01 / 2025 JAHRESTAGUNG KINDERÄRZTE. SCHWEIZ 31 DR. MED. CAMILLA CEPPI COZZIO VORSTANDSMITGLIED KINDERÄRZTE SCHWEIZ, LEITERIN ARBEITSGRUPPE JAHRESTAGUNG, DÜBENDORF Korrespondenzadresse: c.ceppi@hin.ch 30 Jahre Kinderärzte Schweiz: Ein Jubiläum der Innovation und Fürsorge Zur gleichen Zeit fordern die Medien dazu auf, uns spätestens jetzt mit der künstlichen Intelligenz (KI) zu beschäftigen und weisen mit Nachdruck auf unterschiedlichste KI-Werkzeuge für Anwender:innen hin. Gesprochen wird vom Flaggschiff unter den «KI-Assistenten», sowie einer «Such-Expertin» und von «KI mit Seele». In medialer Diskussion steht heute, wer was gut kann und was nicht. Blenden wir zurück: Bereits vor 30 Jahren standen wir am Beginn einer Transformation durch das Aufkommen des Internets. Und die Praxispädiatrie erlebte etwas noch nie Dagewesenes, weil innovative, kluge und engagierte Berufskolleg:innen die Notwendigkeit der Gründung eines Berufsverbandes für Praxispädiatrie nicht nur erkannten, sondern in die Tat umsetzten. Die Gründung von Kinderärzte Schweiz (damals noch Forum für Praxispädiatrie) war eine Antwort auf die Notwendigkeit, die Interessen der Kinder- und Jugendmediziner:innen in der Praxis besser zu bündeln und eine starke Stimme im Gesundheitswesen zu etablieren. Das Ziel war klar: Die Qualität der ambulanten pädiatrisch-medizinischen Versorgung von Kindern und Jugendlichen in der Schweiz zu sichern und weiter zu verbessern; die Bedeutung der präventiven Kinderheilkunde zu betonen und eine enge Zusammenarbeit mit anderen Entscheidungsträgern und Institutionen zu fördern. Schon damals war evident, dass Praxispädiatrie keine isolierte Tätigkeit ist. Sondern sie erfordert Partner und ein starkes berufliches Netzwerk. Die langfristige, effiziente Betreuung von chronisch kranken Kindern und ihren Familien gelingt nur gemeinsam mit pädiatrischen Subspezialist:innen und anderen medizinischen Fachkräften. Auch lag und liegt auf der Hand, dass die anspruchsvolle Arbeit, die in der Praxis tagein und tagaus mit Herzblut geleistet wird, adäquat entlöhnt gehört. Dafür hat eine kleine Zahl von hochgeschätzten Kolleg:innen klug und unablässig in den entsprechenden politischen Gremien gekämpft. Ihnen und den Gründer:innen von KIS gebührt dafür unser tiefer Dank. Letztlich brauchen wir auch jetzt engagierte Berufskolleg:innen, die heute und morgen die Interessen von KIS vertreten. Nur so wird unser Berufsverband als starke professionelle Vertretung in der politischen Landschaft und Öffentlichkeit weiterhin wahrgenommen. Heute kommt mit der künstlichen Intelligenz die nächste Transformation auf uns zu. Welche Chancen bietet KI für unsere Praxen? Wie wird es gelingen, KI in unsere Arbeit zu integrieren? Wird sie wie das Internet eine Selbstverständlichkeit in unseren Praxen sein? Die Möglichkeiten, KI in der Praxispädiatrie zu inte- grieren, sind vielfältig. Ein erster wünschbarer Schritt ist die Automatisierung von Routineaufgaben, wie etwa das Aufarbeiten von Dokumenten oder das Erstellen von Planungsinstrumenten. So könnte beispielsweise die Dokumentation in Patientenakten mit Spracherkennungsprogrammen automatisiert und aufbereitet werden, wodurch mehr Zeit für die individuelle Betreuung der jungen Patient:innen bleibt. Zudem können KI- gesteuerte Vorgänge in der Planung und Verwaltung von Terminen oder Medikamenten eingesetzt werden, was die Effizienz in der Praxis erheblich steigert. KI kann also dabei helfen, administrative Prozesse zu optimieren, die Diagnosegenauigkeit zu verbessern und den Arbeitsaufwand für das medizinische Personal zu verringern. Doch wie lassen sich diese Technologien konkret nutzen, ohne den Datenschutz und die menschliche Nähe zu gefährden? Damit KI in der Praxispädiatrie nicht nur als Werkzeug, sondern als echter Mehrwert genutzt wird, müssen die Kernkompetenzen der Ärzt:innen erhalten bleiben. KI sollte uns unterstützen, denn ersetzen kann sie uns Praxispädiater:innen eh nicht. Sie hilft dabei, Informationen zu strukturieren, Muster zu erkennen und fundierte Entscheidungen zu treffen – aber der menschliche Faktor bleibt unverzichtbar. Wir Kinderärzt:innen müssen in der Lage sein, die KI-gestützten Informationen zu interpretieren und in den individuellen Kontext des Kindes zu setzen. In den letzten 30 Jahren haben wir erfahren, dass die Praxispädiatrie sich in einem stetigen Wandel befindet, der von medizinisch-technischen Innovationen und der fortschreitenden Digitalisierung geprägt ist. Das Aufkommen des Internets und die rasante Entwicklung der künstlichen Intelligenz bieten neue Chancen, stellen jedoch auch Herausforderungen dar. Gemeinsam sind wir stark und können innovativ die Zukunft der Praxispädiatrie gestalten. KIS ist dabei der verlässliche Partner, das Flaggschiff, das in den letzten 30 Jahren bewiesen hat, sich für die Interessen der Praxispädiatrie und damit das Wohl von Kinder und Jugendlichen einzusetzen. KIS hat auch eine Seele, weil unter unserem Dach unzählige engagierte, lebendige Mitglieder sind. Lasst uns am 4./5. September 2025 unter dem Motto «30 Jahre KIS – wir bleiben dran!» gemeinsam feiern, mit Festakt und auf dem Dancefloor. Wir freuen uns jetzt schon auf euch! ■ Wir Kinderärzte Schweiz, wir alle, die im Berufsverband der Kinderärzt:innen in der Praxis sind, feiern dieses Jahr vom 4. bis 5. September an einer zweitägigen Jubiläumstagung unser 30-jähriges Bestehen. Wie bemerkenswert ist denn das!
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