KINDERÄRZTE.SCHWEIZ 1/2025

01 / 2025

In der Druckausgabe befindet sich auf dieser Seite ein Hinweis für medizinische Fachpersonen.

KINDERÄRZTE. SCHWEIZ 3 © Kinderärzte Schweiz ■ HABEN SIE ANREGUNGEN, KRITIK ODER LOB? Dann schicken Sie uns eine E-Mail an: info@kis.ch Wir freuen uns. 01 / 2025 INHALT / IMPRESSUM EDITORIAL 5 Kinder, KMU und KI – wo liegt unser «improvement potential»? PINNWAND 6 Lesenswertes aus dem KIS Vorstand, unseren Arbeitsgruppen und dem Rest der Welt INTERN 8 LinkedIn für Kinderärzt:innen: Eindrücke aus dem KIS Impulsatelier 2025 BERUFSPOLITIK 9 mfe VERNETZUNG 11 Wie Kinderärzt:innen mitmachen können – Schweizer Vorlesetag, Mittwoch, 21. Mai 2025 DIE MPA SEITE 13 Mehr als nur Gehalt: So binden Kinderarztpraxen ihre MPAs langfristig FORTBILDUNG: THEMENHEFTTEIL 14 Schlüsselfaktor Führung 17 Ärztliche Führungsperson: Manager:in oder Coach? 20 Praxisführung und Finanzen 23 Hat unsere Praxis «improvement potential»? 27 Wie wird künstliche Intelligenz die kinderärztliche Praxis verändern? 28 Was gehört zu einer gelungenen Praxisübergabe? NACHHALTIGKEIT IN DER PÄDIATRIE 30 Hoch die Hände, Praxiswende – Warum der Weg in die nachhaltige Praxis so viel Sinn macht JAHRESTAGUNG 31 3 0 Jahre Kinderärzte Schweiz – Ein Jubiläum der Innovation und Fürsorge KURSE/WORKSHOPS/FORTBILDUNGEN 32 Kurse KIS 33 Veranstaltungskalender 33 Die gute Fortbildung REDAKTIONELLE SEITEN 34 Herausforderungen von Eltern mit Kleinkindern im Umgang mit digitalen Medien ERFAHRUNGSBERICHT 37 Autismus in der Adoleszenz und Pubertät, Übergang in die Berufswelt 39 KIS Fortbildung Migrationsmedizin in der pädiatrischen Praxis 41 Fortbildung «Kinderaugen – im Team» 42 Gastroenterologie & Ernährung: Verabschiedung Dr. med. Marc A. Sidler DAS GUTE KINDERBUCH FÜR DIE PRAXIS 43 Vom Mut des ersten Fisches, der das Wasser verlässt FÜR SIE GELESEN 45 Was steht meinem Kind zu? 46 Vademecum Anthroposophische Arzneimittel Drucksache myclimate.org/01-25-981249 IMPRESSUM REDAKTIONSTEAM: Dr. med. Matthias Ferretti, Winterthur; Dr. med. Stefanie Gissler Wyss, Neuendorf; Dr. med. Raffael Guggenheim, Zürich; Dr. med. Irmela Heinrichs, Uster (Leitung); Dr. med. Cyril Lüdin, Muttenz; Dr. med. Nadia Sauter Oes, Winterthur; Dr. med. Martin Schmidt, Rheinfelden; Dr. med. Jürg C. Streuli, Uznach; Dr. Daniel Brandl, PhD, Geschäftsführer, Dietikon HERAUSGEBER: Kinderärzte Schweiz, Löwenstrasse 17, 8953 Dietikon ABO: 4 Ausgaben/Jahr: Fr. 48.– inkl. Porto (für Mitglieder inklusive) Spezialpreis für MPAs, Mütter- und Väterberatungsstellen sowie Nonprofit-Organisationen im Bereich Kinder- und Jugendgesundheit: Fr. 32.– inkl. Porto BILDER / ILLUSTRATIONEN: Adobe Stock, Kinderärzte Schweiz, Gemeinde Belp, Burggemeinschaft, OrphanHealthcare, Helena Gerritsma Schirlo, savoirpublic.ch, Stefan Roth, Praxis am Lindberg, ärzte am werk, Alexandra Koch/Pixabay.com, Barbora Prekopova, The Lancet, Dominikus Rehm, Marie Meierhofer Institut für das Kind MMI, Kathi Zogg, Christoph Halter, Universitäts-Kinderspital Beider Basel UKBB, Magellan Verlag, Procap Schweiz, Gesellschaft Anthroposiphische Ärztinnen und Ärzte Deutschland und Medizinische Sektion der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft KORRESPONDENZ: Kinderärzte Schweiz Löwenstrasse 17, 8953 Dietikon Telefon 044 520 27 17 info@kis.ch, www.kis.ch INSERATE: Dr. med. Cyril Lüdin, cyril@luedin.eu GRAFIK, SATZ UND DRUCK: Vogt-Schild Druck AG, CH-4552 Derendingen Auflage: 1250 Exemplare Nächste Ausgabe: 02/2025 Redaktionsschluss: 24. März 2025 ISSN 2296-2549 (Print) ISSN 2673-4656 (Online) GENDERGERECHTE SPRACHE: Wir achten in unserer Kommunikation auf eine moderne, gendergerechte Sprache. Das heisst, wir beziehen Frauen, Männer und nicht binäre Menschen gleichermassen in unsere Texte ein, denn Sprache beeinflusst unser Denken und Handeln. Präferenziell wird eine genderneutrale Sprache verwendet. Das Genderwörterbuch www.geschicktgendern.de dient als Inspiration, passende genderneutrale Alternativen zum generischen Maskulinum zu finden. Wenn dies nicht möglich ist, benützen wir wegen der einfachen Lesbarkeit den Doppelpunkt (z. B. Moderator:innen), um alle Geschlechter anzusprechen. In Ausnahmefällen ist die schwerfällige Beidnennung männlich/weiblich möglich; diese versuchen wir jedoch zu vermeiden.

