 4 Ausgaben/Jahr: Fr. 48.– inkl. Porto (für Mitglieder inklusive) Spezialpreis für MPAs, Mütter- und Väterberatungsstellen sowie Nonprofit-Organisationen im Bereich Kinder- und Jugendgesundheit: Fr. 32.– inkl. Porto FOTOS / ILLUSTRATIONEN: Mitglieder von Kinderärzte Schweiz, Kinderärzte Schweiz, Pixabay, Adobe Stock, Paul, Forum News, Wikimedia Commons, ehemalige (Co-) Präsidentinnen FPP und KIS, aktuelle Vorstandsmitglieder KIS, FMH, Nico, Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften ZHAW, Florian, Gonxhe, Lena, MoMento Swiss, Pexels/Pixabay, Magda Zatari (Unsplash), Shutterstock, Nachlass Walter Trachsler, Stiftung Theodora, Kloster Fischingen, Daniel Brandl, Stefan Roth, Christine Magendie, Museum Paul Klee, Stapferhaus, Isabelle Capelliez, Freepik.com/iStock, MeteoSchweiz, Anja Münst, Irmela Heinrichs, NordSüd Verlag KORRESPONDENZ: Kinderärzte Schweiz Löwenstrasse 17, 8953 Dietikon Telefon 044 520 27 17 info@kis.ch, www.kis.ch INSERATE: Kinderärzte Schweiz, Dr. Daniel Brandl, PhD und Beatrice Kivanc, info@kis.ch GRAFIK, SATZ UND DRUCK: Vogt-Schild Druck AG, CH-4552 Derendingen Auflage: 1500 Exemplare Nächste Ausgabe: 04/2025 Redaktionsschluss: 15. September 2025 ISSN 2296-2549 (Print) ISSN 2673-4656 (Online) Gendergerechte Sprache: Wir achten in unserer Kommunikation auf eine moderne, gendergerechte Sprache. Das heisst, wir beziehen Frauen, Männer und nicht binäre Menschen gleichermassen in unsere Texte ein, denn Sprache beeinflusst unser Denken und Handeln. Präferenziell wird eine genderneutrale Sprache verwendet. Das Genderwörterbuch www.geschicktgendern.de dient als Inspiration, passende genderneutrale Alternativen zum generischen Maskulinum zu finden. Wenn dies nicht möglich ist, benützen wir wegen der einfachen Lesbarkeit den Doppelpunkt (z. B. Moderator:innen), um alle Geschlechter anzusprechen. In Ausnahmefällen ist die schwerfällige Beidnennung männlich/weiblich möglich; diese versuchen wir jedoch zu vermeiden.
inkl. digitalem Visustest Tel. 032 6217375 info@plusoptix.ch Wir gratulieren zu 30 Jahren Verbandsarbeit in TARDOC ab 01.01.2026 Amblyopie-Screenings und zur Einführung des 3O
03 / 2025 EDITORIAL KINDERÄRZTE. SCHWEIZ 5 Liebe Leserin, lieber Leser – und vor allem: liebe Kinderärzt:innen und Kolleg:innen Herzlichen Glückwunsch – und ein grosses Dankeschön an euch alle, die ihr euch in den vergangenen 30 Jahren tagtäglich in euren Praxen für Kinder und Jugendliche engagiert habt. Ganz besonders möchten wir den Kolleginnen und Kollegen gratulieren, die sich mit viel Herzblut und Initiative für die Interessen der Praxispädiatrie eingesetzt haben – mit kleinen Gesten und grossen Taten. Gemeinsam mit euch feiern wir nun das 30-jährige Bestehen von Kinderärzte Schweiz – an der grossen Jubiläumstagung vom 4. und 5. September 2025 in Pfäffikon (SZ) und mit dieser besonderen Jubiläumsausgabe, die eure Arbeit auf vielfältige Weise würdigen soll. Entstanden ist dieses Heft – ganz buchstäblich – unterwegs: auf unserer Redaktionskommissionsreise nach München im Dezember 2024, im Zug zwischen Tageslicht und Abendstimmung, zwischen Diskussion und entspanntem Austausch. So entstand aus vielen Ideen ein klarer roter Faden. Und genau das möchten wir euch weitergeben: eine Reise durchs «Land der Praxispädiatrie» – mit Stationen in der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Wir blicken zurück auf eine Zeit, an die sich manche kaum mehr erinnern, die aber prägend war: die Anfänge von KIS, die Entstehung der News, der Aufbau unseres Berufsverbands – und das Ringen um gesellschaftliche Anerkennung. Die damaligen Herausforderungen – teils bedrohlich – und die ersten Studien zur Zukunft der Praxispädiatrie geben Einblick in die Ausgangslage, aus der alles entstanden ist. Wie sich die Dinge seither entwickelt haben, zeigen wir anhand prägnanter Stimmen aus drei Jahrzehnten – aus der Praxis, aus der Verbandsgeschichte, aus der Kinderärzt:innen-Community. Im Mittelpunkt dieser Ausgabe steht jedoch die Gegenwart – und die Frage, wie die Zukunft der Praxispädiatrie aussehen kann und soll. Dafür haben wir Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft, Psychologie, Philosophie, Humorologie und natürlich der Pädiatrie eingeladen, ihre Perspektiven beizusteuern: differenziert, kritisch, aber auch visionär. Entstanden ist eine Festschrift, die diesen Namen verdient – sie macht sichtbar, wie bedeutsam unsere Arbeit ist: für unsere kleinen Patient:innen, für deren Familien und für die Gesellschaft. Und sie soll über unsere Berufsgruppe hinausstrahlen – als Leuchtturm im Gesundheitssystem und als Einladung an Politik, Öffentlichkeit und Partnerorganisationen, die Praxispädiatrie als das zu sehen, was sie ist: ein tragender Pfeiler der Zukunft. Denn wir Kinderärzt:innen begleiten nicht nur die körperliche und seelische Gesundheit junger Menschen – wir prägen auch ihre Werte, ihre Weltsicht und ihr Vertrauen ins Leben. Wir haben nicht nur den Auftrag, Kinder gesund zu halten – wir tragen auch Verantwortung dafür, gemeinsam mit ihren Familien eine lebenswerte Zukunft in der Schweiz zu gestalten. Wie uns das gelingen kann, zeigen die Beiträge dieser Ausgabe: betriebswirtschaftlich, organisatorisch, inhaltlich, philosophisch, mit kindlicher Neugier – und natürlich mit dem nötigen Feu sacré! Wir, die Redaktionskommission, wünschen euch viel Freude beim Lesen dieser Jubiläumsausgabe – und freuen uns darauf, euch am 4. und 5. September 2025 in Pfäffikon (SZ) persönlich zu treffen und gemeinsam zu feiern. Herzlich, Matthias Ferretti, Winterthur Stefanie Gissler Wyss, Neuendorf Raffael Guggenheim, Zürich Irmela Heinrichs, Uster Nadia Sauter Oes, Winterthur Martin Schmidt, Rheinfelden Jürg Streuli, Uznach Daniel Brandl, Dietikon Für jedes Kind: eine starke Praxispädiatrie – heute und morgen Die Themen der folgenden Hefte sind: News 04/2025: Jahrestagung News 01/2026: Body-Mind-Medizin News 02/2026: Post-Covid News 03/2026: Pneumologie Foto: Adobe Stock PS: Unser Jahresbericht zeigt eindrücklich, wie stark KIS heute in tragfähige Netzwerke eingebunden ist. Eine langjährige Partnerorganisation ist Stillförderung Schweiz, die wir aktiv unterstützen. Als Beilage findet ihr das Poster zur Weltstillwoche 2025: «Stillen unterstützen – für eine nachhaltige Welt». Bitte hängt es in eurer Praxis auf und erinnert die Eltern einmal mehr an die Bedeutung der Muttermilch. Foto: Pixabay
