KINDERÄRZTE.SCHWEIZ 4/2024

04 / 2024 JAHRESTAGUNG KINDERÄRZTE. SCHWEIZ 23 Vorprogramm 2: Ärzt:innen Ultraschall in der pädiatrischen Praxis (SVUPP): Point Of Care Sonografie der oberen Extremität – oder doch lieber zum Röntgen schicken? Wie bereits vor einem Jahr referierte Steffen Schmidt, Oberarzt im Kinder- und Notfallzentrum des Inselspitals Bern, in prägnanter, souveräner Art und Weise und mit vielen anschaulichen Bildern über den Point of Care Ultraschall (POCUS) bei Kindern. Diesmal ging es um die beiden standardisierten Untersuchungsmethoden der oberen Extremität: Vorderarm und Ellbogen. Einleitend erläuterte er die Wichtigkeit, eine lineare Sonde mit hoher Frequenz (>7,5 MHz) zu benützen, die möglichst breit auf dem Knochen aufsetzt (mehr Knochenkontakt). Ebenso zentral eine gute Vorlaufstrecke (viel Gel!). Von vorgefertigten Gelpads wurde, wegen fehlender Zweckmässigkeit, eher abgeraten. Neu war für mich die Möglichkeit der Wasserbadtechnik (Darstellung von Fingerfrakturen oder oberflächlichen Fremdkörpern) und der Hinweis, dass die Ultraschallsonde bis zum Abgang des Kabels wasserdicht ist. Nebst der fehlenden Strahlenbelastung hat der Ultraschall (US) den Vorteil, dass die Untersuchung in der Schonhaltung des verletzten Arms durchgeführt werden kann. Da es sich beim US um eine dynamische Untersuchung handelt, gibt es (im Gegensatz zum Röntgenbild) die Möglichkeit der Darstellung einer Fraktur in vielen verschiedenen Projektionen. Im Zweifelsfall immer den Vergleich mit der Gegenseite anstreben! Der Ultraschall liefert im Gegensatz zum Röntgenbild überlagerungsfreie Bilder. Gemäss Konvention kommt proximal immer am linken Bildrand zu liegen, die Standardprojektion erfolgt longitudinal (die quere Projektion bietet keinen zusätzlichen Nutzen für die Beurteilung bei kindertypischen Frakturen). Die Kortikalis soll möglichst auf der Gesamtheit des Bildausschnitts zu sehen sein. Gelenksnah werden Epiphyse und Gelenk mit abgebildet. Die Kenntnis der Wachstumsstadien ist wichtig, teilweise sind je nach Alter noch knorpelige Zonen (schwarz!) darstellbar. Die Dokumentation von Radius und Ulna erfolgt in drei Ebenen, gut beschriftet und nachvollziehbar: entweder mittels Piktogramm oder klarer Beschriftung. Ex. RT dorsal distaler Radius RT lateral distaler Radius RT volar distaler Radius RT dorsal distale Ulna RT lateral distale Ulna RT volar distale Ulna (RT steht für right) REFERENT: DR. MED. STEFFEN SCHMIDT Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Schwerpunkt Kindernotfallmedizin, Oberarzt im Notfallzentrum für Kinder und Jugendliche, Inselspital, Bern, Vorstand SVUPP Verantwortlicher POCUS MODERATION: MED. PRACT. MARLEEN GROSHEINTZ Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin, Praxispädiaterin in Landquart AUTORIN: DR. MED. SABINE HEINIGER EGGIMANN Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin FMH, Bolligen Korrespondenzadresse: sabine.heiniger@hin.ch Hilfreich sind hier auch Textbausteine! Der Achsenknick (resp. die Fraktur) wird möglichst in der Bildmitte dargestellt. Zur Beurteilung der Bilder ist immer auch die Klinik massgebend: Die Fraktur ist da, wo es schmerzt! Beim US des Ellbogens geht es primär darum, eine suprakondyläre Fraktur auszuschliessen, denn so können sehr viele unnötige RX-Bilder gespart werden. Der Schallkopf wird in Längsrichtung (proximal liegt am linken Bildrand) durch die Mitte der Fossa olecrani aufgesetzt. Das Fat pad wird dabei bei fehlender Fraktur in der Fossa olecrani dargestellt. Hierzu ist zu erwähnen, dass bei Verdrängung des Fat pads aus der Fossa olecrani nur der Verdacht auf eine intraartikuläre Fraktur gestellt werden kann und der Ellbogen anschliessend geröntgt werden muss! Extraartikuläre Frakturen, meist aufgrund der Schwellung bereits klinisch diagnostizierbar, sollen primär geröntgt werden. Eine primäre Indikation zum Röntgen besteht zudem bei: ■ offenen Verletzungen ■ offensichtlichen Fehlstellungen/Vorderarmdislokationen ■ Gefäss- und Nervenbeteiligungen ■ Refrakturen ■ Verdacht auf intraartikuläre oder intraossäre Läsionen Eine sehr praxisorientierte Fortbildung, für die sich das frühe Aufstehen definitiv gelohnt hat! ■

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