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01 / 2025 EDITORIAL KINDERÄRZTE. SCHWEIZ 5 Liebe Leser:innen «Freude an der Arbeit lässt das Werk trefflich geraten», wusste schon Aristoteles im Jahr 350 v. Chr. Heute spricht die Wirtschaftswissenschaft von guter Führung – für mehr Wohlbefinden und bessere Leistung. Wir sind Kinderärzt:innen, Spezialist:innen in der Diagnose und Behandlung junger Patient:innen. Doch wir sind oft auch Unternehmer:innen: Wir führen Teams, jonglieren mit Finanzen, verhandeln Löhne, bewältigen Medikamentenengpässe und halten die Praxis wirtschaftlich stabil. Die klassische Vorstellung des Einzelkämpfers im Goldfischglas ist längst überholt – wir schwimmen als Praxispädiater:innen in einem komplexen Netzwerk. Ein erheblicher Teil unserer Arbeit betrifft nicht nur die Medizin, sondern auch das Unternehmen selbst. Und auch wenn Geldverdienen nicht unser Hauptantrieb ist – wir dürfen und müssen wirtschaftliche Aspekte unserer Praxen ernst nehmen. Für diese erste Ausgabe der KIS-News im Jubiläumsjahr haben wir Expert:innen aus verschiedenen Fachrichtungen gefragt: Wo liegen in unseren Praxen ungenutzte Potenziale? Wie können wir effizienter, strukturierter und mit mehr Freude für unsere Patient:innen arbeiten? Eine gute Teamatmosphäre ist essenziell – das bestätigen auch unsere MPAs in einer aktuellen Umfrage. Prof. Stephan Böhm und Sophie Schepp zeigen, wie gute Führung das Wohlbefinden und die Leistung im Praxisteam steigert. Susanne Peter gibt praktische Tipps zur Personalführung – von der Rekrutierung bis zum Austrittsgespräch. Christian Knoll beleuchtet, wie wirtschaftliches Denken den Praxisalltag erleichtert. Irmela Heinrichs hat in einem Interview mit den Unternehmensberater:innen Simone und André Schwaninger analysiert, wie sich der Weg zu einer Traumpraxis optimieren könnte. ChatGPT wirft einen KI-generierten Blick auf Chancen und Grenzen künstlicher Intelligenz in der Kinderarztpraxis und Sepp Holtz teilt seine Erfahrungen und Tipps für eine gelungene Nachfolgeregelung mit uns. Auf der Pinnwand findet ihr zudem eine empfehlenswerte App zur Medikamentenbestellung und den hörenswerten Podcast «KarriereKlatsch». Natürlich berichten wir auch über unsere KIS-Fortbildungen zu den Themen Autismusspektrumstörung, Migrationsmedizin, Ophthalmologie im Ärzt:innen-/MPA-Team sowie das Abschiedssymposium unseres Präsidenten Marc Sidler vom UKBB (Keine Angst, er bleibt uns bei KIS und in seiner Praxis erhalten!). Eine bereichernde Fortbildung in wohltuender Umgebung im verschneiten Österreich dient als Inspiration für das kommende Jahr. Ausserdem werfen wir einen Blick auf eine aktuelle Studie zum Medienkonsum und erinnern an den Schweizer Vorlesetag am 21. Mai 2025 – auch hier spielt eine positive Stimmung eine zentrale Rolle. 30 Jahre Kinderärzte Schweiz – ein Grund zum Feiern! Unsere Jubiläums-Jahrestagung am 4./5. September in Pfäffikon (SZ) widmet sich der Entwicklung der Praxispädiatrie und den Chancen der Zukunft – von künstlicher Intelligenz bis zu neuen Versorgungsmodellen. Freut euch auf spannende Vorträge, anregende Diskussionen und eine gemeinsame Feier! Wir wünschen euch viel Freude an der Arbeit – mit den Kindern und Jugendlichen, in der KMU-Welt und mit KI. Und natürlich mit der neuesten Ausgabe der KIS-News! Mit besten Grüssen aus dem Vorstand, der Geschäftsstelle und der Redaktionskommission Irmela Heinrichs & Daniel Brandl Kinder, KMU und KI – wo liegt unser «improvement potential»? DR. MED. IRMELA HEINRICHS CO-EDITORIN, LEITERIN REDAKTIONSKOMMISSION, FACHÄRZTIN FÜR KINDER- UND JUGENDMEDIZIN FMH, USTER Korrespondenzadresse: iheinrichs@hin.ch DR. DANIEL F. BRANDL, PHD CO-EDITOR, GESCHÄFTSFÜHRER KINDERÄRZTE SCHWEIZ, DIETIKON Korrespondenzadresse: daniel.brandl@kis.ch Die Themen der folgenden Hefte sind: News 02/2025: Kinderkardiologie News 03/2025: Jubiläumsausgabe: 30 Jahre Kinderärzte Schweiz News 04/2025: Jahrestagung News 01/2026: Body-Mind-Medizin

Lesenswertes aus dem KIS Vorstand, unseren Arbeitsgruppen und dem Rest der Welt Pinnwand KIS-Mitglied Silvana Speck mit dem «Prix Belp» ausgezeichnet Dr. med. Silvana Speck, langjähriges Mitglied von Kinderärzte Schweiz, wurde mit dem «Prix Belp» für ihr herausragendes Engagement für die Kinder und Familien der Gemeinde Belp geehrt. Die Kinderärztin und ehemalige Schulärztin war nicht nur in der Praxis, sondern auch in der Forschung und Ausbildung aktiv. Der mit 2000 Franken dotierte Preis wird alle vier Jahre an verdiente Persönlichkeiten der Gemeinde verliehen. Die feierliche Ehrung fand am 5. Dezember statt. Herzlichen Glückwunsch! (Text: Gemeinde Belp/KIS-DFB / Foto: Gemeinde Belp) Silvana Speck mit Gemeinderat Adrian Kubli Redaktionskommission Ein Wochenende zwischen Synagoge, Kunst und Bier Der jährliche Ausflug der Redaktionskommission ist längst Tradition – als Dank für die viele grossartige Arbeit übers Jahr und zur Planung der Themenhefte des übernächsten Jahres. Doch diese Nachmittage und Abende vergehen immer viel zu schnell! Also gönnten wir uns im letzten Dezember ein verlängertes Wochenende und reisten – ganz selbstfinanziert – mit der Bahn nach München. Dort erwartete uns ein buntes Programm: KIS lud zu einem feinen Schabbat-Abendessen im Jüdischen Kulturzentrum ein, nachdem wir zuvor dem Gottesdienst in der beeindruckenden Synagoge beigewohnt hatten. Danach liessen wir uns durch die wunderschöne Münchner Altstadt treiben, schlenderten über den Christkindlmarkt, bewunderten Andy Warhols und Keith Harings Werke und genehmigten uns zwischendurch Glühwein – oder auch mal eine Mass des bayerischen Nationalgetränks, stilecht serviert in urchigen Bierkellern. Ein besonderes Highlight war der originelle Stadtrundgang mit einer mittelalterlichen Nachtwächterin, die uns mit viel Witz und Anekdoten durch das nächtliche München führte. Die Bilanz? Auf der Habenseite: jede Menge Gaudi, spannende Themenhefte für 2026 und die finale Planung der Ausgaben fürs laufende Jahr. Auf der Sollseite: eine gänzlich weisswurstfreie Reise. Denn diese Spezialität gibt es nur zum Frühstück – und das war unseren helvetischen Mägen dann doch zu früh. Aber keine Sorge: München geht auch ohne Weisswurst. (Text: KIS-DFB / Foto: KIS) (v.l.n.r. Daniel Brandl, Irmela Heinrichs, Martin Schmidt, This Ferretti, Nachtwächterin Christl Feiler, Raffael Guggenheim, Cyril Lüdin, Stefanie Gissler Wyss. Nicht auf dem Foto: Nadia Sauter Oes) Die isimed App vereinfacht die Medikamentenbestellungen Die isimed App vereinfacht den Medikamentenbestellprozess in Arztpraxen und optimiert den Arbeitsalltag der MPAs. Vor allem eingehende Telefonanrufe können so verringert werden. Patient:innen bestellen Medikamente schnell durch Scannen des Barcodes und die Bestellung wird per HIN-E-Mail sicher an die Praxis übermittelt. Ärzt:innen ohne Selbstdispensation erhalten automatisch ein Rezept, das per Knopfdruck an eine Partnerapotheke für den Versand weitergegeben wird. Die App reduziert den Aufwand für MPAs, da Bestellungen gesammelt und effizient bearbeitet werden können. Zudem fördert sie die Nutzung von Generika, indem sie Originalprodukte und 40%-Selbstbehalt-Medikamente deutlich markiert. Patient:innen müssen festlegen, ob sie einen Wechsel auf Generika wünschen, was bei der Umsetzung des Wunsches Kosten spart, ohne die Margen der Ärzt:innen zu beeinträchtigen. Die App ist kostenlos. Sie ist für iPhone und Android verfügbar. https://isimed.app/ (Text/Logo: isimed.ch) Neuer Verein «FASD Schweiz» gegründet – Vernetzung erwünscht Fetale Alkoholspektrum-Störungen (FASD) sind doppelt so häufig wie Autismus, aber in der Schweiz kaum bekannt. Um Betroffene und Fachpersonen besser zu vernetzen, wurde am 8. Januar 2025 der gemeinnützige Verein FASD Schweiz gegründet. Die Website www.fasd-schweiz.ch bietet erste Informationen. Kinderärzt:innen spielen eine zentrale Rolle in der Früherkennung und Diagnosestellung. Der Verein sucht daher den Austausch mit Fachpersonen und lädt zur Vernetzung ein. Am 18. März 2025 findet von 17.00 bis 18.00 Uhr ein erster Online-Austausch für Fachpersonen im Rahmen der nationalen Aktionswoche von Sucht Schweiz statt. Kontakt und weitere Infos: info@fasd-schweiz.ch (Text: Verein FASD Schweiz/KIS-DFB) Neues von der «Burggemeinschaft»: Buchrezension «Gefahr! Gefahr?» «Gefahr! Gefahr? – Entdecke den Sinn der Angst» Joe Greisser und Andrian Weber Verlag mosaicstones ISBN 978-3-85580-581-5 Nach «Die geheimnisvolle Holztruhe» und «Wer hat meinen Helm geklaut!?!» legt das bewährte Team Greisser (Autor)/Weber (Illustrator) ein weiteres Buch der «Burggemeinschaft» vor. In «Gefahr! Gefahr?» geht es darum, den Sinn der Angst zu entdecken und so Gefühle von Verunsicherung, Sorge oder eben Angst als wichtige Ratgeber bei Entscheidungen anzuerkennen, statt sie zu belächeln oder zu verbannen. Wer Kinder ganzheitlich betreuen und begleiten möchte, wird in diesem Buch mit Bildergeschichte und anschliessenden Anwendungshinweisen ein hilfreiches Instrument für den Praxisalltag finden. Mehr Informationen gibt es unter www.burggemeinschaft.ch (Text: KIS-NS / Illustration: Burggemeinschaft) 4. Interprofessionelle Fachtagung Perinataler Kindstod von kindsverlust.ch Am 30. Oktober 2025 wird in Brugg die 4. Interprofessionelle Fachtagung Perinataler Kindstod unter dem Titel «Wenn ein (ungeborenes) Kind stirbt – Begleiten und Kommunizieren mit Eltern in der Krise» stattfinden. Die Veranstaltung bietet Fachpersonen aus verschiedenen Disziplinen die Gelegenheit, sich über die professionelle Betreuung von Eltern bei und nach Fehlgeburten, perinataler Palliative Care, Schwangerschaftsabbrüchen sowie perinatalem Kindstod auszutauschen. Durch fachliche Inputs, interdisziplinären Austausch und Vernetzung werden Ansätze erarbeitet, um betroffene Familien in ihrer Trauer kompetent zu unterstützen. Die Tagung richtet sich an Fachpersonen aus Geburtshilfe, Gynäkologie, Neonatologie, Pädiatrie, Psychologie, Psychotherapie, Psychiatrie, Trauerbegleitung, Ethik, Seelsorge, Bestattung, Palliative Care, Kinder-Spitex, Mütter- und Väterberatung, Familienplanung sowie Therapie und Beratung. Mehr Informationen zur Fachtagung finden Sie auf dem diesem Heft beiliegenden Flyer oder unter www.fachtagung-kindsverlust.ch (Text: kindsverlust.ch/KIS-DFB)