GRUSSBOTSCHAFT 03 / 2025 KINDERÄRZTE. SCHWEIZ 6 Grussbotschaft des Präsidenten als «Millennials» oder Generation Y – legen grossen Wert auf eine gute Work-Life-Balance. Nicht nur Karriere, sondern auch Freizeit, Sinn und Erfüllung im Beruf wie im Privatleben sind ihnen wichtig. Diesen Bedürfnissen müssen wir Rechnung tragen, damit unsere Vision «Für jedes Kind: eine starke Praxispädiatrie – heute und morgen» kein unerfüllter Wunsch bleibt. Das öffentliche Bild der ambulanten Pädiatrie konnte in den vergangenen Jahren weiter gestärkt werden. Unsere Stimme wird gehört – wir werden um unsere Meinung gebeten und finden bei Entscheidungsträger:innen Gehör. Dafür sind wir heute mehr denn je auf ein aktiv gepflegtes Netzwerk mit Fachorganisationen, Verbänden, Behörden und Politik angewiesen – und auf den Austausch über unsere Landesgrenzen hinweg. In den letzten Jahren konnten zahlreiche wertvolle Verbindungen zu praxispädiatrischen Berufsverbänden und europäischen Organisationen aufgebaut werden. Unser Verband profitiert heute von stabilen Strukturen, einer stetig wachsenden Mitgliederbasis, gesunden Finanzen – was in der heutigen Verbandslandschaft keine Selbstverständlichkeit ist, – einem hervorragend eingespielten Team in der Geschäftsstelle und vielen aktiven Mitgliedern. Mitglieder, die mit ihren Ideen und ihrer Initiative das Forum für Praxispädiatrie und Kinderärzte Schweiz über drei Jahrzehnte hinweg geprägt haben. In den vorliegenden News gewähren ehemalige (Co-) Präsident:innen sowie aktuelle Vorstandsmitglieder persönliche Einblicke in ihre aktive Zeit – ohne Anspruch auf Vollständigkeit, aber mit umso mehr Authentizität. Mögen sie eine Inspiration für die jüngere Generation sein. Neben der Würdigung des Geleisteten wollen wir unser Jubiläum und die Jubiläumstagung auch nutzen, um gemeinsam in die Zukunft der pädiatrischen Grundversorgung zu blicken. Wie Oskar Jenni in seinem Beitrag betont, wird das Pflegen von Beziehungen dabei eine immer wichtigere Rolle spielen – sowohl im Kontakt mit den uns anvertrauten Kindern, Jugendlichen und Familien als auch im kollegialen Miteinander. Denn auch die Pflege unserer Beziehungen untereinander bleibt eine tragende Säule für eine erfüllende und sinnstiftende Tätigkeit – sei es in der Praxis oder im Verband. Ich freue mich darauf, mit euch am 4./5. September 2025 in Pfäffikon (SZ) auf erreichte Meilensteine und kommende Aufgaben anzustossen. ■ QUELLE 1 Rolf Temperli, «Arbeitsbedingungen müssen attraktiv bleiben», ForumNews 3/2005 – «10 Jahre Forum», S. 20 Liebe Kolleginnen und Kollegen 30 Jahre Kinderärzte Schweiz – ein guter Moment, um einen Augenblick innezuhalten, zurückzuschauen und gleichzeitig den Blick nach vorne zu richten. Vorausschauend und wegweisend hat Mitte der 1990erJahre eine Gruppe von Praxispädiater:innen mit viel Herzblut und Engagement der Schweizer Kinder- und Jugendmedizin in der Praxis erstmals ein Gesicht und eine Plattform gegeben – eine, die den Namen «Praxispädiatrie» tatsächlich verdiente. Über drei Jahrzehnte hinweg wurden durch sie und nachfolgende Generationen Strukturen und Gefässe geschaffen, die wir heute als selbstverständlich betrachten: ein blühendes Kurswesen, ganz im Sinne der Maxime der ersten Fortbildungen des Forums für Praxispädiatrie – «aus der Praxis für die Praxis» –, eine Verbandszeitschrift als standespolitisches Sprachrohr mit praxisnahen Inhalten sowie die stets geschätzte Jahrestagung – der Höhepunkt eines jeden Verbandsjahres. Den Verband allein auf diese drei bewährten Pfeiler zu reduzieren, würde dem Wirken der vielen engagierten Kolleg:innen jedoch keineswegs gerecht. Schon in den Anfangsjahren bestand der Anspruch, auch berufspolitisch aktiv zu sein. Bereits vor 20 Jahren – zum 10-Jahr-Jubiläum des Forums – wurde festgehalten: «Die Erhaltung der Praxispädiatrie ist auf der Agenda ganz nach oben gerückt. Es gilt, Bevölkerung und Entscheidungsträger:innen zu sensibilisieren und zu mobilisieren. Die Arbeitsbedingungen in der Praxispädiatrie müssen attraktiv bleiben, und es müssen genügend Weiterbildungsstellen zur Verfügung gestellt werden.»1 Mitstreiter:innen der ersten Stunde werfen in den vorliegenden News einen spannenden Blick zurück in die Gründerzeit. Nach einer bewegten und erfolgreichen Kindheit, Jugendzeit und Adoleszenz ist Kinderärzte Schweiz erwachsen geworden – was jedoch nicht bedeutet, dass wir uns nun zurücklehnen. Die Herausforderungen in der Praxispädiatrie haben sich in den vergangenen 30 Jahren kaum verändert – neue sind hinzugekommen. Eine der drängendsten Aufgaben bleibt die Ausbildung von genügend Nachwuchs. Die heutigen Nachwuchskräfte – geboren in den 1990er-Jahren, der Gründungszeit unseres Berufsverbands, bekannt DR. MED. MARC SIDLER PRÄSIDENT KINDERÄRZTE SCHWEIZ, BINNINGEN Korrespondenzadresse: marc.sidler@hin.ch Bild: Paul, 7 Jahre
03 / 2025 INTERN KINDERÄRZTE. SCHWEIZ 7 DR. DANIEL F. BRANDL, PhD GESCHÄFTSFÜHRER KINDERÄRZTE SCHWEIZ, DIETIKON Korrespondenzadresse: daniel.brandl@kis.ch Ein persönliches Dankeschön an Dich, Cyril Lüdin, für drei Jahrzehnte Engagement Die Redaktionskommission ohne Dich? Kaum vorstellbar. Du warst von der allerersten Ausgabe an dabei: hast geschrieben, redigiert, Ideen gesammelt und Dich bis zuletzt mit grossem Engagement darum gekümmert, dass die früheren «Forum News» und heutigen «KIS NEWS» wirtschaftlich tragbar bleiben. Du hast über Jahre hinweg enge, vertrauensvolle Partnerschaften mit unseren Inserierenden und Sponsoren gepflegt – und übergibst dieses «Baby» nun in die Hände der Geschäftsstelle. Danke für Dein Vertrauen – wir werden alles daransetzen, Deine Arbeit in diesem Bereich sorgfältig weiterzuführen. Auch die Jahrestagung wäre ohne Dich nicht das, was sie heute ist: Du hast die Industrieausstellung aus dem Nichts aufgebaut – so überzeugend, dass heute kein Unternehmen mit Zielgruppe Praxispädiatrie daran