02 / 2024 VERNETZUNG KINDERÄRZTE. SCHWEIZ 15 Freitagabend bis Samstagabend dauert, ist die Gruppendynamik. Die Inhalte der QZ variieren ja je nach den Berufsgruppen, daher ist diese Ausbildung nicht auf das Inhaltliche fokussiert, sondern auf das Schema des Ablaufs von guten QZ. Dieser Ablauf und die kontinuierliche Analyse, was gerade in der Gruppe läuft, werden mit zahlreichen Beispielen und Gruppenarbeiten eintrainiert. Es wird grosser Wert darauf gelegt, immer wieder den Zwischenstand der Abläufe zu reflektieren, um den Prozess in die gewünschte Richtung leiten zu können. ■ Wieso dauert der Kurs eineinhalb Tage – gibt es nicht die Möglichkeit einer kürzeren Variante? Die gleiche Diskussion gibt es auch bei der Lehrpraktikerausbildung des WHM. Ein grosser Benefit dieser Ausbildungstage, welche sich auch über das Abendessen und das Frühstück spannen, sind die nichtstrukturierten Phasen, bei denen man sich informell über andere Themen austauschen kann. Die Ausbildung selbst ist sehr dicht, und es lohnt sich daher, gewisse Sachen über Nacht setzen zu lassen. Am nächsten Morgen hat man dann bestimmt weitere Fragen zu einem Thema, welches man am Vortag noch nicht ganz verdaut hatte. ■ Wieso brauche ich einen solchen Kurs, ich habe doch bereits eine fundierte Ausbildung in Gesprächsführung? Bei der Moderation von QZs geht es um etwas ganz anderes, nämlich nicht um Gesprächsführung per se, sondern um die Strukturierung eines Ablaufs, namentlich wie man dazu kommt, neue inhaltliche Aspekte zu definieren. Wichtiger als die gruppendynamische Gesprächsführung ist es, gemeinsam messbare/überprüfbare Indikatoren für spezifische Qualitätsziele (wie etwa das Einhalten der Zeit in der Sprechstunde) zu definieren. Dies hat nur wenig mit Gesprächsführung zu tun. ■ Gibt es «Masterclasses» für QZ-Moderator:innen? Diese gibt es regelmässig; alle Personen, welche den Basiskurs absolviert haben, erhalten das Angebot von mindestens einem jährlichen Treffen. An diesen werden verschiedene Workshops angeboten, zum Beispiel wie man mit Querschläger:innen in der Gruppe umgeht, oder wie man mit Einladungen von Expert:innen, die in einem QZ über ein Thema referieren sollen, verfahren soll. Wenn Letzteres nicht moderiert wird und nicht im Vorfeld die Erwartungen an die Referierenden sowie die Unsicherheiten der Teilnehmenden zum Thema geklärt werden, kann dies schnell zu Verunsicherung und Frustration führen, weil die Mitglieder des QZ vielleicht denken, dass sie auf diesem Gebiet nicht genügend kompetent sind. ■ Was sind deine Gedanken zur Intra- oder Interprofessionalität, einerseits in der QZ-Moderationsausbildung und anderseits in den einzelnen QZ? Die von der Interessengemeinschaft Forum für Qualitätszirkel angebotene Ausbildung ist interprofessionell aufgestellt; so nehmen an ihr nebst Mediziner:innen, Chiropraktiker:innen, Logopädinnen und Pflegefachpersonen auch Hebammen, Physio- und Ergotherapeut:innen sowie Apotheker:innen teil. Ich empfinde die Interprofessionalität sowohl als zeitgemäss als auch als bereichernd, denn man erlebt neue Sichtweisen und sieht in viele andere Bereiche mit ihren Sorgen und Nöten hinein. Aber wie alles im Leben hat auch diese Münze zwei Seiten: Der Vorteil von QZ, welche innerhalb einer Fachrichtung geführt werden, ist bestimmt, dass man die gleiche Sprache spricht, also automatisch vom Gleichen redet, und thematisch tiefer gehen kann als in gemischten Gruppen. ■ Wie sieht es mit der Verpflichtung aus, an einem QZ teilzunehmen, und wie mit der Vergütung? Jemand, der eine unabhängige Einzelpraxis führt, ist zum heutigen Zeitpunkt noch nicht verpflichtet, in einem QZ mitzumachen; dies tut man freiwillig, um sich fortzubilden. Wenn man einem Netzwerk wie Medix, Hawadoc oder anderen angeschlossen ist, dann ist die Teilnahme an einem QZ Pflicht und man wird dafür vergütet. Im Gegenzug können die Netzwerke heraustragen, dass ihre Ärzt:innen kontinuierlich strukturierte Fortbildungen durchlaufen. ■ Abschliessend möchte ich dich fragen, was im Kern eines guten QZ liegt? Wenn ein QZ sich stetig auf die folgenden drei Punkte fokussiert und diese erreicht beziehungsweise umsetzt, ist er in meinen Augen erfolgreich unterwegs: • kontinuierliche berufsbegleitende Fortbildung – oder Continuous Medical Education (CME) – auf Neudeutsch • Integration von Wissen in die professionelle Rolle • und schliesslich die Umsetzung der Innovation oder Qualitätsverbesserung im Kontext der eigenen Praxis. Herzlichen Dank für dieses spannende Gespräch sowie für dein Engagement! ■ Interessengemeinschaft Forum für Qualitätszirkel https://www.sgaim.ch/de/qz Ausbildungskurse für Moderator:innen https://www.sgaim.ch/de/qz/ ausbildungskurse-fuer-moderator-innen In den folgenden Seminaren gibt es noch freie Plätze: 30./31. August 2024, Olten 27./28. September 2024, Olten 4./5. Oktober 2024, Bellinzona 4./5. Oktober 2024, Vevey 22./23. November 2024, Olten
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