Kurswesen: Allergie im pädiatrischen Alltag: Kurs 11 mit neuer Co-Moderation Seit vielen Jahren organisieren Kinderärzte Schweiz und CK-CARE (Christine Kühne – Center for Allergy Research and Education) gemeinsam die Fortbildungsreihe «Allergie im pädiatrischen Alltag». Nun gibt es eine Veränderung in der Co-Moderation. Für den nächsten Kurs konnten wir mit Catherine Manasse (Liestal) und Sabine Köppelmann (Thalwil) ein neues Moderationsteam gewinnen. Sie übernehmen die Aufgaben von Claudia Müller-Wiederkehr und Michael Hitzler, denen wir für ihr langjähriges Engagement herzlichst danken. Die Planung für den kommenden Kurs ist bereits im Gange. Die wissenschaftliche Leitung bleibt weiterhin in den Händen von Prof. Roger Lauener. Wir freuen uns zudem, dass Michael Hitzler auch künftig als Referent in einzelnen Kursblöcken zur Verfügung stehen wird. Unser besonderer Dank gilt Claudia Müller-Wiederkehr für ihr wertvolles, langjähriges Engagement in dieser Kursreihe und die sorgfältige Übergabe an ihre Nachfolgerinnen. (Text: KIS-BK/DFB / Foto: Helena Gerritsma Schirlo) (v.l.n.r. Catherine Manasse, Doris Straub Picirillo, CK-Care, Claudia Müller-Wiederkehr, Roger Lauener, Miriam Uhlmann, CK-Care, Michael Hitzler. Nicht auf dem Bild: Sabine Köppelmann.) Wolf Langewitz (1951–2024) Wolf Langewitz ist Ende Jahr an den Folgen seiner Krebserkrankung im Kreise seiner Familie zu Hause verstorben. Nach dem Medizinstudium war Wolf ab 1990 am Universitätsspital Basel in der Abteilung Psychosomatik der Inneren Medizin tätig. Während 10 Jahren amtete er als Vorstandsmitglied respektive Präsident der European Association for Communication in Health Care (EACH). Seit 2002 war er Leiter des Instituts für Psychosomatische Medizin Basel mit Fähigkeitsausweis Psychosomatische und Psychosoziale Medizin (SAPPM) und hat unzählige Kommunikationstrainings für Niedergelassene und Klinikmitarbeitende durchgeführt. Wolf hat für Kinderärzte Schweiz die PPPP-Kurse nicht nur durch sein Wissen und Vermitteln von Kommunikationsinstrumenten, sondern ebenso durch sein charismatisches Wesen geprägt, uns inspiriert und entscheidende Instrumente für die Kommunikation im Praxisalltag in die Hände gelegt. Wir alle, die in den Genuss davon kommen durften, sind ihm dankbar dafür und tragen dies weiter. Heidi Zinggeler Fuhrer, ehemalige Präsidentin Kinderärzte Schweiz Co-Kursleiterin PPPP-Kurse der letzten Jahre (Text: KIS-HZ / Foto: savoirpublic.ch) SIGIP – Schweizerische Interessengruppe für Integrative Pädiatrie Die SIGIP organisiert halbjährlich spannende Fortbildungen zur komplementären und integrativen Medizin in der Praxis. Zuletzt am 17. Oktober 2024 mit Dr. med. Michaela Glöckler, zum Thema: «Salutogenetic prevention in pediatric practice – an integrative pediatric perspective» • Neben der sichtbaren «lauten» Medizin ruht in jedem Menschen durch seine ureigene Präsenz ein:e stille:r Heiler:in. • M. Glöckler betont, wie wertvoll es ist, wenn Lehrpersonen um ihren stillen Heiler und dessen Wirkung auf Kinder und Jugendliche wissen. Uns Ärzt:innen motiviert sie, neben unserem stillen Heiler bessere Präventionslehrer:innen zu werden. • Die fünf Säulen der Prävention umfassen: - Physisch: eine gesunde Umgebungsgestaltung (Umwelt, Ernährung, Wärme) und Pflege der Sinnesentwicklung - Lebensprozesse/Lifestyle: Zeit und Rhythmen (z.B. Mahlzeiten, Schlaf-/ Wachzeiten, Phasen von Aktivität und Ruhe, Rituale) - Seelisch: Achtsamkeit und Respekt in sozialen Beziehungen und im Umgang mit Gefühlen - Sinnerfüllte Individualität: Salutogenese bedeutet ein Kohärenzgefühl zu entwickeln aus den drei Pfeilern Verstehbarkeit, Sinnhaftigkeit und Handhabbarkeit von Geschehnissen - Entwicklung einer eigenen Weltanschauung und spirituellen Orientierung (der unsichtbare Teil im Denken, Fühlen und Wollen), welcher das Urvertrauen in die Welt stärkt • Empfehlenswerte Bücher von Michaela Glöckler: - «Die Würde des kleinen Kindes» - «KiTa, Kindergarten und Schule als Orte gesunder Entwicklung» - «Gesund aufwachsen in der digitalen Medienwelt» Bei Fragen und Interesse an einer Mitgliedschaft bitte melden unter: integrativepaediatrie@gmail.com Weitere Informationen auf der Homepage: https://sigip.org/de/veranstaltungen/ (Text: Schweizerische Interessengruppe für Integrative Pädiatrie SIGIP) Team-Ausflug Präsidium und Geschäftsstelle nach Bern – Kunst, Rätsel und Genuss Anstelle eines Weihnachtsessens unternahmen das Team der Geschäftsstelle und das Präsidium von Kinderärzte Schweiz am 6. Februar 2025 einen gemeinsamen Ausflug nach Bern – eine willkommene Gelegenheit, sich ausserhalb des Arbeitsalltags auszutauschen und gemeinsam etwas zu erleben. Der Nachmittag begann mit einem inspirierenden Rundgang durch das Zentrum Paul Klee, wo das Team auf einer Führung spannende Einblicke in das Leben und Werk des berühmten Künstlers erhielt. Nach einer kurzen Kaffeepause stand die nächste Herausforderung an: In den AdventureRooms begab sich die Gruppe auf die spannende «Jagd nach dem Heiligen Gral» und stellte dabei ihre Teamfähigkeit und ihr Kombinationsgeschick unter Beweis. Zum Abschluss des abwechslungsreichen Tages genoss das Team einen geselligen Apéro und ein feines Abendessen im Restaurant Toi et Moi. Ein rundum gelungener Ausflug, der für viel Austausch, gute Stimmung und gemeinsame Erinnerungen sorgte! (Text: KIS-DFB / Foto: KIS) Verein Orphan Healthcare: Neuer Botschafter für Seltene Krankheiten Der ehemalige Premierminister von Malta, Dr. Joseph Muscat, wird internationaler Botschafter von OrphanHealthcare, dem Förderverein für Kinder und Familien mit seltenen Krankheiten. Mit dieser Ernennung unterstützt er die weltweite Sensibilisierung und Vernetzung im Bereich Seltener Krankheiten. Ein zentrales Projekt ist der geplante internationale Campus für Seltene Krankheiten, der 2025 am JED-Campus in Schlieren eröffnet wird. Dr. Muscat bringt persönliche Erfahrung mit und setzt sich für bessere Diagnosen, Forschung und Unterstützung für Betroffene ein. «Niemand sollte sich auf diesem Weg allein fühlen», betont er. OrphanHealthcare-Gründer und KIS Mitglied Dr. Frank Grossmann sieht in Muscats Engagement eine grosse Bereicherung für die globale Patienten-Community. www.orphanhealthcare.net (Text: OrphanHealthcare/KIS-DFB / Bild: OrphanHealthcare) Podcast-Tipp: «Karriere Klatsch» – Gleichberechtigung in der Arbeitswelt Fünf Studentinnen der Universität Zürich haben in Zusammenarbeit mit UChange und der UZH einen spannenden Podcast produziert. In sieben Folgen beleuchten sie Themen wie Bewerbungsgespräche, Karrierewege und Herausforderungen beim Berufseinstieg. Mit kurzen Soundbites und Expert:innen-Interviews bietet der Podcast wertvolle Einblicke und praxisnahe Tipps. Jetzt reinhören auf Spotify! (Text: Karriere Klatsch/KIS-DFB / Illustration: Karriere Klatsch) (v.l.n.r. Yasmin Yahya, Marc Sidler, Sandra Burri, Daniel Brandl, Beatrice Kivanc)