vorbeikommt. Im Namen der Arbeitsgruppe Jahrestagung: ein grosses und herzliches Dankeschön für Deinen verlässlichen Rückhalt über so viele Jahre. Ob in der Antarktis, in Muttenz oder in Zermatt – Du warst von A bis Z stets nur ein E-Mail oder Telefonanruf entfernt. Auf Deine fundierten und klugen Antworten war immer Verlass. Und wenn wir mal nicht einer Meinung waren – was selten genug vorkam – fanden wir schnell einen Kompromiss, der dem Verband diente. Ist es übertrieben zu sagen, dass Du über viele Jahre hinweg zu den verlässlichsten und engagiertesten Stimmen in unserem Verband gehört hast? Ich glaube nicht. Ich sehe täglich, wie viel Zeit und Herzblut die Vorstandsmitglieder neben ihrem Praxisalltag investieren. Und über die Jahre hinweg habe ich – nicht zuletzt mit meinem Blick als Historiker – viele Facetten unserer Verbandsgeschichte aufgenommen, mitverfolgt und im Gedächtnis behalten. Gerade im Rahmen der Arbeit an dieser Jubiläumsausgabe wurde mir nochmals bewusst, wie viel unsere Ehemaligen geleistet haben. Dafür empfinde ich tiefen Respekt und grosse Dankbarkeit. Aber Du, Cyril, warst die Konstante – unser historisches Gedächtnis, das verbindende Element zwischen damals und heute. Immer da, wenn es irgendwo eine Lücke zu füllen gab. Du bist vielen von uns ein Freund geworden. Es macht mich stolz, dass auch mein Mann Alex und ich zu diesem Kreis gehören dürfen. Dir und Helen wünsche ich für die «post-KIS-Zeit» viele gesunde, aktive und spannende Jahre. Und ich bin sicher: Die Verbindung bleibt. Denn Freundschaft bleibt. Mit grossem Dank und herzlicher Verbundenheit Dany ■ Lieber Cyril Nach sagenhaften drei Jahrzehnten intensiver Verbandsarbeit verabschiedest Du Dich nun auch aus der Redaktionskommission. Normalerweise bin ich als Ghostwriter eher im Hintergrund tätig – umso mehr ist es mir ein Herzensanliegen, dieses offizielle Dankeschön an Dich ganz persönlich zu schreiben. Und zwar im Namen des Präsidiums, des Vorstands, der Redaktionskommission, der Arbeitsgruppe Jahrestagung – und vieler, vieler Mitglieder. Ich selbst bin seit zehn Jahren bei Kinderärzte Schweiz und habe von Beginn an gespürt, welch tragende Rolle Du in unserem Verband spielst. Das Wort «Urgestein» ist in Deinem Fall fast zu unbeweglich – zu starr. Denn nichts an Dir war je unbeweglich. Wenn schon ein Vergleich mit einem Stein, dann eher mit einem Diamanten – oder mit einem Eckpfeiler, auf dem so vieles aufgebaut wurde. Man könnte ein ganzes Heft damit füllen, um Dir für all Deine Engagements zu danken – und würde doch nicht allem gerecht. Wo anfangen? Wo aufhören? Und was kann man guten Gewissens auslassen? Den «Mut zur Lücke», den ich im Studium lernte, verliere ich zuverlässig in genau solchen Momenten. 1998 2014 Fotos: Kinderärzte Schweiz 2019 2025
aus der Schweiz und darüber hinaus Geburtstagsgrüsse, die verbinden On behalf of the European Confederation of Primary Care Paediatricians (ECPCP), we extend our heartfelt congratulations on your 30th anniversary. Your commitment to excellence in paediatric care and your proactive engagement within our confederation over the past two years have been truly inspiring. We are proud to count you among our valued partners and look forward to continuing our collaboration for many years to come. President@ECPCP.EU Wir gratulieren herzlich zum 30-jährigen Bestehen und wünschen für die Zukunft weiterhin so viel Energie, Engagement und Erfolg. Unsere Zusammenarbeit in den letzten Jahren hat die Kinder- und Jugendgesundheit gestärkt und uns nebenbei viel Freude gemacht. Wir freuen uns auf weitere 30 Jahre Kinderärzte Schweiz – Institut für Public Health / ZHAW Herzliche Gratulation zum 30-jährigen Jubiläum von Kinderärzte Schweiz (KIS)! Seit drei Jahrzehnten prägt KIS mit grossem Engagement eine qualitativ hochstehende Kinder- und Jugendmedizin in der Praxis. Besonders im Bereich der praxisambulanten Weiterbildung seid ihr eine zentrale Partnerorganisation für uns. Wir freuen uns auf die weitere Zusammenarbeit und viele gemeinsame Impulse für die Zukunft! Wo kleine Herzen gross schlagen, braucht es starke Partner. Kinderärzte Schweiz ist seit 30 Jahren eine sehr wichtige Konstante in der frühen Lebensphase von Kindern. Der Schweizerische Fachverband Mütter- und Väterberatung gratuliert von Herzen und freut sich auf viele weitere gemeinsame Schritte auf dem Weg frühkindlicher Entwicklung. swissmom gratuliert dem Berufsverband der Kinderärzt:innen in der Praxis zum 30-jährigen Bestehen. Drei Jahrzehnte im unermüdlichen Einsatz für die Gesundheit und das Wohlergehen der jüngsten Generation sind ein bemerkenswerter Meilenstein. Als führende Informationswebsite für werdende und junge Eltern danken wir Kinderärzte Schweiz für dieses grosse Engagement sowie die wertvolle Zusammenarbeit. Für die Zukunft wünscht swissmom weiterhin viel Erfolg. Wir gratulieren herzlich zum 30-jährigen Jubiläum von Kinderärzte Schweiz! Seit drei Jahrzehnten setzen Sie sich mit grossem Engagement für die Gesundheit und das Wohlergehen der Kinder und Jugendlichen ein – in der Schweiz und, als Teil der ECPCP, auch international. Gerade in herausfordernden Zeiten bleibt Ihre Arbeit von unschätzbarem Wert. Wir danken Ihnen für Ihren Einsatz und wünschen Ihnen weiterhin viel Erfolg sowie eine inspirierende Jubiläumsfeier. Der Verein der Jungen Haus- und KinderärztInnen Schweiz JHaS gratuliert KIS herzlich zum 30-jährigen Bestehen. Wir schätzen das gemeinsame Engagement zur Vernetzung innerhalb der Grundversorgung sowie zur Vertretung unserer Anliegen, Werte und Ziele und Stärkung einer fundierten und ansprechenden Weiterbildung und freuen uns auf die weitere freud- und wertvolle Zusammenarbeit! Herzliche Gratulation zum 30-jährigen Jubiläum! pädiatrie schweiz dankt Kinderärzte Schweiz für die gute und konstruktive Zusammenarbeit, insbesondere in den letzten Jahren. Auch die lehrreichen praxisbezogenen pädiatrischen Fortbildungen sind ein wichtiger Pfeiler für die Praxispädiatrie. KIS hat seit der Gründung viel für die praktizierenden Pädiater:innen in der Schweiz bewirkt, und wir wünschen in diesem Sinne alles Gute für die Zukunft!
