KINDERÄRZTE.SCHWEIZ 1/2025

01 / 2025 FÜR SIE GELESEN KINDERÄRZTE. SCHWEIZ 45 Dieser Ratgeber, geschrieben von Rechtsanwält:innen von Procap, der grössten Schweizer Selbsthilfeorganisation für Menschen mit Behinderungen, ist auch für uns Kinderärzt:innen sehr hilfreich für die Praxis. Bei Sätzen wie «Die Ärztin ist verpflichtet, Sie darüber zu informieren, welche Versicherung die Behandlung und Medikamente etc. bezahlen muss…» sollte unser Interesse geweckt sein. Spätestens aber sollten Hinweise wie: «Die Ärztin muss sie vor der Behandlung über die Leistungen der Krankenversicherung informieren, vor allem dann, wenn die vorgesehene Behandlung nicht von der Grundversicherung gedeckt ist. Der Arzt haftet, wenn er Sie falsch oder überhaupt nicht informiert» Grund genug sein, sich diesen Ratgeber einmal anzuschauen. Wir sind es aber auch den Eltern und unseren kleinen Patient:innen mit einer körperlichen oder geistigen Beeinträchtigung schuldig, sie auf diesem Gebiet mit zu beraten, denn Sozialversicherungen werden nicht von sich aus tätig. Wer eine Leistung beanspruchen will, muss Initiative ergreifen. Dies ist für viele Familien, gerade auch wenn sie mit der deutschen Rechtssprache Mühe haben, nicht immer einfach. Es ist nicht immer sichergestellt, dass Eltern schon von Kliniken oder Heilpädagog:innen über ihre Ansprüche in Kenntnis gesetzt wurden. Ein guter Rat kann sein, die Eltern an eine der über 40 regionalen Sektionen von Procap zu verweisen, wo sie professionelle Beratung von erfahrenen Sozialversicherungsfachleuten erhalten, welche Unterstützung ihnen zusteht, sei es finanziell oder materiell. Im zentralen Rechtsdienst arbeiten spezialisierte Rechtsanwält:innen, die ihnen bei Bedarf zur Seite stehen können. Was steht meinem Kind zu? Ein sozialversicherungsrechtlicher Ratgeber für Eltern von Kindern mit einer Behinderung Das Buch hilft, einen Überblick im Dschungel der Sozialversicherungen (IV, UV, KV, Ergänzungsleistungen (EL), BV, ALV, EO etc.) zu bekommen und nennt die Kriterien, die z. B. für eine Leistung der IV wie «Massnahmen für Minderjährige mit Geburtsgebrechen» wichtig sind. Dass aber auch etliche Leistungen der IV für Minderjährige ohne Geburtsgebrechen, bzw. diejenigen Kinder, die zwar Einschränkungen haben, aber die IV-Kriterien nicht erfüllen, möglich sind, war mir bis zum Lesen dieses Buches so nicht bewusst. Das Buch gliedert sich in Kapitel zu Medizinischen Massnahmen, Pflege und Betreuung (Anspruch auf Hilfslosenentschädigung, Assistenzbeiträge, Kinderspitex, Entlastungsangebote etc.), Hilfsmittel, Schule und Ausbildung, Existenzsicherung, Verfahren und zu weiteren Rechtsfragen (u. a. Beistandschaft, wenn das behinderte Kind erwachsen wird und erbrechtliche Themen). Die Checkliste am Schluss mit dem Titel «Das Kind wird erwachsen» hilft den Eltern zu planen, in welchem Alter (ab 13 Jahren) welche Anmeldungen zu machen oder welche Fragen zu klären sind. Im Anhang ist eine Sammlung von Adressen und Links zu allen Amtsstellen, Organisationen und Institutionen zu finden, die für Betroffene, Angehörige und vielleicht auch für uns hilfreich sein könnten. ■ Herausgeber: Procap Schweiz 6. Auflage, überarbeitet und aktualisiert 2022 ISBN: 978-3-033-09157-3 E-Book ISBN: 978-3-033-09185-6 DR. MED. STEFANIE GISSLER WYSS MITGLIED REDAKTIONSKOMMISSION, NEUENDORF Korrespondenzadresse: s.gissler@hin.ch Verlag: Procap Schweiz

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