INTERN 01 / 2025 KINDERÄRZTE. SCHWEIZ 8 Unter der Leitung von Antonella Di Iorio, zertifizierte LinkedIn-Trainerin, erhielten die Teilnehmenden Einblicke in die Grundlagen der Plattform, Strategien zur Profilerstellung, den LinkedIn-Algorithmus und den gezielten Aufbau einer beruflichen Community. Doch was bringt LinkedIn konkret? Welche Erfahrungen haben Kinderärzt:innen mit der Plattform gemacht? Nach dem Workshop haben wir Teilnehmende und erfahrene Nutzer:innen befragt. LinkedIn als berufspolitische Plattform Corina Wilhelm, eine der Teilnehmerinnen, sieht LinkedIn als lebendige Plattform, um sich über standespolitische Themen auszutauschen. Ob es um Abstimmungskampagnen, Medikamentenmangel oder problematische Praktiken von Versicherern geht – LinkedIn ermöglicht es, Botschaften gezielt an relevante Akteure wie Politiker:innen, Journalist:innen, Eltern und Entscheidungsträger:innen zu verbreiten. Zudem sei es eine wertvolle Informationsquelle, da hier auch hochkarätige Expert:innen aktiv sind. Auch Helena Gerritsma Schirlo, die auf Empfehlung eines Kollegen LinkedIn beigetreten ist, erlebte eine positive Überraschung. Bereits ihr erster Post über das MSIT-Programm für übergewichtige Kinder brachte ihr direkte Rückmeldungen von Fachleuten aus der Region, die wertvolle Impulse lieferten. Zudem fühlten sich die im Beitrag genannten Therapeut:innen geehrt und gestärkt – ein Effekt, den sie nicht erwartet hatte. Vernetzung und interdisziplinärer Austausch Eine der aktivsten LinkedIn-Nutzerinnen aus unserem Kreis, Anna Bewer, hebt die interdisziplinäre Vernet- zung als zentralen Vorteil hervor. «Ich erhalte Antworten und Kommentare von Menschen, die unsere Arbeit als Kinderärzt:innen unterstützen oder mein Interessenthema – Neurodiversität – teilen.» Ihr Post über einen «normalen» Notfalldienst wurde über 17000 Mal angesehen und 288 Mal geliked – für sie ein beeindruckender Beleg dafür, wie gross das Interesse an der kinderärztlichen Arbeit ist. Zudem konnte sie über LinkedIn gezielt Diskussionen zu Neurodiversität anstossen und Antworten auf Fragen finden. Die Probleme in der Pädiatrie gehen über die Medizin hinaus und brauchen interdisziplinäre Diskussionen. Welche Interaktion ist zu erwarten? Die Erwartungen an LinkedIn variieren, doch viele der Teilnehmenden berichten von ähnlichen Erfahrungen: DR. DANIEL F. BRANDL, PhD GESCHÄFTSFÜHRER KINDERÄRZTE SCHWEIZ, DIETIKON Korrespondenzadresse: daniel.brandl@kis.ch Am 16. Januar 2025 fand das KIS Impulsatelier zum Thema «Netzwerk und Einfluss: Fit für die Berufspolitik mit LinkedIn und Co.» statt. Ziel des Workshops war es, Kinderärzt:innen mit den Möglichkeiten von LinkedIn vertraut zu machen, um berufspolitische Anliegen sichtbar zu machen und sich gezielt zu vernetzen. LinkedIn für Kinderärzt:innen: Eindrücke aus dem KIS Impulsatelier 2025 ■ Sichtbarkeit und Vernetzung: Themen werden weit über das eigene Netzwerk hinaus wahrgenommen. ■ Wertschätzung und Anerkennung: Likes und Kommentare zeigen, dass die Arbeit der Kinderärzt:innen geschätzt wird. ■ Diskussionen mit Expert:innen: Gerade bei komplexen Themen kann der Austausch mit Fachpersonen neue Perspektiven eröffnen. ■ Berufspolitischer Einfluss: LinkedIn bietet eine Möglichkeit, über wichtige Anliegen auf politischer Ebene mitzureden. Allerdings wurden auch kritische Stimmen und herausfordernde Diskussionen erwähnt. Hier hilft es, Strategien zum Umgang mit Kritik zu kennen – ein Aspekt, der im Workshop gezielt behandelt wurde. Sollte jede Kinderärztin LinkedIn nutzen? Auf diese Frage gibt es keine einheitliche Antwort. Anna Bewer sagt dazu: «Es erweitert den Horizont und ermöglicht uns, ein Publikum für unsere Themen zu erreichen, das wir sonst kaum erreichen würden.» Besonders im be- rufspolitischen Kontext sei es wichtig, die Gesellschaft über relevante Anliegen aufzuklären und politische Entscheidungen mitzugestalten. «Die Menschen sollen wissen, was wir in der Praxispädiatrie alles stemmen, leisten und tragen! Ob man das schreiben will oder nur lesen, das darf doch jeder für sich entscheiden. Für mich ist es auch Freude neben der Praxistätigkeit.» Corina Wilhelm ergänzt, dass Kinderärzt:innen als Berufsgruppe oft weniger wahrgenommen werden als Allgemeinmediziner:innen oder Spezialist:innen. Eine starke Vernetzung – auch über Landesgrenzen hinweg – kann helfen, mehr Gehör zu finden. Fazit: Ein starkes Tool mit Bedacht nutzen Die Teilnehmenden waren sich einig: LinkedIn bietet grosse Chancen für Kinderärzt:innen. Ob zur Vernetzung, für politische Anliegen oder den interdisziplinären Austausch – das Netzwerk hat Potenzial. Gleichzeitig sollte ein bewusster Umgang mit der Plattform gepflegt werden. Wie Anna Bewer es formulierte: «Für mich spannend und lehrreich – aber es hat auch Suchtpotenzial. Ich werde mich bemühen, gesund damit umzugehen.» Der Workshop hat vielen die Augen geöffnet – und vielleicht findet sich in Zukunft die eine oder andere neue Stimme aus der Pädiatrie, die über LinkedIn Gehör findet. ■ Foto: Stefan Roth