Liebe Kolleginnen und Kollegen in der Schweiz Seit drei Jahrzehnten setzt ihr euch mit grossem Engagement für die gesundheitliche Versorgung von Kindern und Jugendlichen ein – eine Aufgabe, die uns verbindet. Ob im Rahmen der ECPCP oder in der 5-Länder-Gruppe – unsere enge Zusammenarbeit zeigt immer wieder: Wir stehen vor ähnlichen Herausforderungen und finden gemeinsam Lösungen. In einer Zeit wachsender Versorgungsprobleme ist dieser Austausch wertvoller denn je. Der BVKJ gratuliert herzlich zu diesem Jubiläum und freut sich auf viele weitere Jahre partnerschaftlicher Zusammenarbeit! Kinderärzte Schweiz feiert dieses Jahr sein 30-jähriges Bestehen! Zu diesem Anlass möchten wir als Partnerorganisation herzlich gratulieren! Mit KIS verbindet uns das gemeinsame Anliegen um das Wohl von Kindern und Jugendlichen und deren Familien. Ein beruflicher und freundschaftlicher Austausch hat immer stattgefunden, und den haben wir sehr geschätzt, z.B. bei den Ländertreffen der deutschsprachigen Pädiater:innen, die seit 2017 stattfinden und im Gründungsjahr erstmals in der Schweiz organisiert wurden! Wir danken KIS für die allzeit gute Zusammenarbeit, ihr seid anhaltend gewachsen und habt Bestand! Es sind letztlich die Begegnungen zwischen Menschen, die am Ende viele und vieles bewegen! Die ÖGKJ gratuliert Kinderärzte Schweiz herzlich zu drei erfolgreichen Jahrzehnten und wünscht viele weitere fruchtbare Jahre! Herzliche Gratulation zum 30-jährigen Jubiläum von Kinderärzte Schweiz! Seit vielen Jahren verbindet mfe und KIS eine enge und partnerschaftliche Zusammenarbeit. Gemeinsam setzen wir uns für eine starke und koordinierte Grundversorgung ein, in der die pädiatrische Kompetenz einen unverzichtbaren Platz einnimmt. Ob bei berufspolitischen Anliegen oder im fachlichen Austausch – wir schätzen die konstruktive, kollegiale und stets lösungsorientierte Zusammenarbeit mit eurem Verband sehr. Wir gratulieren herzlich zu diesem bedeutenden Meilenstein und freuen uns auf viele weitere Jahre des gemeinsamen Engagements für eine qualitativ hochstehende haus- und kinderärztliche Versorgung in der Schweiz. Kinderschutz Schweiz setzt sich dafür ein, dass in der Schweiz alle Kinder geschützt und gewaltfrei aufwachsen können. Dafür braucht es eine Gesellschaft, die hinsieht, erkennt und handelt. Ärzt:innen und medizinische Fachpersonen nehmen dabei eine wichtige Rolle ein. Deshalb freut es uns sehr, dass wir mit Kinderärzte Schweiz einen starken Partner haben, der sich im «Netzwerk gewaltfreie Erziehung» mit uns für den Schutz der Kinder einsetzt. Wir gratulieren herzlich zum 30-jährigen Bestehen und freuen uns auf eine langjährige Partnerschaft! Anmerkung der Redaktion: Wir freuen uns sehr über die zahlreichen wertschätzenden Gratulationsbotschaften zum 30-jährigen Jubiläum von Kinderärzte Schweiz. Einige weitere Beiträge haben uns erst nach Redaktionsschluss erreicht – wir danken auch diesen Partnerorganisationen herzlich und wissen ihre Glückwünsche sehr zu schätzen. Im Namen des Universitäts-Kinderspitals beider Basel gratulieren wir den Mitgliedern von Kinderärzte Schweiz herzlich zu ihrem kontinuierlichen Engagement und Fachwissen in der Betreuung von Kindern und Jugendlichen. Ihr Beitrag zur Weiterentwicklung der pädiatrischen Versorgung in der Schweiz ist unverzichtbar. Wir schätzen die enge Zusammenarbeit und freuen uns auf zukünftige gemeinsame Projekte, die unsere Expertise bündeln und die Qualität der Kinder- und Jugendmedizin weiter steigern. U BB Universitäts-Kinderspital beider Basel Der Berufsverband KIS ist uns stets ein kompetenter, verlässlicher Partner in der Förderung des Stillens und der Stärkung der frühkindlichen Gesundheit. Glückwünsche zu drei Jahrzehnten Kinderärzte Schweiz! Als direkte Ansprechpersonen der Stillenden, Eltern und deren Kinder sind die Mitglieder von KIS für uns enorm wichtig – sie tragen unsere Informationen und Botschaften in die Gesellschaft. Immer wieder leiht uns KIS für die Weltstillwoche und andere Anliegen sein Sprachrohr. Dafür sagen wir danke und freuen uns auf die weitere Zusammenarbeit.
THEMENHEFTTEIL: 30 JAHRE KIS 03 / 2025 KINDERÄRZTE. SCHWEIZ 10 DR. MED. ARNOLD BÄCHLER CO-PRÄSIDENT FPP 1995–1997, ST. GALLEN Korrespondenzadresse: baechler.arnold@bluewin.ch DR. MED. FRANZ FITZE CO-PRÄSIDENT FPP 1997–2000, RORSCHACH Korrespondenzadresse: franz.fitze@bluewin.ch DR. MED. HANNES GEIGES CO-PRÄSIDENT FPP 1998–2002, RÜTI ZH Korrespondenzadresse: hannes.geiges@gmx.ch DR. MED. CYRIL LÜDIN CO-PRÄSIDENT FPP 1995–1998 UND 2002–2003, MUTTENZ Korrespondenzadresse: cyril@luedin.eu DR. MED. ALAIN WIMMERSBERGER PRÄSIDENT DER GRÜNDUNGSVERSAMMLUNG FPP 1995, CO-PRÄSIDENT FPP 2000–2002, VISP Korrespondenzadresse: alain.wimm@bluewin.ch Erinnerungen an die Gründungsjahre des Forums für Praxispädiatrie FPP (heute KIS) ist die kindliche Entwicklung als verbindendes und legitimierendes Element der Kinderheilkunde immer mehr aus dem Fokus der Klinik verschwunden. Die kinderärztliche Betreuung von Patient:innen mit einem Problem, das sich nicht eindeutig einer pädiatrischen Subspezialität zuordnen liess, verlagerte sich zunehmend in den Bereich der Praxispädiatrie. Zur Erfüllung dieser anspruchsvollen allgemeinpädiatrischen Aufgabe fehlte uns anfänglich jedoch das Rüstzeug, weil uns in den Weiterbildungsjahren niemand dazu anleiten konnte. Frisch in der kinderärztlichen Praxis angekommen, sahen sich Kinderärzt:innen oft von den Hausärzt:innen konkurrenziert, die es verstanden, ihre geringe pädiatrische Kompetenz mit familienzentrierten Strategien und einem guten Röntgen- und Laborangebot aufzuwiegen. Das Missbehagen der Praxispädiater:innen mit ihrer beruflichen Identität führte von einem anfänglich individuellen Erleben allmählich zu einer kollektiven Erfahrung, die freiberuflich tätige Kinderärzt:innen aus verschiedenen Landesteilen zusammenführte. In der SGP gab es durchaus Kolleg:innen, die unser Unbehagen verstanden und unseren Veränderungswünschen gegenüber positiv gesinnt waren – Prof. Dr. med. Andrea Fanconi und Dr. med. Ulrich Lips seien hier namentlich erwähnt. Bald wurde uns klar, dass eine umfassende Neuorientierung der Praxispädiatrie1 nach einem eigenen Berufsverband rief. Die anfänglich nach aussen gerichtete Kritik an der mangelhaften klinischen Weiterbildung2 und der ungenügenden standespolitischen Vertretung unserer Anliegen durch die SGP wandelte sich in eine kritische Selbstreflexion und führte 1995 zur Gründung des Forums für Praxispädiatrie. Bei allem Erneuerungswillen stellte sich bald eine labile Balance ein zwischen grossen Vorhaben und vorhandenen Ressourcen. Die Kommunikation unter uns Praxispädiater:innen basierte auf Telefonkonferenzen, Faxnachrichten und bilateralen Telefonaten. Von den heute üblichen Zoom-Meetings und E-Mail-Kontakten konnten wir damals nur träumen. Der Gedankenaustausch galt zunächst folgenden Grundthemen: Pädiatrische Vorsorge:3 Implementierung eines Präventionsprogramms, das neben der Umsetzung des In den ersten Jahren unserer Praxistätigkeit in den 1980er- und 90er-Jahren erlebten wir eine grosse Diskrepanz zwischen den beruflichen Kompetenzen, die wir in der Klinik erworben hatten, und den Anforderungen und Erwartungen, denen wir in der Praxis begegneten. Die Schweizerische Gesellschaft für Pädiatrie (SGP) als Standesorganisation hatte vor allem die Interessen der Kinderkliniken wahrgenommen, obwohl die Mehrzahl ihrer Mitglieder in der Praxis tätig war. Praktizierende Kinderärzt:innen waren als Zuweisende zwar sehr geschätzt, fanden jedoch seitens der Klinik eine geringe fachliche Anerkennung. Innerhalb der SGP gab es drei Kommissionen, in denen niedergelassene Kinderärzt:innen ihre Anliegen einbringen konnten. In der «Standeskommission» waren die regionalen Kinderärzt:innenvereinigungen zusammengefasst. Die «Kommission für Sozialpädiatrie» formulierte Vorschläge für die Vorsorgeuntersuchungen, die in der Praxis jedoch wenig Resonanz fanden. In der Kommission «Zukunft der Pädiatrie» ging es mehr um die Positionierung der Kinderkliniken als um jene der Praxispädiatrie. Allen drei Kommissionen gemeinsam war ihr Status als Konsultativorgane. Die Weichen wurden vom Vorstand gestellt, der vielen, teilweise widersprüchlichen Erwartungen gerecht werden wollte. Als das Bedürfnis aufkam, die Ultraschalltechnologie in der kinderärztlichen Praxis einzuführen, wurde aber rasch klar, dass sich die konträren Interessen der Praxispädiatrie und der Kinderradiologie nicht unter demselben standespolitischen Dach vereinen liessen. Im Rückblick erscheint die Gründung der SVUPP (Schweizerische Vereinigung für Ultraschall in der pädiatrischen Praxis) im Jahr 1992 als erster Schritt in die Richtung einer Praxispädiatrie, die sich als selbständiges, medizinisches Fachgebiet mit eigenen Fragestellungen und Kompetenzen und nicht nur als dürftige Variante der Klinikpädiatrie versteht. In den 1980er-Jahren hat die bis heute anhaltende Subspezialisierung der Medizin auch in den Kinderkliniken Einzug gehalten. Dies führte dazu, dass die Aus- und Weiterbildung in Pädiatrie immer mehr von Spezialist:innen übernommen wurde, die mit den Fachkolleg:innen aus der Adultmedizin mehr fachliche Interessen teilten als mit den Vertreter:innen der anderen Fachgruppen innerhalb der Kinderklinik. Dadurch Aus den ersten «Forum News»: Innert drei Monaten von null auf 186 Mitglieder!
