KINDERÄRZTE.SCHWEIZ 3/2024

03 / 2024 VERNETZUNG KINDERÄRZTE. SCHWEIZ 17 DR. MED. STEFANIE GISSLER WYSS MITGLIED REDAKTIONSKOMMISSION, NEUENDORF Korrespondenzadresse: s.gissler@hin.ch Besuch im Kinderspital Kantha Bopha III in Siem Reap, Kambodscha Auf der Reise durch Kambodscha im April 2024 durften meine Tochter und ich dem Kinderspital Jayavarman VII (Kantha Bopha III) in Siem Reap einen Besuch abstatten. Dieses ist eines der fünf von Beat Richner gegründeten Kinderspitäler, welche weiterhin durch die Schweizer Stiftung unterstützt und verwaltet werden. Wir wurden von der Spitaldirektion herzlich empfangen und vom Assistenten des Generaldirektors auf eine eineinhalbstündige Führung durch alle Abteilungen mitgenommen. Mit 1300 Mitarbeitenden und zahlreichen Gebäuden (zweimal überquerten wir eine Strasse) war die Grösse des Spitals beeindruckend. Die Infrastruktur und Professionalität sind hervorragend und auf höchstem Niveau. Seit 1999 wurden allein an diesem Spital über 6 Millionen Kinder ambulant und über 1 Million stationär behandelt. Auf unserer Visite, welche wir mit dem Arzt der IMC machen durften, sahen wir nebst den zahlreichen Verkehrsunfallopfern (allein an den gerade vergangenen Feiertagen wurden 49 Schwerverletze eingeliefert) Kinder mit Krankheiten aus dem ganzen Spektrum der Pädiatrie. Aufgrund der hygienischen Bedingungen sind Wundinfekte, Abszesse und Sepsis häufig, zum Beispiel auch nach Varizellen. So sah ich zum ersten Mal ein echtes SSSS. In der Neuro- und Herzchirurgie werden auch sehr komplexe Pathologien operiert. Dies ist möglich durch Weiterbildung der lokalen Ärzt:innen und Pflegefachpersonen durch renommierte Spezialist:innen, vorwiegend des Kinderspitals Zürichs, welche die Kinderspitäler regelmässig besuchen. Das Spital deckt ambulant und stationär sämtliche Subspezialitäten ab, aktuell ist die Onkologie am Standort Phnom Penh im Ausbau. Zur Zeit unseres Besuchs während der Trockenzeit war es vergleichsweise ruhig, doch schon in wenigen Wochen, wenn die Regenzeit beginnt, werden auf allen Abteilungen vorwiegend Kinder mit Denguefieber behandelt werden. Stolz ist das Spital auf die erst gerade neu eröffnete Erweiterung der Geburtsabteilung mit Neonatologie. Auf der Neo-IPS geht es zu wie in einer Schweizer Universitätsklinik, ausser dass die Mütter auf dem Boden schlafen. Statistiken werden sehr genau geführt. Am Vortag unseres Besuchs wurden hier 65 Kinder geboren. Zur Freude meiner Tochter wurde vor unseren Augen ein neugeborener Knabe vom Sektiosaal zur Erstversorgung zu der wartenden Kinderärztin getragen. Da er kräftig schrie, gab es zum Glück nicht viel zu tun. Auf unserem Rundgang wurden wir vom Personal sowie den Eltern stets mit einem Lächeln und der traditionellen Händegeste begrüsst. Die Dankbarkeit für die kostenlose, qualitativ hochstehende Medizin ist sehr gross. 85% aller kranken Kinder des Landes werden in diesen Spitälern medizinisch versorgt. Die Kosten des Betriebs (40 Mio. Fr./Jahr) werden teilweise vom kambodschanischen Staat, den Touristen (2 USD pro verkauftes Ticket für den Angkor Wat Tempel gehen ans Spital), der Schweizerischen Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (Deza) und durch die Spenden für die Stiftung getragen. Erfreulich ist, dass diese auch zunehmend von kambodschanischen Privatpersonen kommen. Beat Richner ist im ganzen Land bekannt für sein Lebenswerk, welches seit 1992 Millionen von Kindern rettete und ein Beispiel für nachhaltige Entwicklungshilfe und -zusammenarbeit ist. Nur noch der Generaldirektor ist Europäer. Selbst in entfernten Dörfern wurden wir auf Switzerland = Hospital angesprochen. Bemerkenswert war die Ruhe und Gelassenheit, welche im ganzen Spital ausgestrahlt wurde. Ob das die buddhistische Mentalität ist? Die Eindrücke versuche ich mitzunehmen, wenn mir hier bei uns der pädiatrische Alltag wieder begegnet. ■ Gedenktafel für Beat Richner vor dem Spitaleingang neben seiner letzten Ruhestätte. Empfang durch die Spitalleitung (Prof. Dr. med. Yay Chantana, Spitaldirektor, 2.vl) mit Vizedirektor und -direktorin Fotos: Stefanie Gissler Wyss Frisch operierter Knabe auf der Chirurgie. Frühgeborener Knabe der 28. Woche auf gutem Weg.

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