02 / 2024 VERNETZUNG KINDERÄRZTE. SCHWEIZ 11 Auch die Impfstrategien in den verschiedenen Ländern wurden besprochen. Erfahrungen der Varizellenimpfung in den diversen Ländern wurden ausgetauscht. In Italien ist diese eine Pflicht. Die RSV-Impfung wurde letztes Jahr in Frankreich eingeführt und ist auch in Spanien und auf Madeira weit verbreitet. Die durch RSV- Infekte bedingten Hospitalisationsraten wurden wie erhofft deutlich gesenkt (im Detail werden die Zahlen noch ausgewertet). Eine europäische Vereinheitlichung der Impfpläne wäre gerade auch vor dem Hintergrund der Migrationsströme sinnvoll. Guidelines zum Bildschirm-Gebrauch von Kindern und Jugendlichen wurden durch die Kollegin aus Slowenien vorgestellt und diskutiert. In Deutschland wird «Bildschirmfrei bis 3» (www.bildschirmfrei-bis-3.de) lanciert, auch in Frankreich und Israel gibt es ähnliche Projekte. Beim Abendessen wurden mit dem Akkordeon heimisch wirkende Töne angeschlagen. Am Samstagmorgen teilten sich die Teilnehmenden in vier Arbeitsgruppen. Diese erinnerten mich an unsere Aktivitäten bei KIS bestehend aus der Impfgruppe, Weiterbildung, Umwelt und Nachhaltigkeit. In der Forschungsgruppe durfte ich teilnehmen: Die Publikation über den Vergleich der Behandlungsrichtlinien der akuten Otitis media1 in verschiedenen europäischen Ländern liegt vor, demnächst folgt eine Publikation über die Darstellung der diversen Guidelines in der Adipositasbehandlung in europäischen Ländern, weitere Surveys wurden vorgestellt. Diskutiert wurde, wie gute Themen für die Forschung in der Grundversorgung gefunden werden können; wie findet man eine Methodologie, welche nicht nur Fragebogen-basiert ist; wie arbeiten mit Low Budget; wie können wir uns besser vernetzen untereinander. In der Weiterbildungsgruppe sind die EPAs (Entrustable Professional Activities) für die Grundversorgung formuliert2 und liegen vor. Es wurde eine Zusammenstellung präsentiert, woraus hervorgeht, dass in vielen Ländern in der Weiterbildung zur Pädiater:in eine Praxisassistenz für mindestens 3 Monate obligatorisch ist; in Deutschland und der Schweiz sind mehr Monate Praxisassistenz in der Weiterbildung möglich, jedoch ohne Obligatorium. Gegen Ende des Tages erhielt jede:r Delegierte:r 10 Minuten Zeit, um Aktuelles aus dem jeweiligen Land zu berichten, wenn gewünscht. Nebst Informationen zu Masernausbrüchen in Griechenland wurde aus der Türkei berichtet, wie das Leben nach dem Erdbeben weitergeht. Unter die Haut ging der Bericht aus der Ukraine, die Erwähnung der vielen noch immer vermissten verschleppten Kinder und die Traumatisierung von Kindern aller Alterskategorien durch die immer wieder auftretenden Luftalarme seien exemplarisch erwähnt. Im Nachtzug nach Hause liess ich die zwei Tage Revue passieren und ich fühlte mich gestärkt! Aus Überzeugung bin ich Grundversorgerin und habe gespürt, dass es unseren Kolleginnen und Kollegen in den Nachbarländern genau so geht wie uns; sie setzen sich für eine qualitativ hochwertige, nachhaltige pädiatrische Grundversorgung ein. Trotz der unterschiedlichen Gesundheitssysteme in den diversen Ländern sind die Themen, die uns in der Grundversorgung beschäftigen, die gleichen. Umso wichtiger ist es, dass wir uns vernetzen, einander unterstützen und auch unsere «best practice» weitergeben. Und dass wir uns bemühen, unser Tun durch Studien zu dokumentieren und zu verbessern. Vereint können wir es schaffen, unsere Vision einer starken Praxispädiatrie für alle Kinder, heute und morgen zu verwirklichen. ■ QUELLEN 1 https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/ S2667009723000234 2 https://www.ecpcp.eu/fileadmin/pdf_doc_ppt/ EPAs-ECPCP__Def_.pdf
RkJQdWJsaXNoZXIy MjYwNzMx