JAHRESTAGUNG 04 / 2024 KINDERÄRZTE. SCHWEIZ 32 Workshop Ärzt:innen 10: Masterclass Orthopädie «Walking down the street, the beach or the corridor» – Fragen zum Gangbild Wir sehen im Praxisalltag oft Kinder mit Gangauffälligkeiten und sind eigentlich sicher, dass alles physiologisch ist und sich auswächst. Aber es fehlen uns manchmal die klaren Argumente für ein Zuwarten und Beobachten – und für die Beruhigung verunsicherter Eltern. Hier einige hilfreiche Fakten aus dieser Masterclass Orthopädie: ■ femorale Antetorsion Bei Kleinkindern häufig. Kann sich noch bis zum Wachstumsabschluss korrigieren. Die Korrektur passiert in den Wachstumsschüben. Fast immer gutartig und macht kaum Probleme. Der Verlauf kann bei Beschwerdefreiheit anlässlich der Vorsorgeuntersuchungen kontrolliert werden. Typisch in der Untersuchung ist ein Kneeing-in mit Toeing-in sowie eine stark vermehrte Innenrotationsfähigkeit im Hüftgelenk und eine eingeschränkte Aussenrotation. Die Kinder können problemlos und ohne Schmerzen im Najadensitz verweilen. Die Angst der Eltern, dass dies ungesund sei, ist völlig unbegründet. Falls das Kind kein Interesse an der Korrektur des Gangbildes zeigt, macht eine Physiotherapie keinen Sinn. ■ femorale Retrotorsion Ist eher selten. Die verminderte Innenrotationsfähigkeit kann zu einem femoroacetabulären Impingement führen mit Schmerzen in der Leiste. Vor allem sind jugendliche männliche Sportler betroffen. REFERENT: DR. MED. UNIV. HANNES MANNER Facharzt für Orthopädische Chirurgie und Traumatologie des Bewegungsapparates, Chefarzt Kinder- und Jugendorthopädie, Schulthess Klinik Zürich MODERATION/AUTORIN: DR. MED. NADIA SAUTER OES Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin FMH, Kinderpraxis Neuhegi, Winterthur Korrespondenzadresse: nadia.sauter@oes.ch ■ tibiale Innenrotation Macht ein Toeing-in in der Ganguntersuchung mit oder ohne Kneeing-in und zeigt sich auch gut in der Untersuchung im Sitzen mit herabhängenden Unterschenkeln. Korrigiert sich meistens spontan bis ins Schulalter, sodass bei kleinen Kindern der spontane Verlauf abgewartet werden kann. ■ tibiale Aussenrotation Ist seltener, zeigt sich gut in der Untersuchung der Fussstellung in Bauchlage. Meist starke funktionelle Einschränkung, die oft kompensiert wird durch vermehrte femorale Innenrotation (sogenanntes sekundäres oder kompensatorisches Kneeing-in) ■ Achtung bei Asymmetrie des Gangbildes oder bei Schmerzen. Hier muss auch an einen Perthes oder eine Epiphysiolysis capitis femoris gedacht werden. Bei Unsicherheiten in der Beurteilung eines Befundes ist eine Rücksprache mit oder eine Überweisung an die Kinderorthopädie sicher sinnvoll. Viele Gangbilder können wir Kinderärzte in der Praxis nun aber selber als physiologisch beurteilen und die Eltern betreffend des günstigen Verlaufes informieren. Vielen Dank an Hannes Manner für den interaktiven, sehr praxisnahen und kurzweiligen Workshop! ■
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