JAHRESTAGUNG 02 / 2024 KINDERÄRZTE. SCHWEIZ 24 Im Gespräch mit der Leiterin der KIS Arbeitsgruppe Jahrestagung lernen wir unseren diesjährigen Hauptreferenten etwas näher kennen. PD Dr. med. Dirk Holzinger ist Facharzt und Vertretungsprofessor für Kinder- und Jugendmedizin an der Hochschule für Gesundheit in Bochum sowie Oberarzt Kinderrheumatologie und -immunologie am Universitätsklinikum Essen. Er engagiert sich stark für den Klima- und Gesundheitsschutz, ist medial präsent und unter anderem bei der Deutschen Allianz Klimawandel und Gesundheit e. V. (KLUG) aktiv. Professor Holzingers Hauptreferat wird aufzeigen, weshalb Kinder und Jugendliche für gesundheitliche Folgen des Klimawandels besonders vulnerabel sind, und auch über Lösungsansätze sprechen. ■ Wer war Ihr Idol in der Pubertät? Ich habe damals «Gorillas im Nebel» gesehen und war sehr beeindruckt von Dian Fosseys Engagement, Mut und dem Willen, einen kleinen Teil des Lebens zu verstehen und zu erhalten. ■ Welche Eigenschaften bewundern Sie an anderen Menschen? Klarheit, Empathie und die Fähigkeit, Dinge zu bewegen und zu verändern. ■ Sie machen sich für den Klimaschutz stark, weil ohne diesen kein Gesundheitsschutz möglich ist. Führungspersönlichkeiten im Bereich Klima- und Gesundheitsschutz schlägt oft Gegenwind entgegen. Wie laden Sie Ihre persönlichen Energiereserven auf, um kontinuierlich am Thema dranzubleiben? Es hilft mir, mit anderen Klimabewegten zu sprechen und sich auszutauschen – dieses Gemeinschaftsgefühl und die Gemeinsamkeiten helfen mir weiter. Ich fahre gerne längere Strecken Rad und versuche bei mir zu sein oder verbringe Zeit mit meinen Kindern, mit denen es immer etwas Neues zu entdecken gibt. ■ Welchen «Heureka»-Moment erlebten Sie, der Sie für das Thema Kindergesundheit und Klima- und Gesundheitsschutz energetisiert hat? Ich habe unter dem Eindruck der Corona-Krise ein Studium Public Health aufgenommen und dadurch grössere Zusammenhänge besser erfassen können. Als ich gemerkt habe, wie deutlich die Datenlage zur Gefährdung von Kindergesundheit ist, aber wie wenig das eigentlich kommuniziert wird, wusste ich, dass ich hier aktiv werden möchte. Geholfen hat mir der TED-Talk der MeeresINTERVIEWERIN: DR. MED. CAMILLA CEPPI COZZIO VORSTANDSMITGLIED KINDERÄRZTE SCHWEIZ, LEITERIN ARBEITSGRUPPE JAHRESTAGUNG, DÜBENDORF Korrespondenzadresse: c.ceppi@hin.ch «Menschenschutz»: Interview mit dem Hauptreferenten der KIS Jahrestagung vom 5. September 2024 biologin und Aktivistin Ayana Elizabeth Johnson «How to find joy in climate action». Ich möchte jede:n einladen, dieses Gespräch (z. B. auf YouTube) anzuschauen – damit kann jede:r einen Weg finden, aktiv zu werden. https://www.youtube.com/ watch?v=VsOJR40M0as ■ Im Podcast «Hand, Fuss, Mund» sprechen Sie zu Kindergesundheit und Klimawandel. In diesem Kontext erwähnen Sie den Begriff «Salutogenese». Welche Bedeutung kommt der Salutogenese in unserer kinderärztlichen Beratungstätigkeit zu? Das Konzept der Salutogenese soll die Frage beantworten, wie Gesundheit entsteht, wie Menschen trotz Risiken gesund bleiben können und wie in der Praxis ihre Gesundheit gefördert werden kann. Das Modell basiert auf einem Verständnis von Gesundheit und Krankheit als Kontinuum. Es soll Bewegungen auf diesem Kontinuum erklären. Ich denke, dass Kinderärzt:innen häufig zu krankheitszentriert denken – insbesondere in den Kliniken. Wir fragen uns, wie können wir ein Kind heilen oder Krankheit verhindern. Zu selten stellen wir uns die Frage: «Was macht oder hält Kinder gesund?». Natürlich ist es sinnvoll, dass Kinder einen Fahrradhelm tragen oder wir gute Konzepte zur Behandlung eines Schädel-Hirn-Traumas haben. Viel wichtiger wäre es aber, eine Umgebung zu schaffen, in der Kinder sich sicher bewegen können, aktiv sind und gesund bleiben. Hier könnten wir Kinderärzt:innen viel mehr tun. ■ Welche Mitstreiter:innen wünschen Sie sich, um klug als Klimaaktivist:innen unterwegs zu sein? Ich wünsche mir Menschen, denen es in erster Linie um die Sache geht, die konstruktiv, überlegt und engagiert handeln. Ich wünsche mir eine hohe Kongruenz zwischen Reden und Handeln und natürlich Verlässlichkeit. Und besonders schön ist es, wenn die Menschen auch noch Humor haben. ■ Welches ist Ihr Unwort/Reizwort? Wohlstandsverlust ■ Was bezeichnen Sie als Untat im Kontext des Klimaschutzes? Zunächst einmal stört mich der Ausdruck «Klimaschutz». Dem Klima ist es egal, ob es geschützt wird –
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