KINDERÄRZTE.SCHWEIZ 4/2024

JAHRESTAGUNG 04 / 2024 KINDERÄRZTE. SCHWEIZ 38 Team-Workshop für Ärzt:innen und MPAs 17: Neurodiversität Was braucht es, um sich in verschiedenen Welten zurechtzufinden? Der Neugier von Andreas Geiser war dieser praxisrelevante Workshop zu verdanken. Der von ihm betreuten, im Austismusspektrum verorteten Familie Baptista stellte er Fragen zu ihrem Erleben von Praxisbesuchen und erhielt so hilfreiche Antworten, die er uns zusammen mit Naemi Baptista präsentierte. Gut strukturiert wurden die Begriffe Neurodiversität (der alles umfassende Oberbegriff) und Neurodivergenz erklärt. Unter letzteren Begriff fallen die ca. 20% unserer Mitmenschen, deren Gehirn nicht neurotypisch denkt. Uns aus anderen Fortbildungen bekannte Konzepte wie bspw. die achtsame Wortwahl, ein optimiertes Setting mit genügend Zeit oder der Einsatz von Piktogrammen wurden durch die sehr persönlichen Einblicke des Referenten-Duos bzgl. ihrer Wichtigkeit im Umgang mit neurodivergenten Menschen erlebbar. Hier ein Beispiel, welches dies gut illustriert: Anstelle der Frage an neurodivergente Menschen «Was kannst du?», sollten wir sie fragen «Was kostet REFERIERENDE: DR. MED. ANDREAS GEISER Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin FMH, Lehrpraktiker Universität Zürich, Kinder- und Jugendpraxis, Schlieren NAEMI BAPTISTA Fachfrau Information und Dokumentation EFZ, Klassenassistentin, Mutter eines Sohnes mit Autismus und ADHS, Geroldswil MODERATION/AUTORIN: DR. MED. ANNA PIRKER Fachärztin Kinder- und Jugendmedizin FMH, Praxis für Kinder- und Jugendmedizin, Interlaken Korrespondenzadresse: praxis.pirker@hin.ch dich das?». So kann ein Praxisbesuch eine solche Reizüberflutung bedeuten, dass er zu einem Meltdown führt, einem unkontrollierbaren Ausnahmezustand, und die Erholungszeit hiervon Stunden bis Tage betragen kann. Durch solche Erkenntnisse in Bezug auf die Gefühlswelt neurodivergenter Menschen wird überhaupt erst ein verständnisvolles Einfühlen möglich. Missverständnisse kann es auch beim «Stimming» (Ziel: Selbstregulation und Stressreduktion) geben. Es steigert besonders bei Neurodivergenz die Aufmerksamkeit und darf nicht als Desinteresse interpretiert werden. Zum Schluss eine Buchempfehlung: «Endlich klappt der Arztbesuch für Menschen im Autismusspektrum», erhältlich für Fr. 12.– bei Careum. ISBN 978-3-03904-400-9 ■ BLS (Basic Life Support) steht für die Sicherung der lebenswichtigen Funktionen Atmung und Kreislauf bzw. die Reanimation im Rahmen der ersten Hilfe. Begegnet man einem bewusstlosen Menschen, gilt es, möglichst schnell zu handeln, denn jede Sekunde zählt! Gerade bei Kleinkindern ist die Überlebenschance bei einem Herz-Kreislauf-Versagen ausserhalb des Spitals mit < 10% sehr tief. Die kardiopulmonale Reanimation (CPR) verbessert die Überlebenschancen beim plötzlichen Herz-Kreislauf-Stillstand wesentlich. Der Beginn mit der CPR soll innerhalb von weniger als 10 Sekunden erfolgen. Nur die ersten Sekunden werden für die Beurteilung, Aussehen, Atmung und Zirkulation der bewusstlosen Person genutzt. Zum Basic Life Support nach der ABC-Regel: A wie Airway. Die Atemwege müssen frei gemacht werden. Der Esmarch-Handgriff ist dabei von grosser Bedeutung. Durch diesen Griff schliesst sich der Mund nicht mehr ganz, die Atemwege können geprüft werden. Beginnt der bewusstlose Mensch nicht mit selbstständiger Atmung, ist dieser dringend auf wiederbelebende Massnahmen angewiesen. B wie Breathing. 5 effektive Atemstösse durch die erfahrenste Person vor Ort müssen gemacht werden. VorREFERIERENDE: DR. MED. EVA-MARIA JORDI RITZ Fachärztin Anästhesiologie FMH, Simulationsinstruktorin TüPass, Pädsim, MME Universität Bern, Stv. Chefärztin Anästhesiologie, Universitäts-Kinderspital beider Basel DR. MED. SANDRA JEKER Fachärztin Anästhesiologie FMH, Leitende Ärztin Anästhesiologie, Instruktorin Reanimationskurse, Universitäts-Kinderspital beider Basel KOMLEN BJEKOVIĆ Instruktor Reanimationskurse, Pflegeexperte für Anästhesiologie, Universitäts-Kinderspital beider Basel AUTORIN: STEFANIE NIEDERER Leitende Medizinische Praxisassistentin, Kinderarztpraxis am Bahnhof, Luzern Korrespondenzadresse: ambahnhof@hin.ch Team-Workshop für Ärzt:innen und MPAs 18: Reanimation Der Kindernotfall in eurer Praxis: effektive Behandlungsstrategien für das ganze Team sicht: Der Kopf darf beim Beatmen nicht überstreckt werden, weil das die zarten Atemwege verengen und die Atemspende dann nicht oder nicht ausreichend gelingen würde. (Vor allem bei sehr kleinen Kindern unterscheidet sich die Anatomie der Atemwege etwas von der Erwachsener.) C wie Circulation. Sind die 5 Atemstösse nicht erfolgreich, müssen schnelle Kompressionen (Geschwindigkeit 100–120 Kompressionen pro Minute) in der unteren Hälfte des Brustbeins gemacht werden. Ist man mit der bewusstlosen Person alleine, sind abwechselnd 30× Herzdruckmassage und 2× Beatmung durchzuführen. Sind zwei (oder mehr) Personen vor Ort, ist das Verhältnis 15:2. ■

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