KINDERÄRZTE.SCHWEIZ 1/2024

BERUFSPOLITIK 01 / 2024 KINDERÄRZTE. SCHWEIZ 6 um nur die grössten Brocken zu nennen. Wir konnten dank unserer Kontakte und mit unseren Partnern an verschiedenen Orten Einfluss nehmen, Schädliches verhindern, beugen oder zumindest abschwächen und Wichtiges unterstützen. Wenn ein Gesetz aber einmal in Kraft ist, wird es extrem schwierig, etwas daran zu ändern. Ebenso gibt es Gesetze, die nicht nur uns im Gesundheitswesen betreffen: Die Datenschutzgesetzgebung hat nicht nur einen schweizerischen, sondern einen europäischen Hintergrund; wie auch das Arbeitssicherheitsgesetz betrifft es alle Betriebe, von der Schreinerei über den Bäcker bis zum Grossverteiler – ja, auch uns Ärzt:innen in der Praxis! Ausnahmen zu fordern von einem Gesetz, welches notabene schon seit über 20 Jahren in Kraft ist, käme dem Anspruch gleich, dass alle Kinderärzt:innen innerorts schneller fahren dürfen … Engagement Das Positive an der Diskussion bei KIS ist, dass sich Kolleg:innen gemeldet haben, um sich berufspolitisch zu engagieren, um innerhalb einer neuen AG zu diskutieren, an welchen Stellen der Schuh drückt. Vor allem aber müssen sie versuchen, Lösungen zu finden, denn diese liegen bekanntlicherweise nicht auf der Strasse. Die Politik ist ein hartes Geschäft! Es braucht dafür Spezialist:innen, die gut vernetzt sind, Einfluss haben, zur richtigen Zeit am richtigen Ort stehen. Dies haben die Grundversorgerverbände im Rahmen der Hausarztinitiative rasch verstanden: Fachgesellschaften und Berufsverbände sind weder in der Lage noch dazu ausgestattet, politische Arbeit zu leisten. Hier müssen die Kräfte gebündelt werden, weil man allein zu schwach, zu unbedeutend ist. Genau deshalb wurde 2009 mfe gegründet! Der probate Weg, sich wirkungsvoll politisch zu engagieren, ist in den Gremien von mfe. Aber dazu muss man Mitglied sein… Tarife Auch für die Tarife, die eure Arbeit abbilden, ist mfe zuständig. Heidi und Rolf haben diesen Schwerpunkt geleitet. Die Erarbeitung des Tardoc lag in ihren Händen; mit Sachverstand haben sie im Rahmen des Möglichen Verbesserungen erreicht. Das Dossier liegt jetzt bei Bundesrätin Baume-­ Schneider, und wir sind alle gespannt auf ihre nächsten Schritte. Wir wissen, dass ihr die Grundversorgung am Herzen liegt! Das stimmt schon etwas zuversichtlich. Abstimmungen Übrigens: Im Juni kommen zwei gesundheitspolitische Initiativen zur Abstimmung: die Prämienentlastungs- initiative der SP und die Kostendämpfungsinitiative der Mitte. Erstere tut uns nicht weh, Zweitere schon. Entsprechend werden wir uns engagieren müssen im Abstimmungskampf. Ich zähle auf eure Unterstützung! ■ Interimistisches Nachfolge Auch wenn ein mfe Vorstand ohne Pädiater:in eigentlich undenkbar ist, ist diese Situation eingetreten. Trotz Mandatsverlängerungen ist es nicht gelungen, aus dem Pool der Kinderärzt:innen der Schweiz Kandidat:innen zu finden. In der Zwischenzeit scheint sich aber etwas zu tun … Um Gerüchten klar entgegenzutreten: Unsere Vorstandsmitglieder sind einstimmig und einhellig für eine starke Vertretung der Pädiatrie im mfe Vorstand und wir plädieren ganz klar für eine Zweiervertretung. In Anfangszeiten wurde die Pädiatrie durch Stephan Rupp vertreten. Danach wurde er durch Heidi Zinggeler Fuhrer und Rolf Temperli ersetzt. Zeitweise hatten wir mit Pius Bürki sogar drei Pädiater:innen im Vorstand. Dieses Commitment wurde noch verstärkt durch die Wahl von Heidi als Vizepräsidentin. Leider hat die Nachfolgesuche bisher nicht zum gewünschten Ergebnis geführt. Nachfolge bedingt auch Nachwuchs: Der Masterplan Nachwuchs ist das grosse aktuelle Thema von mfe, wir versuchen, von vor dem Studium bis zur Praxistätigkeit den ganzen Bogen der kinder- und hausärztlichen Aus-, Weiter- und Fortbildung zu stärken. Wir haben bei Bildung und Innovation zusätzliche 200 Mio. Franken beantragt. Befindlichkeit Man könnte meinen, die Kinderärzt:innen seien alle rundum zufrieden und bedürften keiner starken Stimme in Tarif und Politik. Wie sonst wäre zu erklären, dass niemand an uns gelangt ist, um sich über die Anforderungen und Aufgaben der mfe Vorstandsarbeit zu erkundigen? Doch die letzte Mitgliederversammlung von KIS hat uns ein ganz anderes Bild gezeigt: Wutbürgermässig wurde geschimpft auf die unfähigen Verbände, die zugelassen haben, dass auch Kinderärzt:innen dem Datenschutzgesetz und dem Arbeitssicherheitsgesetz unterstellt sind. Da müsse man doch eine Ausnahme machen können! Völlig ausgeblendet wurden die sachkundigen Informationen des Präsidenten und des Vorstands. Um es nochmals festzuhalten: Wir haben uns seitens mfe sehr wohl Gedanken gemacht; auch wir wehren uns gegen die zunehmenden administrativen Aufwände. Aber wir kämpfen nicht wie Don Quichotte gegen Windmühlen − dafür fehlen uns schlicht die Ressourcen. Gesetze Politische Arbeit beinhaltet zu einem grossen Teil Diskussionen um Gesetze. In den letzten Jahren hat die Legiferierung ein Ausmass angenommen, das weit entfernt von gesund ist. mfe hat sich sehr stark engagiert in Verhandlungen um Qualität, Zulassung, Kostendämpfung, spezielle Leistungserbringer und EFAS (einheitliche Finanzierung von ambulanten und stationären Leistungen), DR. MED. PHILIPPE LUCHSINGER PRÄSIDENT MFE, AFFOLTERN AM ALBIS Korrespondenzadresse: philippe.luchsinger@ hausaerzteschweiz.ch

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