INTERN 01 / 2025 KINDERÄRZTE. SCHWEIZ 8 Unter der Leitung von Antonella Di Iorio, zertifizierte LinkedIn-Trainerin, erhielten die Teilnehmenden Einblicke in die Grundlagen der Plattform, Strategien zur Profilerstellung, den LinkedIn-Algorithmus und den gezielten Aufbau einer beruflichen Community. Doch was bringt LinkedIn konkret? Welche Erfahrungen haben Kinderärzt:innen mit der Plattform gemacht? Nach dem Workshop haben wir Teilnehmende und erfahrene Nutzer:innen befragt. LinkedIn als berufspolitische Plattform Corina Wilhelm, eine der Teilnehmerinnen, sieht LinkedIn als lebendige Plattform, um sich über standespolitische Themen auszutauschen. Ob es um Abstimmungskampagnen, Medikamentenmangel oder problematische Praktiken von Versicherern geht – LinkedIn ermöglicht es, Botschaften gezielt an relevante Akteure wie Politiker:innen, Journalist:innen, Eltern und Entscheidungsträger:innen zu verbreiten. Zudem sei es eine wertvolle Informationsquelle, da hier auch hochkarätige Expert:innen aktiv sind. Auch Helena Gerritsma Schirlo, die auf Empfehlung eines Kollegen LinkedIn beigetreten ist, erlebte eine positive Überraschung. Bereits ihr erster Post über das MSIT-Programm für übergewichtige Kinder brachte ihr direkte Rückmeldungen von Fachleuten aus der Region, die wertvolle Impulse lieferten. Zudem fühlten sich die im Beitrag genannten Therapeut:innen geehrt und gestärkt – ein Effekt, den sie nicht erwartet hatte. Vernetzung und interdisziplinärer Austausch Eine der aktivsten LinkedIn-Nutzerinnen aus unserem Kreis, Anna Bewer, hebt die interdisziplinäre Vernet- zung als zentralen Vorteil hervor. «Ich erhalte Antworten und Kommentare von Menschen, die unsere Arbeit als Kinderärzt:innen unterstützen oder mein Interessenthema – Neurodiversität – teilen.» Ihr Post über einen «normalen» Notfalldienst wurde über 17000 Mal angesehen und 288 Mal geliked – für sie ein beeindruckender Beleg dafür, wie gross das Interesse an der kinderärztlichen Arbeit ist. Zudem konnte sie über LinkedIn gezielt Diskussionen zu Neurodiversität anstossen und Antworten auf Fragen finden. Die Probleme in der Pädiatrie gehen über die Medizin hinaus und brauchen interdisziplinäre Diskussionen. Welche Interaktion ist zu erwarten? Die Erwartungen an LinkedIn variieren, doch viele der Teilnehmenden berichten von ähnlichen Erfahrungen: DR. DANIEL F. BRANDL, PhD GESCHÄFTSFÜHRER KINDERÄRZTE SCHWEIZ, DIETIKON Korrespondenzadresse: daniel.brandl@kis.ch Am 16. Januar 2025 fand das KIS Impulsatelier zum Thema «Netzwerk und Einfluss: Fit für die Berufspolitik mit LinkedIn und Co.» statt. Ziel des Workshops war es, Kinderärzt:innen mit den Möglichkeiten von LinkedIn vertraut zu machen, um berufspolitische Anliegen sichtbar zu machen und sich gezielt zu vernetzen. LinkedIn für Kinderärzt:innen: Eindrücke aus dem KIS Impulsatelier 2025 ■ Sichtbarkeit und Vernetzung: Themen werden weit über das eigene Netzwerk hinaus wahrgenommen. ■ Wertschätzung und Anerkennung: Likes und Kommentare zeigen, dass die Arbeit der Kinderärzt:innen geschätzt wird. ■ Diskussionen mit Expert:innen: Gerade bei komplexen Themen kann der Austausch mit Fachpersonen neue Perspektiven eröffnen. ■ Berufspolitischer Einfluss: LinkedIn bietet eine Möglichkeit, über wichtige Anliegen auf politischer Ebene mitzureden. Allerdings wurden auch kritische Stimmen und herausfordernde Diskussionen erwähnt. Hier hilft es, Strategien zum Umgang mit Kritik zu kennen – ein Aspekt, der im Workshop gezielt behandelt wurde. Sollte jede Kinderärztin LinkedIn nutzen? Auf diese Frage gibt es keine einheitliche Antwort. Anna Bewer sagt dazu: «Es erweitert den Horizont und ermöglicht uns, ein Publikum für unsere Themen zu erreichen, das wir sonst kaum erreichen würden.» Besonders im be- rufspolitischen Kontext sei es wichtig, die Gesellschaft über relevante Anliegen aufzuklären und politische Entscheidungen mitzugestalten. «Die Menschen sollen wissen, was wir in der Praxispädiatrie alles stemmen, leisten und tragen! Ob man das schreiben will oder nur lesen, das darf doch jeder für sich entscheiden. Für mich ist es auch Freude neben der Praxistätigkeit.» Corina Wilhelm ergänzt, dass Kinderärzt:innen als Berufsgruppe oft weniger wahrgenommen werden als Allgemeinmediziner:innen oder Spezialist:innen. Eine starke Vernetzung – auch über Landesgrenzen hinweg – kann helfen, mehr Gehör zu finden. Fazit: Ein starkes Tool mit Bedacht nutzen Die Teilnehmenden waren sich einig: LinkedIn bietet grosse Chancen für Kinderärzt:innen. Ob zur Vernetzung, für politische Anliegen oder den interdisziplinären Austausch – das Netzwerk hat Potenzial. Gleichzeitig sollte ein bewusster Umgang mit der Plattform gepflegt werden. Wie Anna Bewer es formulierte: «Für mich spannend und lehrreich – aber es hat auch Suchtpotenzial. Ich werde mich bemühen, gesund damit umzugehen.» Der Workshop hat vielen die Augen geöffnet – und vielleicht findet sich in Zukunft die eine oder andere neue Stimme aus der Pädiatrie, die über LinkedIn Gehör findet. ■ Foto: Stefan Roth
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