01 / 2025 BERUFSPOLITIK KINDERÄRZTE. SCHWEIZ 9 versorgung zu gestalten. Darunter auch prominente Vertretung der Kinder- und Jugendmedizin. Ziel ist es, innovative Versorgung, Berufsprofile, digitale Transformation, Arbeitsbedingungen, Berufsverweildauer und Nachwuchs zu fördern. Die zentralen Probleme sind somit auch seitens BAG grundsätzlich erfasst. Gleichzeitig erschweren die aktuellen Rahmenbedingungen zu oft Lösungsansätze. Um langfristig attraktive Arbeitsbedingungen zu schaffen, sind Massnahmen wie die Förderung der ambulanten Aus- und Weiterbildung, ein Umdenken angesichts demografischer Entwicklungen und eine Anpassung an die Erwartungen der Generation Z erforderlich. Zudem muss die Rolle der medizinischen Praxisassistenzen (MPA) auch in der kinderärztlichen Grundversorgung stärker in den Fokus rücken. Ein weiteres Hindernis ist und bleibt die übermässige Bürokratie, die oft durch eine Misstrauenskultur geprägt ist. Digitalisierung sollte daher nicht Pflicht sein, sondern primär echte Entlastung bringen. Faire Entlohnung und angemessene Arbeitszeiten sind essenziell, um die Versorgungsqualität nicht zu gefährden und Fachkräfte im System zu halten. Attraktive Arbeitszeitmodelle und eine Reduktion unbezahlter Mehrarbeit sind daher zentrale Forderungen. Zusammenfassend zeigt sich einmal mehr, dass strukturelle Anpassungen dringend erforderlich sind. Es bleibt die zentrale Frage: Wie kann das System aufgebrochen werden? mfe | quo vadis? Zu guter Letzt leider noch ein schwieriges Thema: mfe riskiert zunehmend ein Opfer des eigenen Erfolges zu werden. Es ist gerade für uns Pädiater:innen wichtig und richtig, dass wir mit mfe einen Zugang in wichtige Gremien haben und uns einbringen können. Das ist aber auch mit viel Arbeit verbunden. Dies ist nur im Rahmen einer fundierten und vor allem auch finanziell stabilen Basis möglich. Problematisch für unsere Arbeit war und ist es, dass diese von wenigen geleistet und einigen finanziert wird, aber alle davon profitieren. Dies führt mehr und mehr zu existenziellen Problemen. Deshalb ein Gedanke an alle Lesenden: Bin ich Mitglied bei mfe? Falls nein, wieso nicht? Deshalb gilt für alle, die es nicht schon sind: MITGLIED WERDEN! www.hausaerzteschweiz.ch/mitglieder/mitglied-werden ■ Notfalltarifierung Zum Ende des vergangenen Jahres erreichte die Thematik der Notfalltarifierung ihren Höhepunkt. Intensive Gespräche zwischen mfe, FMH und prio.swiss führten zur (nicht rechtsverbindlichen) Vereinbarung vom 20. Dezember 2024. Anfang Januar 2025 wurde die Arbeitsgruppe «AG Notfalltarifierung» ins Leben gerufen, in der mfe, FMH, prio.swiss, die Schweizerische Gesundheitsdirektorenkonferenz GDK und die Medizinaltarif-Kommission UVG (MTK) bis Ende Januar intensiv zusammenarbeiteten. mfe vertrat dabei entschlossen die Interessen aller Grundversorger:innen, sowohl innerhalb der Arbeitsgruppe als auch in vielen bilateralen Gesprächen. Schlussendlich veröffentlichte die Organisation Ambulante Arzttarife OAAT AG am 20. Februar 2025 den tarifpartnerschaftlichen Kompromiss der Notfall- und Dringlichkeits-Tarife. Insgesamt ist die Neutarifierung, die bei Einführung von Tardoc in Kraft treten soll, sehr positiv zu werten: ■ Notfallpauschalen können jederzeit verrechnet werden, wenn die Notfallkriterien erfüllt sind. ■ Gesundheitsfachpersonen entscheiden vor der Behandlung, ob ein Notfall oder eine Dringlichkeit vorliegt. ■ Auch angestellte Ärzt:innen dürfen diese Positionen abrechnen, unabhängig vom arbeitsrechtlichen Status. Die Notfalltarifierung befindet sich nun in einer «Remission». Doch wie bei einem Patienten, sind auch bei der Notfalltarifierung im Jahr 2025 weitere Komplikationen oder Rückschläge zu erwarten, die angegangen werden müssen: Die OAAT AG hat die Notfalltarifierung bereits im 2025 als Entwicklungsschwerpunkt definiert. mfe bleibt dran! Schulungen Tardoc Auch die Vorbereitungen für die Schulungen im Bereich Tardoc laufen bereits auf Hochtouren. mfe wird seinen Mitgliedern ein innovatives Onlinetool zur Verfügung stellen, das einen schnellen und effizienten Überblick über die wichtigsten Abrechnungspositionen sowie Stolperfallen ermöglicht und nach Einführung auch schnell weiterentwickelt werden kann. Zusätzlich wird mfe interaktive (auch pädiatrie-spezifische) Onlineschulungen anbieten, Unterlagen wie Hand-outs sowie Themen-Videos zur Verfügung stellen (weitere Infos dazu folgen bald). Kick-off zur Agenda Grundversorgung: Weichenstellung für die Zukunft Am 31. Januar 2025 fand im BAG Liebefeld das Kickoff zur «Agenda Grundversorgung» statt, bei dem Expert:innen aus verschiedenen Fachrichtungen zusammenkamen, um die Zukunft der medizinischen GrundDR. MED. STEFAN ROTH VORSTANDSMITGLIED MFE, ZUSTÄNDIGKEIT PÄDIATRIE, VORSTANDSMITGLIED KINDERÄRZTE SCHWEIZ, LIEBEFELD Korrespondenzadresse: stefan.roth@ hausaerzteschweiz.ch DR. MED. DANIELA BERGER VORSTANDSMITGLIED MFE, ZUSTÄNDIGKEIT TARIFE UND PÄDIATRIE, ZÜRICH Korrespondenzadresse: daniela.berger@ hausaerzteschweiz.ch