03 / 2025 THEMENHEFTTEIL: 30 JAHRE KIS KINDERÄRZTE. SCHWEIZ 11 Impfplans auch die Entwicklungsbegleitung von der Geburt bis zur Adoleszenz umfasste.4 Entwicklungspädiatrie:5 Vermittlung von Kompetenzen zur Entwicklungsabklärung und Erziehungsberatung. Bildgebung: Aufbau eines ultrasonografischen Hüftscreenings6,7,8 und weiterer Abklärungsmöglichkeiten mithilfe der Ultraschalltechnik. Pädiatrische Spezialgebiete: Vermittlung einfacher, praxisrelevanter Technologien aus Allergologie, Pneumologie, Orthopädie, Gastroenterologie, ORL und Ophthalmologie. Grenzgebiet zur Kinderpsychiatrie: Die Häufigkeit von ADHS, ASS und Verhaltensproblemen erforderte ein praxispädiatrisches Engagement bei der Abklärung und Behandlung dieser Störungen. Begleitend zum Aufbau eines umfassenden Kursangebotes mussten viele weitere Hürden überwunden werden. So hatten wir uns etwa bei der Festlegung der Tarifpositionen zur pädiatrischen Prävention in zähen Verhandlungen gegen praxisfremde Vorstellungen der Sozial- und Präventivmediziner:innen durchzusetzen. Das breit angelegte Kurswesen mit Angeboten «aus der Praxis für die Praxis» bildete schon früh das Rückgrat der jungen Standesorganisation. Das repetitive Angebot wichtiger Fortbildungen wie des «Vorsorgekurses» führte mit den Jahren zu einer gewissen «unité de doctrine» innerhalb der Praxispädiatrie. Die Anpassung unserer hochgesteckten Ziele an die finanziellen, zeitlichen und personellen Ressourcen erforderte jedoch immer wieder Korrekturen. Manche Vorhaben mussten fallen gelassen werden, so etwa die Fortführung unserer Schriftenreihe im Verlag Praxispädiatrie, das Label «Praxispädiater FPP» und die Gründung einer «Akademie für Praxispädiatrie», mit der wir eine eigene Forschungstätigkeit aufbauen wollten. Neben dem Kurswesen hat auch die Verbandszeitschrift «News» die Jahre überlebt und trägt zusammen mit den Jahresversammlungen dazu bei, dass sich die Praxispädiatrie heute als medizinische Disziplin mit eigenen Fragestellungen und spezifischen Angeboten versteht. ■ QUELLEN 1 Neue Perspektiven der Praxispädiatrie, 1995, Verlag Praxispädiatrie, ISBN 3-907 949-02-01 2 Weiterbildung in Pädiatrie, Krise als Chance, 1997 Verlag Praxispädiatrie, ISBN 3-952-1239-0-0 3 Prävention im Kindesalter, 1997, Verlag Praxispädiatrie, ISBN 3-9521239-1-9 4 Neue Armut, eine Herausforderung für die Praxispädiatrie, 1999, Verlag Praxispädiatrie, ISBN 3-9521239-4-3 5 Beratung in der kinderärztlichen Praxis, Luxus oder Notwendigkeit, 1999, Verlag Praxispädiatrie, ISBN 3-9521239-2-7 6 Angeborene Hüftdysplasie und -luxation vom Neugeborenen bis zum Erwachsenen, 1993 7 Der Blick durch die Fontanelle, 1998, Verlag Praxispädiatrie, ISBN 3-952-1239-3-5 8 Die Niere vom Embryo bis zum Säugling, 1994 Verlag Praxispädiatrie, ISBN 3-907949-01-3 Programm und Traktandenliste der Gründungsversammlung des FPP und Titelseite der ersten «Forum News» vom 1. Dezember 1995.
THEMENHEFTTEIL: 30 JAHRE KIS 03 / 2025 KINDERÄRZTE. SCHWEIZ 12 DR. MED. RAFFAEL GUGGENHEIM FACHARZT FÜR KINDER- UND JUGENDMEDIZIN, MITGLIED REDAKTIONSKOMMISSION, KINDERARZTPRAXIS FRIESENBERG, ZÜRICH Korrespondenzadresse: dokter@bluewin.ch «Was soll aus der Pädiatrie werden?» Was man 1986 über die Pädiatrie in 40 Jahren dachte … Ein Rückblick und Ausblick derungen der damaligen pädiatrischen Bildungs- und Arbeitslandschaft notwendig sein würden. Dazu wollte er mit der von ihm geleiteten Studie eine Standortbestimmung erheben, um daraus Folgerungen zu ziehen und vielleicht auch einen Impetus zu der dringend notwendigen Veränderung zu geben. Man muss schon ein bisschen stöbern wollen, um den Artikel zu finden, den unser unvergesslicher Mentor Remo Largo 1986 in Helvetia Paediatrica Acta zum Thema «Der praktizierende Kinderarzt am Scheideweg?» veröffentlicht hat.1 Doch dank unserer historischen Spürnase Daniel Brandl ist uns das gelungen. Es war in den Jahren 1980–82, also noch vor Gründung des «Forums für Praxispädiatrie», als sich Remo Largo die Mühe genommen hat, zusammen mit 39 praktizierenden Kinderärzt:innen (damals noch ohne Gendering) aus der Region Zürich eine fundierte Studie durchzuführen. Sie umfasste die Datenerhebung zu den Themen Praxisorganisation, Besuchsgründe und Therapieformen in diesen Praxen. Im Vergleich zu anderen Studien dieser Zeit war die Datensammlung umfassend und die Auswertung akribisch. Largo hat es gemeinsam mit Kessler, Diethelm und Sutter geschafft darzustellen, wie praktizierende Kinderärzt:innen in der damaligen Zeit wirklich arbeiteten. Sie hatten eine Grundlage geschaffen, um aufgrund dieser Erkenntnisse und der Erfahrungen aus den USA und anderen Ländern eine Prognose über die Zukunft der Pädiatrie in der Schweiz zu wagen. Vor vierzig Jahren war vieles anders als heute. Die eigentliche Pädiatrie wurde an den Spitälern zelebriert. Wer nicht im Elfenbeinturm der Wissenschaft mithalten konnte oder wollte oder den damaligen Chefs nicht genehm war, der musste sich eine andere Existenzgrundlage schaffen: Grundversorgerpraxis in der Pädiatrie. Dazu gab es weder eine Ausbildung noch ein eigentliches Curriculum. Und noch schwieriger: Abnehmende Geburtenzahlen, eine höhere Ärzt:innendichte, dank Impfungen und Antibiotika auch weniger ernsthaft kranke Kinder und eine Konkurrenz durch Heilpädagog:innen, Früherzieher:innen und pädagogische Elternberatung verunsicherten die damaligen Kinderärzt:innen, den Schritt in eine unsichere Zukunft ausserhalb des Spitals zu wagen. In dieser etwas bedrückenden Situation sah Largo daher zwei Extremlösungen als Zukunft der Praxispädiatrie: Pädiater:innen würden nur noch mit einer Subspezialisierung (Kardiologie, Allergologie, Pneumologie – Entwicklungspädiatrie gab es damals noch nicht einmal bei ihm als Möglichkeit!) in konsiliarischer Funktion tätig sein oder aber die komplette Aufgabe der Pädiatrie in der Praxis und nur noch das Betreiben einer eigentlichen Spitalpädiatrie auf Basis einer allgemeinärztlichen Grundversorgung, vergleichbar mit dem HMO-Modell im Vereinigten Königreich und anderen Ländern. Natürlich erkannte Largo auch, dass es Zwischenlösungen geben könnte, wozu aber grundlegende VeränFoto: Wikimedia Commons Die grundlegenden Erkenntnisse der Studie waren die Bedeutung der eigentlichen Tätigkeitsbereiche in der Praxis: klinische Diagnostik, Präventionsmedizin und vor allem die Wichtigkeit des ärztlichen Gesprächs in der Praxis. Zur klinischen Diagnostik gehört die Bedeutsamkeit einzelner Bereiche als Konsultationsgrund wie ORL, Dermatologie, Pneumologie und Gastroenterologie. Aber bereits damals erkannte Largo die Relevanz der präventiv-medizinischen Massnahmen, Erziehungsberatung und des ärztlichen Gesprächs. Sie seien «gewissermassen das Herzstück der ambulanten Pädiatrie». Und wie er es weiter ausdrückte: «Offenbar erwarten die Eltern vom Kinderarzt mehr als nur medizinische Massnahmen.» Kinderärzt:innen sollen ein offenes Ohr haben für Fragen zu Entwicklung und Erziehung. Largo erkannte, dass Pädiater:innen hier ein grosses Vertrauenspotenzial in der Bevölkerung haben, welches auch höher ist als beispielsweise das in die Erziehungsberatung mit ihren psychologisch und pädagogisch geschulten Fachpersonen. In der Studie kam auch klar zum Ausdruck, dass die kinderärztliche Arbeit stark von aktuellen psychosozialen und sozio-ökonomischen Faktoren beeinflusst ist. Im Rahmen der detaillierten Besprechung der entsprechenden Krankheitsmuster musste ich schmunzeln, wenn Largo etwa über das «Non mangia bene»-Syndrom italienisch- und spanischstämmiger Familien sprach. Aber Largo erkannte und betonte auch die klaren Grenzen der damaligen kinderärztlichen Versorgung: Es gab kaum Erfahrung im Umgang mit Jugendlichen, und die Auseinandersetzung mit adoleszentem Verhalten und Sexualität fehlte komplett.
