KINDERÄRZTE.SCHWEIZ 2/2024

FORTBILDUNG: THEMENHEFTTEIL 02 / 2024 KINDERÄRZTE. SCHWEIZ 28 Alter Hämoglobin g/l MCV fl Ferritin ug/l 0–7 Tage 135–200 95–115 153–1092 8–30 Tage 100–160 85–100 247–692 1–3 Monate 95–145 85–100 148–744 4–9 Monate 95–135 75–95 21–240 9–24 Monate 105–135 75–85 10–168 2–16 Jahre 115–150 77–85 10–99 >16 Jahre (w) 120–160 78–95 18–103 >16 Jahre (m) 130–170 78–95 16–213 sorbieren das Nahrungseisen und können zusätzlich zu Mikroblutungen führen) bei Kleinkindern Ursache eines Eisenmangels. Hier ist eine Anpassung der Ernährung mit Reduktion der Kuhmilch (evtl. auch des Ice-/SchwarzteeKonsums und eine Verbesserung des Gemüse-, Ei- und Fleischgehalts) wichtiger als eine per os Fe-Substitution (siehe Tabelle 2). Eine IDA muss mit einer per os Fe-Substitution behandelt werden. Insbesondere bei länger dauerndem Fe-Mangel sind die psychomotorische Entwicklung und das somatische Wachstum beeinträchtigt. Als praktische Leitlinie gilt: Neugeborene und Säuglinge mit einem bereits pränatal bestehenden Eisenmangel (auffällige Gestationsanamnese, Frühgeburtlichkeit, siehe oben) sollten grosszügig behandelt werden. Bei allen Frühgeborenen wird eine 6 Monate dauernde Fe-Substitution per os durchgeführt. Bei Kleinkindern mit einer Risikosituation empfiehlt es sich bei Ernährungsumstellung, nach Einführung der Breinahrung innert 2 Monaten eine Laborkontrolle durchzuführen und ggf. eine Fe-Substitution einzuleiten. Dagegen kann bei älteren Kindern und Adoleszenten mit erstmaligem und symptomarmem ID ohne Gedeihstörung und ohne Anämie in jedem Fall zuerst eine eingehende Ernährungsberatung versucht werden6. Perorale Behandlung Welche Galenik bei per os Präparaten bevorzugt wird, ist individuell, vom Alter und der Verfügbarkeit abhängig, und sollte mit den Eltern besprochen werden. Bei Nebenwirkungen ist ein Präparatewechsel sinnvoll (das heisst von Tabletten auf im Darm resorbierbare Kapseln, von Tropfen auf Sirup, von Fe2+ auf Fe3+ zu wechseln). Auch hat sich bei Erwachsenen in dieser Situation «Iron every other day» (gleiche Dosis alle 2 Tage) bewährt und führt zu geringeren Nebenwirkungen und trotzdem genügendem Anstieg der Fe-Resorption. Da diesbezüglich noch keine Daten bei Kindern vorliegen, ist meine Empfehlung, dies lediglich als Therapieversuch durchzuführen bei von Nebenwirkungen betroffenen Kindern, wobei dann die Wirkung genau beobachtet werden soll. Fe2+-Präparate werden besser resorbiert, führen schneller zu einer Steigerung der Eisenvorräte und damit des Hämoglobinwerts, sie machen aber auch öfter Nebenwirkungen (10–40 % aller Kinder, meist jedoch leicht, i. e. milde Verstopfung). Nebenwirkungen sollten vorausgehend mit den Eltern besprochen werden. Die Präparate sollten einschleichend (1,5–2 mg/kg KG/Tag während einer Woche) und dann über 2–3 Monate mit einer Dosis von rund 3 mg/kg KG/Tag in ein bis zwei Dosen pro Tag gegeben werden. Fe2+ sollte immer 10–30 Minuten vor dem Essen verabreicht werden. Fe3+-Polymaltose-Präparate dagegen sollten immer mit dem Essen eingenommen werden: Der hier verwendete Fe-Komplex wird so besser im Magen «aufgelöst». Wenn Fe3+-Präparate verwendet werden, müssen diese höher dosiert werden (4–5 mg/kg KG/Tag). Sie sind auch eine Alternative, wenn es zu Nebenwirkungen bei der Fe2+-Gabe kommt. Die Therapiedauer beträgt oft 2–3 Monate, eventuell kann es bei Fe3+-Präparaten 4–6 Monate bis zum vollständigen Auffüllen der Fe-Speicher, das heisst Normalisierung des Ferritins, dauern. Intravenöse Fe-Gabe Durchführung, Präparate Eine intravenöse Fe-Behandlung kann bei einer schweren Anämie i.e. Hb < 70g/l, bei sekundären IDA (siehe unten) oder, wenn eine schlechte Compliance, mehrere perorale Therapieversuche oder starke Nebenwirkungen die vorausgehende perorale Behandlung verunmöglicht haben, indiziert sein. Wegen Aufwand, Kosten und Nebenwirkungen sollte die Indikation genau abgewogen werden. Bei einer schweren Anämie mit Hb-Werten unter 70 g/l, sowie dem Vorliegen von eventuell länger bestehenden klinischen Symptomen, bestehen oft aber eine hartnäckige Appetitlosigkeit und Aversion gegen viele Nahrungsmittel und Medikamente, darum kann eine intravenöse Gabe indiziert sein. Es gibt verschiedene Verabreichungsschemata. In der Schweiz sind 4 intravenöse Eisenpräparationen bei Erwachsenen zugelassen: Venofer® und Fermed® als äquivalente Eisensaccherose-Präparate (ca. 170–220.– Sfr/g) und Ferinject® (Eisencarboxymaltose) und Monofer® (Eisen[III]-Isomaltose) (ca. 330.– CHF/g), die in höherer Konzentration als Bolus oder Kurzinfusion gegeben werden können. Bei Ferinject liegen beschränkte Daten zur Behandlung bei Kindern <14 Jahren vor7. Monofer ist für eine Behandlung bei Kindern nicht zugelassen. Anaphylaktische Reaktionen sind eine Rarität geworden, allergische Reaktionen können aber auftreten und müssen von den Behandelnden beherrscht werden können6,7. Als relevante Nebenwirkung muss eine länger dauernde Hypophosphatämie nach Gabe von Eisencarboxymaltose in Betracht gezogen werden. Deren Relevanz ebenso wie länger und stärker erhöhte Ferritin- Werte bleiben bei Kindern und Jugendlichen unklar8. Tabelle 1 Altersabhängige Normalwerte für Hb, MCV, Ferritin (Universitäts-Kinderspital Zürich) aus: Mattiello et al, Eur J Pediatr 20205

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