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01 / 2025 VERNETZUNG KINDERÄRZTE. SCHWEIZ 11 Das Schweizerische Institut für Kinder- und Jugendmedien SIKJM lancierte den nationalen Vorlesetag 2018 in Kooperation mit «20 Minuten» sowie weiteren Partnerorganisationen wie Kinderärzte Schweiz. Dieses Jahr findet der Vorlesetag zum achten Mal statt. Vorlesen ist die einfachste und wirksamste Form der Leseförderung. Regelmässiges Vorlesen fördert die mündliche Sprachentwicklung von Kindern, trägt zur Erweiterung ihres Wortschatzes bei und kann eine wichtige Grundlage für ihre motivierte Lesesozialisation sein. Die Resultate von jüngeren Studien, welche die Auswirkungen des Vorlesens untersuchen, zeigen: Kindern, denen regelmässig vorgelesen wird, fällt das Lesenlernen leichter als Gleichaltrigen ohne Vorleseerfahrung. Mit dem Eintritt in die Schule und dem Schrifterwerbsprozess spielen Vorlesegeschichten weiterhin eine wichtige Rolle: Sie halten die Neugier auf Geschichten wach und bilden eine Brücke zum Selberlesen. Auch bei älteren Schülerinnen und Schülern fördert regelmässiges Vorlesen die Sprachkompetenz. Fokus 2025: Vorlesen macht stark Der diesjährige Vorlesetag legt den Fokus auf die positiven Auswirkungen des Vorlesens auf die mentale Gesundheit. Denn in dem Moment, in dem wir ein Buch aufschlagen, kann ein Raum ausserhalb des hektischen Alltags geschaffen werden. Diese bewusste Pause, die körperliche Nähe beim Vorlesen und der geteilte Fokus auf Bilder, Figuren und eine Geschichte im Hier und Jetzt legen die Basis, um über eigene Erlebnisse und Gefühle ins Gespräch zu kommen. Wichtig ist aber auch das gemeinsame Vergnügen und die lustvollen Momente, die wir beim Geschichtenlesen erleben, die unsere Fantasie anregen oder auch beruhigend wirken und Halt geben können. Das Vorlesen und gemeinsame Eintauchen in Geschichten fördert somit nicht nur die sprachliche und kognitive Entwicklung von Kindern und Jugendlichen, sondern stärkt auch die Beziehung zueinander und kann wertvolle Grundlagen für das mentale Wohlbefinden schaffen. SORA HASLER PROJEKTLEITERIN SCHWEIZER VORLESETAG, SCHWEIZERISCHES INSTITUT FÜR KINDER- UND JUGENDMEDIEN SIKJM, ZÜRICH Korrespondenzadresse: sora.hasler@sikjm.ch Am 21. Mai ist es wieder so weit: Am achten Schweizer Vorlesetag wird in der ganzen Schweiz vorgelesen – an vielen Orten und in vielen verschiedenen Sprachen. Der Schweizer Vorlesetag begeistert alljährlich Kinder und Erwachsene für das Vorlesen und setzt ein öffentliches Zeichen dafür, dass Vorlesen für Bildungschancen eine zentrale Rolle einnimmt. Kinderärzte Schweiz ist Netzwerkpartner des Vorlesetags und ruft alle Kinderärzt:innen zum Mitmachen auf. Schweizer Vorlesetag, Mittwoch, 21. Mai 2025 Wie Kinderärzt:innen mitmachen können Beim Vorlesetag mitmachen Das Konzept des Vorlesetags ist einfach: Wer Spass am Vorlesen hat, liest an diesem Tag anderen vor – zu Hause in der Familie, im Kindergarten, in der Schule, im Familienzentrum, in der Bibliothek oder an einem anderen Ort. Auf der Website www.schweizervorlesetag.ch können Privatpersonen, schulische Institutionen und weitere Organisationen ab sofort ihre Vorleseaktionen anmelden. Kinderärzt:innen machen am Vorlesetag mit Der Schweizer Vorlesetag wird auch von Kinderärzte Schweiz unterstützt. Der Verband lädt alle Kinderärzt:innen ein, sich am Vorlesetag zu beteiligen. Sie können am Vorlesetag selbst mitmachen und am 21. Mai in ihrer Praxis eine eigene Vorleseaktion für Kinder und Eltern organisieren oder im Wartezimmer eine Vorleseecke einrichten, welche eine Praxisassistenz oder eine andere Person am Aktionstag betreut. Kinderärzt:innen sind zudem aufgerufen, den Vorlesetag zu nutzen, um Eltern darauf aufmerksam zu machen, wie wichtig regelmässiges Vorlesen für Kinder ist. Auf der Website des Vorlesetags finden sich Bücher, die sich besonders gut zum Vorlesen eignen. Zudem lassen sich einfache Vorlesetipps für Eltern als PDF herunterladen, und über ein Bestellformular können Plakate für die Arztpraxis und Flyer für Familien bestellt werden. ■

Seit 2022 tobt ein Krieg nur etwa zwölf Autostunden von der Schweiz entfernt. Die Leidtragenden sind, wie so oft, die Zivilbevölkerung – vor allem Kinder und die Menschen, die sich um sie kümmern. Um das Leid zu lindern, setzt sich das Hilfswerk Ukraine unter der Leitung des Kinderarztes Dr. med. Jürg Streuli ein. Durch langjährige Verbindungen und ein vertrauenswürdiges Netzwerk in der Ukraine und der Schweiz wird Hilfe schnell und gezielt dorthin gebracht, wo sie am dringendsten benötigt wird. «Man muss von seinem Glück weitergeben», ist der Leitsatz des Hilfswerks Ukraine. Unterstützen Sie uns mit Ihrer Spende, damit weiterhin dringend benötigte Hilfsgüter beschafft und an die Bedürftigen geliefert werden können. Hilfe für die Ukraine: Gemeinsam für die Schwächsten Es gibt nichts Gutes, ausser man tut es: Wir danken Ihnen im Namen der ukrainischen Kinder für Ihre grosszügigen und dringend benötigten Spenden. Poster gespendet von: Weitere Informationen finden Sie auf www.hilfswerk-ukraine.ch Hilfswerk Ukraine Gasterstrasse 30 8730 Uznach IBAN CH 64 0078 1626 1358 2200 0 BIC KBSGCH22 St. Galler Kantonalbank, 8640 Rapperswil