03 / 2025 THEMENHEFTTEIL: 30 JAHRE KIS KINDERÄRZTE. SCHWEIZ 13 Largo leitete aus seiner damaligen Standortbestimmung wegweisende Folgerungen ab: Die Weiterbildung in den Spitälern muss sich (auch) an den Bedürfnissen der ambulanten Pädiatrie orientieren. Dies umfasst sowohl Themenkreise (z. B. präventive und Erziehungsberatung, Adoleszentenmedizin, psychosoziale Themen) wie auch gezielte Anpassung der Weiterbildung bei medizinischen Themen (z. B. ambulante Labordiagnostik, pragmatische Abklärung und ambulante Therapie). Largo benannte den Interessenkonflikt zwischen Spital und Praxis und erkannte, dass die praktizierenden Kinderärzt:innen selbst die Verantwortung für ihre Fortbildung übernehmen müssen, um diese ihren Bedürfnissen anzupassen. Ebenso erfasste er die Bedeutsamkeit der technischen Untersuchungen, um die ambulante Pädiatrie finanziell attraktiv zu gestalten. Dazu gehörten die grundlegenden Laboruntersuchungen, Einführung und Vergütung von Tympanometrie und auch des Ultraschalls in der Praxis! Schliesslich ging es auch um die Bedeutung des Selbstwerts der ambulanten Arbeit in der Praxis: Wieso soll ein ausführliches Gespräch mit den Eltern eines behinderten Kindes nicht korrekt abgerechnet werden können? Und wie er es ausdrückte: «Ist die Tarifsituation u. a. deshalb so unbefriedigend, weil wir selber nicht so recht daran glauben, dass unsere Gespräche das Geld wert sind?» Rückblickend ist es erstaunlich, wie sehr die heutige Praxispädiatrie sich genau diesen Visionen entsprechend entwickelt hat. Die Studie und die bedrohliche Konsequenz des Nichtstuns haben aufgerüttelt und die praktizierenden Kinderärzt:innen aus der damaligen Lethargie zu neuem Leben erweckt. Die Gründung des Forums für Praxispädiatrie neun Jahre nach Publikation von Largos Studie war eine erste Konsequenz, um eine eigenständige Weiterbildung zu garantieren. Die heutigen praxisorientierten Kurse von KIS sind aus unserem Curriculum nicht mehr wegzudenken. Erfreulicherweise sind heute auch mehrere der von pädiatrie schweiz organisierten Veranstaltungen Teil der praxisorientierten Weiterbildung. Die Anerkennung der Vorsorgeuntersuchungen als Versorgungsleistung war ein weiterer Schritt, um die Bedeutung auch tarifarisch abzubilden (mit ihren Vor- und Nachteilen). Die Gründung der SVUPP hat die Wichtigkeit technischer Leistungen am Beispiel der Ultraschalluntersuchung auch in der pädiatrischen Praxis zementiert und wird nun tarifarisch im TARDOC auch umfassend abgebildet. Schliesslich hat die Entscheidung der Praxispädiater:innen, als Grundversorgende in der Schweiz zu fungieren, zur Einbindung in wichtige Organisationen wie mfe Haus- und Kinderärzte Schweiz geführt und dadurch zu einem besseren Gehör, auch bei politischen Instanzen wie dem BAG und medizinischen Gremien wie der FMH. Heute dürfen wir mit gutem Selbstwertgefühl als Pädiater:innen dastehen und können Pionieren wie Remo Largo für ihr unermüdliches Ermahnen, beständiges Stärken und ihre klaren Visionen basierend auf fundierte Daten nicht genügend danken. Ihre Arbeit soll uns auch heute motivieren, die aktuellen Herausforderungen mit Freude in die Hand zu nehmen und die Visionen für eine zukünftige Praxispädiatrie, wie sie beispielsweise von Oskar Jenni in diesem Heft formuliert sind, auch mit Engagement umzusetzen. ■ «Offenbar erwarten die Eltern vom Kinderarzt mehr als nur medizinische Massnahmen.» « » Präventiv-medizinische Massnahmen, Erziehungsberatung und das ärztliche Gespräch sind «gewissermassen das Herzstück der ambulanten Pädiatrie». « » QUELLE 1 Prospektive Studie über die Tätigkeit des praktizierenden Kinderarztes. Der praktizierende Kinderarzt am Scheideweg? R. H. Largo, M. Diethelm, R. Kessler, F. E. Sutter, Helv paed Acta 41, Suppl. 51, 5-14 (1986), Schwabe & Co. AG, Basel
THEMENHEFTTEIL: 30 JAHRE KIS 03 / 2025 KINDERÄRZTE. SCHWEIZ 14 Vorstandsarbeit einst und jetzt Andrea Hohl-Seiler Co-Präsidium 2014–2016 Als Quereinsteigerin ins Co-Präsidium war der Einstieg herausfordernd, aber auch eine spannende Lernzeit. Besonders in Erinnerung bleiben mir der Besuch bei der GSK in Brüssel, die Mitwirkung an der Einführung des 2:1-Impfschemas und die Organisation der Jubiläumstagung «20 Jahre KIS», gemeinsam mit Christa Etter und der AG JaTa. Besonders freue ich mich, dass ich mehrere Kolleg:innen zur Mitarbeit bei KIS motivieren konnte – einige sind bis heute aktiv. Mein persönliches Highlight war die Wahl von Daniel Brandl zum Geschäftsführer im Jahr 2015: Aus über 120 Bewerbungen schlug ich ihn dem Vorstand vor – eine Entscheidung, die sich als goldrichtig erwiesen und die Entwicklung von KIS entscheidend geprägt hat. Manuela Hany Co-Präsidentin 2007–2012 Das Forum war für mich eine Gemeinschaft von engagierten Menschen, die der Praxispädiatrie eine klare Identität gaben. 2007 wurde ich – eher ungeplant – als erste Frau Co-Präsidentin, nachdem kurzfristig jemand absagen musste. Es folgten fünf spannende, herausfordernde Jahre in einer kollegialen und freundschaftlichen Atmosphäre, die unser Engagement mehr als aufwog. Wie bei meinen Vorgängern wurde das Forum weiter strukturiert und professionalisiert. 