02 / 2025 FORTBILDUNG: THEMENHEFTTEIL KINDERÄRZTE. SCHWEIZ 21 Normwerte sind: Normal QTc < 0.44 sec Grenzwert QTc 0.44 – 0.46 sec Verlängert QTc > 0.46 sec Zu erwähnen ist, dass im ersten Lebensjahr sich häufig leicht verlängerte Werte finden. Eine gewisse Anzahl Menschen haben leicht verlängerte QTc-Werte, ohne dass dies einen Krankheitswert hat. Eine Bedeutung hat die QTc-Zeit beim Abklären von Synkopen oder plötzlichem Herztod, um ein langes QTSyndrom nicht zu verpassen. T-Welle Die T-Welle entspricht der ventrikulären Repolarisation. In den Extremitätenableitungen ist sie normalerweise konkordant mit der R-Zacke, in den Brustwandableitungen kann sie bis in V4 im Kindesalter negativ sein. In V1 ist sie in den ersten 3 Lebenstagen positiv, wird dann negativ und erst wieder im jugendlichen Alter positiv. 5. Hypertrophiezeichen (atrial und ventrikulär) P-Welle Die Konfiguration der P-Welle reflektiert die Grösse der Vorhöfe. Ein P >3 mm (sogenanntes P dextrokardiale) könnte auf einen prominenten rechten Vorhof hindeuten. Ein verbreitertes P (sogenanntes P mitrale) >70 ms bei Säuglingen und >90 ms bei Kindern mit doppelgipfliger Konfiguration könnte einem vergrösserten linken Vorhof entsprechen. R-Zacken und S-Zacken An der Höhe der S-Zacken bzw. Tiefe der R-Zacken lassen sich Muskelmasse bzw. Hypertrophiezeichen erkennen. Eine normale Lage des Herzens im Thorax vorausgesetzt entsprechen die Brustwandableitungen V1 und V2 der rechten Kammer und V5 und V6 der linken Kammer. Dabei gibt es altersentsprechende Normwerte. 6. Repolarisation ST-Strecke Die ST-Strecken verlaufen üblicherweise isoelektrisch, d. h. sie verlaufen in der gleichen Ebene wie die PQ- Linie. Abweichungen von 1–2 mm können nicht eindeutig als pathologisch interpretiert werden. ST-Hebungen sieht man bei Erwachsenen bei relativ frischem Myokardinfarkt und haben im Kindesalter nur eine geringe Bedeutung. Bei fieberhaft erkrankten Kindern können relevante ST-Hebungen ein Hinweis für eine Perikarditis sein. ST-Senkungen sprechen für eine myokardiale Minderperfusion aufgrund einer koronaren Problematik oder einer deutlichen Hypertrophie. 9 J. langes QT-Syndrom, QTc 500 msec Upsloping: J-Punkt Absenkung (Übergang QRS in ST-Strecke) bis 0.2mV und Aufstieg normal Downsloping und Horizontal: ST abgesenkt mit deszendierendem oder horizontalem Verlauf nicht normal Quelle: Shutterstock Zusammenfassung Voraussetzungen für die Interpretation des kindlichen EKGs sind Kenntnisse über Anamnese und Klinik des Kindes. Da viele Normwerte im Kindesalter abhängig von Alter und Frequenz sind, sollten alle Messungen mit den offiziellen Normwerten verglichen werden. Grundsätzlich kommt es mit zunehmendem Alter zum Abfall der Herzfrequenz, zur graduellen Zunahme von PQ-Intervall, P- und QRS-Dauer und zur Drehung der Herzachse von rechts nach links. Somit besteht bei Geburt ein physiologischer Rechtstyp, der sich im Alter in einen Linkstyp wandelt. Die T-Wellen in Ableitung V1 sind in den ersten 3 Tagen des Lebens positiv und werden dann bis zur Adoleszenz negativ. Sie können bis V4 negativ sein. Zusätzlich gilt es verschiedene Normvarianten zu beachten z. B. die respiratorische Sinusarrhythmie, den inkompletten Rechtsschenkelblock in V1, einen wandernden Schrittmacher mit atrialen oder junktionalen Ersatzrhythmen, einen AV-Block Grad 1 oder AV-Block Grad 2 Typ Wenckebach vor allem nachts. Die systematische Auswertung entspricht dem Vorgehen beim Erwachsenen-EKG. ■ Neugeborenes, 2 Tage alt, bradykarder SR mit pos. T in V1 Neugeborenes am 1. Tag, hohe R-Zacken in V1, pos. T-Welle, QTc physiologisch verlängert, 476 msec Bild: Luzerner Kantonsspital Bild: Luzerner Kantonsspital Bild: Luzerner Kantonsspital Bild: Amila, 3 Jahre
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