01 / 2025 DIE MPA SEITE KINDERÄRZTE. SCHWEIZ 13 Medizinische:r Praxisassistent:in, kurz MPA: Ein wunderbarer, spannender, erfüllender, abwechslungsreicher Job. Dennoch herrscht ein Fachkräftemangel und die Fluktuation des Personals ist gross. Wir gehen im Folgenden nicht auf die Frage ein, weshalb das so ist, sondern drehen den Spiess um und lassen die MPAs selbst stichwortartig ausdrücken, was für sie entscheidend ist, um sich langfristig an eine Praxis zu binden. In besonders kräftiger Farbe und gross erscheint nach der Befragung innerhalb einer Wordcloud der Begriff «Team». Arbeitsklima, Wertschätzung, Kommunikation, Vertrauen, Anerkennung – auch diese Punkte wurden oft erwähnt. Was einem dabei auffällt? All diese Bedürfnisse können nur erfüllt werden, wenn die Basis stimmt. Und die Basis ist das TEAM. STEFANIE NIEDERER LEITENDE MEDIZINISCHE PRAXISASSISTENTIN, KINDERARZTPRAXIS AM BAHNHOF, LUZERN Korrespondenzadresse: ambahnhof@hin.ch Was können Kinderärzt:innen tun, um ihre MPAs langfristig im Team zu halten? Welche Faktoren spielen neben dem Lohn eine entscheidende Rolle? Unsere Umfrage unter lernenden MPAs der Juventus Schule in Zürich, an einer KIS MPA-Fortbildung und in einer kinderärztlichen Praxis verrät, welche Wünsche die Mitarbeitenden haben und welche Aspekte sie dazu motivieren, ihrer Praxis treu zu bleiben. Mehr als nur Gehalt: So binden Kinderarztpraxen ihre MPAs langfristig Vielleicht mögt ihr euch an einer der kommenden Teamsitzungen austauschen über die individuellen Bedürfnisse in eurer Praxis? Für das Erreichen oder Aufrechterhalten eines wertschätzenden Arbeitsklimas, welches die Voraussetzung dafür ist, langfristig den Weg innerhalb der Praxis zusammen zu gehen, ist ein regelmässiger Austausch wichtig und sollte nicht vernachlässigt werden. Viele Wechsel innerhalb eines Teams strahlen nicht nur nach innen, sondern auch nach aussen negative Schwingungen aus. Übrigens: Das Thema «Lohn» haben wir bewusst aussen vor gelassen, da es zwar ein starker, jedoch kein langfristig nachhaltiger Motivator ist. ■ Benefits TeamAnerkennung Atmosphäre Kommunikation Familien Vertrauen Respekt Wertschätzung Arbeitsbedingungen familiär Kollegialität Teamwork Arbeitsklima Empathie helfen Kinder Freude-ander-Arbeit angenehm Personal freundlich Vielfältigkeit Freude begleiten mitwirken breites Spektrum

FORTBILDUNG: THEMENHEFTTEIL 01 / 2025 KINDERÄRZTE. SCHWEIZ 14 PROF. DR. STEPHAN ALEXANDER BÖHM ASSOZIIERTER PROFESSOR FÜR DIVERSITY MANAGEMENT AND LEADERSHIP, DIREKTOR COMPETENCE CENTER FOR DIVERSITY, DISABILITY AND INCLUSION (CCDI), UNIVERSITÄT ST. GALLEN Korrespondenzadresse: stephan.boehm@unisg.ch SOPHIE THERESA SCHEPP WISSENSCHAFTLICHE MITARBEITERIN, COMPETENCE CENTER FOR DIVERSITY, DISABILITY AND INCLUSION (CCDI), UNIVERSITÄT ST. GALLEN Korrespondenzadresse: sophie.schepp@unisg.ch Schlüsselfaktor Führung Wie gute Führung das Wohlbefinden und die Leistung im Praxisteam stärken kann Team vorbeugen, während sie gleichzeitig das Engagement und die langfristige Leistungsfähigkeit ihrer Mitarbeitenden stärken. Im Gesundheitssektor, wo hoher Arbeitsdruck, enge Zeitpläne und emotionale Herausforderungen zum Alltag gehören, spielt gute Führung deshalb eine zentrale Rolle. Wenn die physischen und psychischen Belastungen für Mitarbeitende hoch sind, ist es besonders wichtig, dass Führungskräfte ein gesundes Arbeitsklima fördern, Überlastungen und Erkrankungen vorbeugen und Zufriedenheit und Leistungsfähigkeit langfristig stärken. Gute Führung kann zudem die Qualität der Patient:innenversorgung positiv beeinflussen, zum Beispiel indem sie Fehlzeiten reduziert, Abläufe effizient strukturiert und die Kompetenzen sowie die Eigenverantwortung der Mitarbeitenden stärkt, sodass diese kreative Lösungen entwickeln und aktiv zur kontinuierlichen Optimierung der Praxisabläufe beitragen können. Was zeichnet gute Führung aus? Es gibt kein allgemeingültiges Rezept, das «gute» Führung definiert. Allerdings haben sich in der Forschung mehrere Ansätze als besonders förderlich für das Wohlbefinden und die Zufriedenheit von Mitarbeitenden herauskristallisiert. Eine entscheidende Grundlage für positive Effekte von Führung stellt die Qualität der Beziehung zwischen Führungskraft und Mitarbeitenden dar, welche in der Forschung «Leader-Member Exchange» oder kurz «LMX» genannt wird. Eine vertrauensvolle, wertschätzende Beziehung mit der Führungskraft verbessert den Informationsfluss, das Feedback und die Entwicklungsmöglichkeiten von Mitarbeitenden. Diese enge Zusammenarbeit wirkt sich positiv auf Leistung und Motivation aus und verringert gleichzeitig Stress und Burn-out. Im Gegensatz dazu bringen distanziertere Beziehungen weniger Vorteile mit sich (Dulebohn et al., 2012). Wichtig ist hierbei auch, dass sich Führungskräfte um eine ähnliche Beziehungsqualität mit allen ihren Mitarbeitenden bemühen und keine zu starken «Favorit:innen» Die Rolle von guter Führung Führungskräfte können nicht nur durch ihr eigenes Verhalten Vorbild sein, sondern auch gezielt das Verhalten ihres Teams beeinflussen – zum Beispiel, indem sie gewünschte Verhaltensweisen fördern oder korrigieren, klare Ziele definieren und eine unterstützende Teamkultur entwickeln, die die Rahmenbedingungen für gesundes und produktives Arbeiten schafft (Boehm & Eugster, 2018). Forschungsergebnisse zeigen, dass das Verhalten von Führungskräften direkten Einfluss auf den Krankenstand, die Arbeitszufriedenheit und die psychische Gesundheit ihrer Mitarbeitenden hat. Gute Führung kann Belastungen reduzieren, die Motivation stärken und die langfristige Leistungsfähigkeit des Teams unterstützen. Das sogenannte Job Demands-Resources Modell (Bakker & Demerouti, 2007) bietet eine fundierte wissenschaftliche Grundlage, um den Einfluss von Führung auf die Gesundheit und Leistungsfähigkeit von Mitarbeitenden besser zu verstehen. Es zeigt auf, wie unterschiedliche Arbeitsaspekte das Wohlbefinden und die Leistung beeinflussen. Arbeitsanforderungen umfassen sämtliche physische, psychische, soziale oder organisatorische Faktoren, die Anstrengung erfordern und potenziell Stress auslösen können, wie beispielsweise hoher Zeitdruck, emotionale Belastungen oder Konflikte mit Patienten. Arbeitsressourcen hingegen sind positive Elemente der Arbeit, die Mitarbeitende dabei unterstützen, Anforderungen zu bewältigen, persönliche Ziele zu erreichen und beruflich zu wachsen. Dazu zählen unter anderem soziale Unterstützung im Team, Autonomie bei der Arbeit, Möglichkeiten zur Weiterentwicklung und positives Feedback. Das Modell verdeutlicht, dass ein Ungleichgewicht zwischen hohen Anforderungen und unzureichenden Ressourcen Stress, Burnout und Leistungsabfall begünstigen kann. Im Gegensatz dazu fördern ausreichend vorhandene Ressourcen Motivation, Engagement und eine höhere Arbeitsleistung. Führungskräfte spielen eine Schlüsselrolle, um dieses Gleichgewicht herzustellen. Durch die Reduzierung von Belastungen und die gezielte Schaffung von Ressourcen können sie Erschöpfung und Resignation im In kleineren Organisationen, wie beispielsweise in ärztlichen Praxen, tragen Einzelpersonen häufig mehrere Rollen gleichzeitig. So sind Ärzt:innen meist auch Führungskräfte. Bei einer solchen Doppelbelastung kann es herausfordernd sein, der Führungsrolle ausreichend Aufmerksamkeit zu schenken und das eigene Führungsverhalten bewusst weiterzuentwickeln. Allerdings ist gute Führung von zentraler Bedeutung für das Wohlbefinden, die Arbeitszufriedenheit und die Produktivität der Mitarbeitenden.