2012 trat ich zurück – das Forum hiess nun Kinderärzte Schweiz –, um anderen die Möglichkeit zu geben, den zunehmend etablierten und zeitgemässen Verband weiter mitzugestalten. Sandra Burri Vorstandsmitglied seit 2021, Vizepräsidentin seit 2024 Seit 2017 habe ich im Programmkomitee geholfen, die Jahrestagungen zu planen. Sofort hatte ich mich in der KIS-Familie wohlgefühlt! Ab 2021 kamen dann die Frühlingstagungen dazu und kurz darauf die Vorstandstätigkeit. Nach wie vor schätze ich das kollegiale Miteinander sehr, welches die Mitglieder und die Geschäftsstelle pflegen. Ich freue mich, dass ich mich noch eine Weile länger bei KIS engagieren darf! Cyril Lüdin Co-Präsident 1995–1998 und 2002–2003 Die ersten Praxisjahre veränderten meinen Blick auf das Gesundheitssystem grundlegend. Diskussionen etwa zum Hüft-Ultraschall führten 1991 zur Gründung der SVUPP – und brachten uns Kolleg:innen aus allen Landesteilen näher zusammen. So entstand die Idee eines Forums für Praxispädiatrie. Wie junge Eltern tasteten wir uns gemeinsam an Lösungen heran, stellten Regeln infrage und erlebten die Vielfalt der Praxen. Nicht immer zur Freude jener, die uns bremsen wollten. Als Gründungs-Co-Präsident profitierte ich von einem inspirierenden Mix engagierter Mitstreiter:innen. Und was heute KI formuliert, konnte damals schon Noldi Bächler: Gedanken präzise und pointiert in Sprache fassen. Rolf Temperli Co-Präsident 2005–2013 Bevor ich mir mit Philipp, Manuela und Katharina das Präsidium teilte, verdiente ich mir die Sporen während der ersten zehn Jahre des damaligen Forums für Praxispädiatrie als Leiter der Redaktionskommission der «Forum News» ab. Es gibt sie noch immer. Das zweite Verbandsjahrzehnt war geprägt von Konsolidation, Abflauen des Gründungsenthusiasmus, der Erkenntnis, dass einige Ziele vielleicht zu hoch gesteckt waren, andere aber durch hartnäckige Arbeit erreicht werden können. Die Praxispädiatrie hat sich dank dem Forum – ja, auch die Diskussion um den Namenswechsel zu KIS fiel in diese Zeit – Respekt und einen festen Standplatz erobert, in Politik und Ämtern, in den Medien und sogar in der SGP. Die Praxispädiatrie wird gehört, dank KIS und all seinen Mitstreitenden. Das muss so bleiben. Stefan Roth Vorstandsmitglied seit 2013, Ressort Website Mit dem Praxiseinstieg bei Rolf Temperli, einem der Urgesteine der pädiatrischen Standespolitik, war mein Einstieg bei KIS und damit in die Standespolitik eigentlich schon besiegelt. Vom «greenhorn» bin ich unterdessen wohl schon fast zu «elder statesman» mutiert. Trotzdem ist und bleibt KIS die Konstante und das Zentrum in meinem berufspolitischen Alltag. Neben meinen Aufgaben im KIS-Vorstand bin ich mittlerweile vor allem Bindeglied zu unseren Partnerverbänden, seit rund einem Jahr auch als Vorstandsmitglied bei mfe. Weiterhin möchte ich das Nebengleis der Verbandsarbeit nicht missen: es ist spannend, abwechslungsreich, bereichernd, ein Türöffner in viele neue Themen - und die breite Vernetzung hilft in vielen Bereichen. Somit ist der Einsatz für die Kinder- und Jugendmedizin etwas, dass ich allen Kolleg:innen empfehlen kann. Roland Laager Co-Präsident 2002–2005 In meiner Amtszeit entstand das Label FPP – ein Meilenstein auf dem Weg zur eigenständigen Praxispädiatrie. Dass es heute weitgehend in Vergessenheit geraten ist, zeigt, wie fest die Praxispädiatrie inzwischen etabliert und innerhalb der Pädiatrie respektiert ist. Die intensiven, teils kontroversen Vorstandsdiskussionen, oft via Telefonkonferenz, trugen viel zur Weiterentwicklung des Forums bei – mit der Geschäftsführerin Heidi Fedeli als engagierter Brückenbauerin. Heute ist Kinderärzte Schweiz ein unverzichtbarer Ort für praxisnahe Fortbildung und standespolitischen Dialog. Philipp Trefny Co-Präsident 2003–2007 In meinen sechs Jahren im Vorstand – darunter vier Jahre im Co-Präsidium – habe ich grosse Fortbildungskurse organisiert und den Vorstand mit engagierten Kolleg:innen verstärkt. Besonders prägend waren die tarifpolitischen Erfolge mit der SVUPP, die Annäherung an die SGP und die strukturelle Weiterentwicklung des Verbands. Weniger erfolgreich war der Versuch, einen Facharzttitel für Praxispädiatrie zu etablieren – ein Projekt, das an der Basis vorbeiging und schliesslich versandete. Franz Fitze Co-Präsident 1998–2000 Die multiplen praxisnahen Fortbildungskurse halfen, das Berufsbild der Praxispädiatrie zu schärfen. Der Versuch, es in der SGP zu verankern, stiess jedoch an Grenzen – was letztlich zur Gründung des FPP führte. Die damalige Aufbruchstimmung und der Wunsch nach Eigenständigkeit schufen eine starke Solidarität unter uns Praktiker:innen. Heidi Zinggeler Fuhrer Co-Präsidentin 2013–2016 / Präsidentin 2016–2019 Mit einem grossen Loch in der Verbandskasse und ohne Geschäftsführer habe ich das Amt als Co-Präsidentin übernommen. Steigende Mitgliederzahlen, blühendes Kurswesen, erfolgreiche Öffnung der Jahrestagung für MPAs, spannende Begegnungen auf dem berufspolitischen Parkett, bis heute anhaltende Freundschaften und die erste Präsidentin von Kinderärzte Schweiz sein zu dürfen, waren der Lohn von unzähligen Stunden Engagement am Feierabend und an Wochenenden. Auf der Gegenseite stehen verpasste Familienmomente, schlaflose Nächte, Schweiss und auch Tränen. Um Verantwortung für unseren Berufsstand wahrzunehmen, habe ich meine Komfortzone verlassen und bin an den Herausforderungen gewachsen. Die damit verbundenen z.T. sehr schwierigen Erfahrungen haben mich zu derjenigen gemacht, die ich heute bin. Engagement, Freundschaft, Höhen und Krisen: Ehemalige (Co-)Präsident:innen und heutige KIS-Vorstandsmitglieder teilen kurze Erinnerungen, persönliche Highlights und zeigen, was sie für die Praxispädiatrie antreibt – einst und jetzt.
