ERFAHRUNGSBERICHT 01 / 2025 KINDERÄRZTE. SCHWEIZ 40 MAHIR MUSTAFA FACHMANN FÜR INTERKULTURELLE FRAGEN UND DOZENT AN DER HÖHEREN FACHSCHULE AGOGIS, ZÜRICH PROF. DR. MED. NICOLE RITZ, PHD, FACHÄRZTIN FÜR KINDER- UND JUGENDMEDIZIN FMH UND FACHÄRZTIN FÜR INFEKTIOLOGIE FMH, CHEFÄRZTIN PÄDIATRIE UND PÄDIATRISCHE INFEKTIOLOGIE, KINDERSPITAL LUZERN MODERATORIN: DR. MED. ANTJE HUGI MAIER FACHÄRZTIN KINDER- UND JUGENDMEDIZIN FMH, FRAUENFELD AUTORIN: DR. MED. SABINE ZÜLLIG NAEF FACHÄRZTIN KINDER- UND JUGENDMEDIZIN FMH, JONA Korrespondenzadresse: sabine.zuellig@rappjmed.ch wichtig ist, dass die belasteten Eltern Entlastung und Hilfe erhalten zum Wohl der Kinder. Psychische Erkrankungen unter Flüchtenden sind häufig, sie sollen erkannt und auch therapiert werden. Als Hilfestellung sind Infobroschüren oder Filme in den entsprechenden Sprachen eine Unterstützung. http://www.psych4asyl.ch/ Beat Keller erlaubt uns einen eindrücklichen Einblick in die Wohnsituation (sehr beengt mit wenig sanitären Anlagen) und die täglichen Herausforderungen mit den unterschiedlichen Kulturen in einem Asylzentrum im Kanton Thurgau. Dabei stossen die Betreuer regelmässig auf Herausforderungen bezüglich des Verständnisses von Gesundheit / Krankheit. In der Betreuung müssen wir uns bewusst sein, dass Kosten, welche nicht von den Kassen übernommen werden (Zahnarzt) von den Asylsuchenden selbst bezahlt werden müssen, was bei geringen finanziellen Ressourcen häufig nicht möglich ist. Lea Hungerbühler, Rechtsanwältin und Gründerin / Präsidentin des Vereins AsyLex, zeigt uns die Wege und Tücken im rechtlichen Bereich auf. Der Verein AsyLex arbeitet mit 150 Freiwilligen in spezialisierten Teams, wobei in den letzten 7 Jahren schon über 12 000 Klienten mit teils modernster Technologie unterstützt wurden. Die Organisation ist unabhängig, durch Spenden und Stiftungen finanziert und verteidigt ihre Klienten wenn notwendig bis vor Bundesgericht. In einem sehr praxisnahen Workshop analysieren wir verschiedene Impfausweise aus unterschiedlichen Ländern mit Hilfe von Anita Loher. Hilfreich bei der Beurteilung: Herkunftsland, Impfnarben (BCG?), die Dokumentation und die medizinische Geschichte (hilfreich: WHO immunization schedule). Konkret: 1. Termin: DTPa-IPV+/-Hib, +/- HepB PLUS MMRV und bei unter 5-Jährigen PCV-15. 2. Termin nach 4 Wochen: Serologien (Tetanus-Antitoxin IgG, Anti-HBs, Anti-HBc, HIV und eventuell HCV plus BB (Anämie, Eosinophilie?) PLUS 2. MMRV, sowie eventuell PCV-15/HPV, MCV-ACWY/MenB. Je nach Tetanus-Titer sollen danach weitere Impfungen geplant werden (>1000 IE/l keine weitere Impfung, 500–1000 IE/l: nach 6 Monaten 1 Dosis, <500 IE/l 2. Dosis nach 2 und 3. Dosis nach weiteren 6 Monaten). Wichtig: klare Dokumentation (Impfausweis und Foto durch die Eltern). Wichtige Grundsätze: Anzahl Impfungen SOLLTE minus Anzahl HATTE, aber nie mehr Dosen als bei Ungeimpften (magische Formel 0,2,8 Mte.), das Impfschema soll sich nach dem Alter richten, in dem die Serie begonnen wurde und die Dosis gemäss dem aktuellen Alter verabreicht werden. Jede verabreichte Dosis zählt (nicht von vorne beginnen), egal wie lange die letzte Dosis zurückliegt. Der Impfstatus der Eltern soll auch überprüft werden. Im Workshop über die interkulturelle Vermittlung, geführt von Mahir Mustafa und Bodil Leforestier-Straume, sind die wichtigsten Eckpunkte: Wahrnehmung der Vielfalt, dieser auch begegnen, versuchen zu verstehen und zu verständigen. Auch wenn es Stolpersteine gibt, so können mit einer offenen, unvoreingenommenen Haltung Brücken gebaut werden. Der Tag war mehr als medizinisches Fachwissen. Durch die unterschiedlichen Berufsgruppen bekamen wir einen sehr umfassenden und eindrücklichen Einblick. Herzlichen Dank an das ganze Team, das sich mit viel Herzblut für Menschen mit Migrationshintergrund einsetzt. ■
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