01 / 2025 FORTBILDUNG: THEMENHEFTTEIL KINDERÄRZTE. SCHWEIZ 15 im Team haben. Dies sorgt oft für Unzufriedenheit und Stress unter Mitarbeitenden, die eher zur Randgruppe zählen, was oft auch zu Kündigungen führt. Im Hinblick auf den Führungsstil hat sich die transformationale Führung als besonders effektiver Ansatz erwiesen. Transformationale Führung zielt darauf ab, Mitarbeitende durch Charisma, Authentizität und eine inspirierende Vision zu motivieren und basiert auf vier zentralen Dimensionen (Bass, 1999): ■ Idealisierter Einfluss: Führungskräfte fungieren als Vorbilder, die durch ihr Verhalten und ihre gelebten Werte das Vertrauen und den Respekt ihrer Mitarbeitenden gewinnen. ■ Inspirierende Motivation: Führungskräfte vermitteln eine klare und inspirierende Vision, die den Mitarbeitenden hilft, sich mit den Zielen der Praxis zu identifizieren und sich mit Begeisterung und Engagement für deren Erreichung einzusetzen. ■ Geistige Anregung: Führungskräfte fördern kreative Denkprozesse und ermutigen ihre Mitarbeitenden, bestehende Normen und Denkweisen zu hinterfragen, um innovative Lösungen und kontinuierliche Verbesserung zu fördern. ■ Individuelle Beachtung: Führungskräfte erkennen und unterstützen die individuellen Bedürfnisse und Potenziale jedes Mitarbeitenden, indem sie spezifische Entwicklungspläne erstellen und durch Mentoring und Coaching deren Wachstum fördern. Die Forschung zeigt zahlreiche positive Zusammenhänge eines transformationalen Führungsstils mit persönlichen und organisationalen Faktoren, wie zum Beispiel einer erhöhten Mitarbeiter:innenmotivation und Eigeninitiative (Givens, 2008). Ergänzend dazu kann eine klare Zielsetzung und die Vergabe von Belohnung bei Zielerreichung die Zufriedenheit und das Engagement der Mitarbeitenden stärken (Judge & Piccolo, 2004). Ein zunehmend wichtiger Ansatz ist auch die gesundheitsfokussierte Führung, bei der Prävention und frühzeitige Intervention im Mittelpunkt stehen. Führungskräfte vermeiden Überlastung, gestalten Arbeitsbedingungen flexibel und reagieren frühzeitig auf Anzeichen von Erschöpfung oder Krankheit. Studien zeigen, dass Mitarbeitende, die ihre Führungskraft als gesundheitsbewusst wahrnehmen, weniger emotionale Erschöpfung erleben, eine höhere Arbeitsfähigkeit zeigen und seltener krankheitsbedingte Fehlzeiten aufweisen (Boehm & Baumgärtner, 2016; Boehm et al., 2016). Besonders Beschäftigte mit gesundheitlichen Vorbelastungen profitieren stark von diesem Ansatz. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass gute Führung auf einer Kombination aus inspirierender Vision, individueller Unterstützung, klaren Erwartungen und einem bewussten Fokus auf Gesundheit basiert. Verschiedene Modelle und Ansätze bieten wertvolle Orientierung, müssen jedoch an die spezifischen Gegebenheiten und Bedürfnisse der jeweiligen Organisation flexibel angepasst werden. Praktische Handlungsempfehlungen für Ärzt:innen als Führungskräfte ■ Inspiration durch klare Vision und Vorbildrolle: Entwickeln Sie eine inspirierende Vision für Ihr Team, die über die alltäglichen Aufgaben hinausgeht. Vermitteln Sie beispielsweise die Bedeutung der Praxisarbeit als Beitrag zur langfristigen Gesundheit von Kindern. Um diese im Alltag zu leben, bieten sich zum Beispiel regelmässige Team-Meetings an, in denen Sie Geschichten aus der Praxis teilen, die die positiven Auswirkungen Ihrer Arbeit zeigen, und Werte wie Empathie, Verantwortung und Teamgeist betont werden. Zudem werden Sie sehen, dass z. B. Ihr Umgang mit Patient:innen als Vorbild für den Umgang Ihrer Mitarbeitenden mit den Patient:innen dienen und von diesen oft imitiert werden wird. ■ Individuelle Unterstützung und Entwicklung fördern: Erkennen Sie die individuellen Stärken und Bedürfnisse Ihrer Mitarbeitenden an und helfen Sie ihnen, ihr Potenzial zu entfalten. Regelmässige Standort- und Entwicklungsgespräche können dazu dienen, über Bedürfnisse und Entwicklungen der Mitarbeitenden zu sprechen und individuelle Ziele festzulegen. Persönliches Coaching oder gezielte Weiterbildungen können zusätzliche Anregung bieten (z. B. in Richtung Praxismanagement etc.). ■ Klare Kommunikation und Belohnungen etablieren: Setzen Sie klare Erwartungen und belohnen Sie gute Leistungen sichtbar und zeitnah, aber nicht nur monetär, beispielsweise durch Teamaktivitäten oder individuelle Anerkennung. So können Sie Motivation und Engagement langfristig und nachhaltig fördern. ■ Förderung einer vertrauensvollen Beziehungskultur: Stärken Sie die Beziehung zu Ihren Mitarbeitenden durch regelmässige Feedbackgespräche, zeigen Sie Wertschätzung und hören Sie aktiv zu. Dies schafft einen Raum, in dem Mitarbeitende ihre Anliegen, Belastungen, Verbesserungsvorschläge sowie Lob und Ideen offen äussern können. Auf diese Weise erkennen Sie frühzeitig Warnsignale für Überlastung, Stress oder Konflikte und können rechtzeitig gegensteuern.

FORTBILDUNG: THEMENHEFTTEIL 01 / 2025 KINDERÄRZTE. SCHWEIZ 16 QUELLEN Bakker, A. B., & Demerouti, E. (2007). The Job Demands-Resources model: State of the art. Journal of Managerial Psychology, 22(3), 309–328. https://doi.org/10.1108/02683940710733115 Bass, B. M. (1999). Two decades of research and development in transformational leadership. European Journal of Work and Organizational Psychology, 8(1), 9–32. https://doi.org/10.1080/135943299398410 Boehm, S. A., & Baumgärtner, M. K. (2016). Gesünder führen. Harvard Business Manager, 38(2), 6–9. Boehm, S. A., Baumgärtner, M. K., & Kreissner, L. M. (2016). The relationship between leadership and health: A comparison of general and health-focused leadership approaches. In M. Wiencke, M. Cacace, & S. Fischer (Eds.), Healthy at Work: Interdisciplinary Perspectives (pp. 87–102). Springer International Publishing. https://doi.org/10.1007/978-3-319-32331-2_7 Boehm, S. A., & Eugster, B. (2018). Ökonomische Aspekte der Arbeitsmarktintegration von Menschen mit psychischen Erkrankungen. In W. Kawohl & W. Rössler (Eds.), Arbeit und Psyche : Grundlagen, Therapie, Rehabilitation, Prävention – Ein Handbuch (pp. 45–57). Kohlhammer. https://doi.org/10.17433/978-3-17-025763-4 Dulebohn, J. H., Bommer, W. H., Liden, R. C., Brouer, R. L., & Ferris, G. R. (2012). A meta-analysis of antecedents and consequences of leader-member exchange: Integrating the past with an eye toward the future. Journal of Management, 38(6), 1715–1759. https://doi. org/10.1177/0149206311415280 Givens, R. J. (2008). Transformational Leadership: The Impact on Organizational and Personal Outcomes. Emerging Leadership Journeys, 1, 4–24. Judge, T. A., & Piccolo, R. F. (2004). Transformational and transactional leadership: A meta-analytic test of their relative validity. Journal of Applied Psychology, 89(5), 755–768. https://doi.org/10.1037/00219010.89.5.755

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