03 / 2025 THEMENHEFTTEIL: 30 JAHRE KIS KINDERÄRZTE. SCHWEIZ 15 Jan Cahlik Vizepräsident 2016–2019 Neben der Verantwortung für das Kurswesen und Impffragen war mir auch die berufspolitische Positionierung von KIS ein zentrales Anliegen – national wie international. Besonders gerne erinnere ich mich an die enge Zusammenarbeit im Präsidium sowie die konstruktiven Diskussionen mit dem Vorstand und der Geschäftsstelle – etwa bei den Retraiten, wo auch unsere Vision «Für jedes Kind: eine starke Praxispädiatrie – heute und morgen» entstand. Dieser Satz gibt nach wie vor mein eigenes Verständnis der Pädiatrie wieder. Schade bleibt, dass es uns nicht ausreichend gelungen ist, jüngere Kolleg:innen von der Wichtigkeit des berufspolitischen Engagements zu überzeugen. Nora Rufener Vorstandsmitglied seit 2018, Ressort Nachwuchsförderung Als Kinderärztin in der Praxis erlebe ich täglich hautnah, wie wichtig unser Verband in einer sich ständig verändernden Welt ist, in der wir immer wieder mit neuen gesundheitlichen und politischen Herausforderungen konfrontiert werden. Ich wünsche mir, dass dieser vielseitige, sinnhafte und bereichernde Beruf auch in Zukunft ein Traumberuf bleibt und setze mich mit Leidenschaft dafür ein. Durch den Austausch von Wissen und Erfahrungen innerhalb und ausserhalb unseres Netzwerks stärken wir nicht nur die Expertise unserer Mitglieder, sondern stellen auch sicher, dass die Gesundheit und das Wohlbefinden der Kinder stets an erster Stelle stehen – gemeinsam sind wir stark! Alain Wimmersberger Präsident der Gründungs- versammlung 1995, Co-Präsident 2000–2002 Als Mitglied der Gründergeneration erfüllt es mich mit grosser Freude – und ja, auch mit etwas Stolz – zu sehen, wie sich Kinderärzte Schweiz in den vergangenen Jahrzehnten entwickelt hat. Die Verlautbarungen und Stellungnahmen, die ich als pensionierter Kinderarzt in den letzten Jahren mit Interesse verfolgt habe, geben mir grosse Zuversicht für die Zukunft unserer Berufsorganisation. Marc Sidler Präsident seit 2019 Ich erinnere mich gerne an meinen ersten Kontakt mit dem FPP: den Vorsorgekurs, weitere Fortbildungen und die inspirierenden Begegnungen bei Jahrestagungen, die mir den Einstieg in die Praxispädiatrie erleichtert haben. Die besondere Atmosphäre – geprägt von Austausch, Kollegialität und Wertschätzung – hat mich von Anfang an beeindruckt. Dieser positive Spirit war und ist ansteckend. Heute blicke ich auf sechs intensive und bereichernde Jahre als Präsident zurück. Die Zusammenarbeit im Vorstand, mit der Geschäftsstelle und mit engagierten KISMitgliedern ist stets respektvoll, engagiert und von gutem Groove getragen – ein Erbe der Gründergeneration. Ich wünsche mir, dass diese KIS-DNA weiterlebt und wir sie an die nächste Generation weitergeben. Hannes Geiges Co-Präsident 1998–2002 Wir Praxispädiater:innen sind anders als Klinikpädiater:innen. Es braucht uns beide. Wir sind nicht nur Heilende, sondern enge Begleiter:innen in guten, schweren, traurigen und fröhlichen Zeiten. Wir sind durchgehende Interessensvertreter:innen unseres Klientels, der Patienten:innen, während ganz wichtigen Lebensabschnitten. Empathie und Miteinbezug des sozialen Umfeldes sind wichtige Eigenheiten unserer Tätigkeit. Ich bin froh, dass wir uns im «Forum» und später in «KIS» mit Gleichgesinnten kurzschliessen können und es neben uns und für uns die unverzichtbaren Klinikpädiater:innen gibt. Dominik Bissig Vorstandsmitglied seit 2014, Ressort Finanzen Ohne eigentlich Mitglied zu sein, wurde ich 2014 direkt in den Vorstand als Kassier gewählt. Seither versuche ich den politisch aktiven Vorstandskolleg:innen den Rücken bezüglich Finanzen mithilfe der Geschäftsstelle freizuhalten. Da wir umsichtig wirtschaften und im Vergleich zu anderen Verbänden glücklicherweise stetig zunehmende Mitgliederzahlen verzeichnen dürfen, bewegt sich unsere Buchhaltung – mit Ausnahme der schwierigen Corona- Jahre – , regulär im grünen Bereich. Ich freue mich, so auch im Hintergrund einen Beitrag zur erfolgreichen Weiterentwicklung unseres Verbands leisten zu können. Nicole Halbeisen Vorstandsmitglied seit 2024 Ist das Glas halb voll oder halb leer? Wenn ich sehe, was Kinderärzte Schweiz seit seiner Gründung erreicht hat – Positionierung der Praxispädiatrie, praxisnahe Fortbildungen, gute Vernetzung – sehe ich das Glas voll. Wo das Glas noch leer ist und Handlungsbedarf besteht, wissen wir alle. Mein Wunsch ist, dass wir am Jubiläum auf das Erreichte anstossen und gemeinsam das Glas weiter füllen. Helena Gerritsma Schirlo Vorstandsmitglied seit 2019, Ressort Kurswesen, Vizepräsidentin 2019–2024 Als Vizepräsidentin begleitete ich die Neugestaltung des Logos und war gemeinsam mit Marc Sidler und Dany Brandl in der standespolitischen Arbeit aktiv. Besonders wertvoll waren die nationalen und internationalen Begegnungen (z.B. ECPCP, 5-Länder-Treff). Gleichzeitig leitete ich die AG Kurswesen und durfte am Berufsbild, dem Handbuch der pädiatrischen Praxisassistenz und an den EPAs für die Grundversorgung mitwirken. Die Zusammenarbeit im Vorstand ist inspirierend, und ich bin überzeugt: Sichtbarkeit und Eigeninitiative sind zentral, wenn wir als Pädiater:innen auch politisch wahrgenommen werden wollen. Camilla Ceppi Cozzio Vorstandsmitglied seit 2019, Ressort Tagungen Was für ein Hammer, als blutige Anfängerin mit hübschem Facharzttitel in einer pädiatrischen Praxis unterwegs zu sein und bei allgemeinen pädiatrischen Fragen passen zu müssen. Subito weg mit den Wissenslücken! Doch wo war praxistaugliches Wissen zu holen? Tänk bei KIS! Ihre Fortbildungen waren exzellent! KIS gab mir viel, und irgendwann wollte ich mich revanchieren. Der KIS-Vorstand sollte es sein: Mitgestaltung als Leiterin der AG Jahrestagung. Beeindruckt hat mich stets, dass wir den KIS-Karren gemeinsam ziehen. Besonders durch die Covid-19-Pandemie. Als im September 2021 nach einjähriger Pause die JaTa wieder vor Ort stattfand, hüpfte mein Herz vor Freude! Arnold Bächler Co-Präsident 1995–1997 Viele, die vor Jahrzehnten den Schritt in die kinderärztliche Praxis wagten, merkten schnell, dass ihre klinischen Kompetenzen den Anforderungen der Praxis nicht genügten. Diese Erkenntnis vereinte eine wachsende Zahl von Gleichgesinnten aus allen Landesteilen und führte 1995 zur Gründung des Forums für Praxispädiatrie. Die lange Liste der kollektiv erlebten Defizite machten es nötig, Fortbildung und berufspolitische Vertretung selbst in die Hand zu nehmen. Das heutige Selbstverständnis der Praxispädiatrie als eigenständiges Fach mit spezifischen Fragestellungen ist das Ergebnis beharrlicher Freiwilligenarbeit. Damit einher ging die Erweiterung des Angebots von der reinen Notfallversorgung hin zur umfassenden Entwicklungsbegleitung. Irmela Heinrichs Vorstandsmitglied seit 2020, Ressort Verbandszeitschrift Es ist immer wieder inspirierend, engagierte KIS-Kinderärzt:innen zu treffen – ob abends online oder bei einer sonnigen Retraite – und sich dabei über die kleinen und grossen medizinischen Themen auszutauschen und anfallende Fragen aus dem Praxisalltag und der Standespolitik zu diskutieren. Und ich freue mich, wenn daraus eine neue Ausgabe der «KIS-News» entsteht und weitere engagierte Kinderärzt:innen inspiriert. Katharina Wyss Co-Präsidentin 2012–2014 Meine Zeit als Co-Präsidentin war geprägt von grossen Gegensätzen: einerseits dem kreativen, kollegialen Miteinander mit Co-Präsident Rolf Temperli, Co-Präsidentin Heidi Zinggeler und dem Vorstand, andererseits der Enttäuschung und der Unsicherheit nach der Veruntreuung der Vereinsgelder durch unseren damaligen Geschäftsführer Simon Hubacher. Die Suche nach einer neuen Geschäftsführerin und der unerwartete Abgang mehrerer Vorstandsmitglieder haben uns über längere Zeit beansprucht, sodass die eigentliche Vorstandsarbeit fast zur Nebensache wurde. Mit dem Fest zum 20-Jahr-Jubiläum durften wir alle einen versöhnlichen Abschluss dieser turbulenten Zeit erleben.
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