KINDERÄRZTE.SCHWEIZ 4/2024

04 / 2024 JAHRESTAGUNG KINDERÄRZTE. SCHWEIZ 35 Team-Workshops für Ärzt:innen und MPAs 14: ADHS und Medikation ADHS – Umgang mit Medikamenten in der pädiatrischen Praxis Peter Hunkeler, meine MPA Alexandra Gemsch und ich haben die Aufgabe übernommen, in 90 Minuten das Wichtigste zur ADHS-Medikation in der pädiatrischen Praxis zu vermitteln und dies für Praxispädiater:innen und MPAs. Den Workshop haben wir in 4 Teile aufgeteilt: ■ 1. Teil: Streitgespräch zwischen Peter Hunkeler und mir: 1. ADHS ist eine Modediagnose, Erfindung der Pharmaindustrie: NEIN: ADHS hat es immer schon gegeben und gehört zur Menschheit. 2. Kinder werden mit ADHS-Medikamenten chemisch ruhiggestellt: NEIN: Ruhigstellen der Kinder ist ein absolutes NoGo. Ziel der Medikation ist es, dass sich die Kinder besser konzentrieren und ihre Impulse besser steuern können. 3. Diese Medikamente haben starke Nebenwirkungen: JEIN: Ziel ist es, ein Medikament in einer Dosierung zu finden, die möglichst viel positive Effekte und möglichst wenig Negativwirkung hat. 4. Diese Medikamente machen süchtig: NEIN: Eine Suchtgefahr besteht nur bei Missbrauch durch Nicht-ADHS-Betroffene. ■ 2. Teil: Medikamentöse Einstellung und Begleitung Die Entscheidung, eine medikamentöse Behandlung zu beginnen, hängt vom Leidensdruck des Kindes ab und REFERIERENDER: DR. MED. PETER HUNKELER Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin FMH mit Schwerpunkt Entwicklungspädiatrie, Centramed Luzern und Arkadis Olten REFERIERENDER/AUTOR: DR. MED. RENÉ KINDLI Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin FMH, FL-Mauren Korrespondenzadresse: rkindli@hin.ch wird nur von den Eltern und Kindern gefällt, nicht von der Schule oder dem Arzt. Mein Vergleich mit einer Brille macht die Wirkung der Medikamente für die Eltern und auch die Kinder verständlicher. Ich starte mit Medikinet MR® 5 mg, und steigere jeden 2. Tag um weitere 5 mg. Bei guter Wirkung aber Nebenwirkungen, Wechsel auf ein Präparat mit demselben Wirkstoff (Methylphenidat Mepha® oder Focalin XR®). Der 3. Versuch wäre dann Elvanse® (Lisdexamphetamin) und als letzte Alternative habe ich noch Intuniv® (Guanfacin) vorgestellt, das eine komplett andere Wirkung hat (Spiegelmedikament, volle Wirkung erst nach 2–3 Wochen). Die kurzwirksamen Medikamente (Medikinet®, Attentin®) können unterstützend als «Notfallmedikament» eingesetzt werden (morgens oder für das Lernen). ■ 3. Teil: Fallbeispiele aus der Praxis Hauptziel war es, die theoretischen Inputs von René praktisch anzuwenden (schneller Metabolisierer, Wechseln der Substanzklasse). An einem Fallbeispiel hat Peter den Workshop-Teilnehmern gezeigt, wie wichtig es ist, auf die Bedürfnisse der Patient:innen einzugehen. ■ 4. Teil: Perspektive der MPA Zum Abschluss hat meine medizinische Praxisassistentin Alexandra Gemsch einen kurzen Einblick in den Alltag mit ADHS-Patient:innen gegeben. Sie hat erklärt, wie eine MPA dabei unterstützen kann, Eltern zu motivieren, bei Bedarf eine genaue Abklärung durchführen zu lassen, oder dass es sinnvoll ist, bei auftretenden Nebenwirkungen nicht sofort die gesamte Behandlung abzubrechen, sondern zunächst die Dosis anzupassen. ■

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