KINDERÄRZTE.SCHWEIZ 4/2022

04 / 2022 ERFAHRUNGSBER I CHT K I N D E R Ä R Z T E. SCHWEIZ 47 etwas zeichnen?» lautete fast immer «nein». Wurde dem Kind jedoch eine Auswahl geboten, z. B. «Möchtest du jetzt lieber etwas malen oder der Puppe zu essen geben?», fühlte es sich in seiner Autonomie gestärkt und konnte sich meist für das eine oder andere Spiel begeistern. Mit dem Theorieteil im Gepäck ging es nach dem Mittagessen in unterschiedlichen Kinderarztpraxen weiter. In Kleingruppen konnten wir abwechslungsweise die Vorsorgekontrolle an einem 4- und 6-jährigen Kind üben. In unserer Praxis hatten wir zudem die Möglichkeit, zwei Vorsorgeuntersuchungen bei 18-monatigen Kleinkindern durchzuführen. Hier wurde nochmals deutlich, wie wichtig das Schaffen einer einladenden Umgebung und das Eingehen auf die Bedürfnisse und den Wissensstand des Kindes für das Gelingen der Untersuchung sind. Es braucht eine gewisse Flexibilität im Ablauf: Nicht immer kann bei jedem Kind jede Untersuchung durchgeführt werden. Durch Anamnese und reine Beobachtung lassen sich viele Lücken schliessen. Schlussendlich ist es der Gesamteindruck, der zählt. Nach jeder Untersuchung gab es für die Kleinen ein Dankeschön in Form von «Seifenbläterli» und für uns eine Feedbackrunde mit der supervidierenden Pädiaterin. Durch ihre Erfahrung konnte sie uns viele hilfreiche Tipps mit auf den Weg geben. Zusammenfassend wurde uns ein sehr fundierter Einblick in die pädiatrische Vorsorgeuntersuchung gegeben. Als angehende Hausärztin hat mir der Kurs Freude und Sicherheit im Umgang mit Kindern in der Praxis gegeben. Der Tag endete zwar mit vielen müden, aber auch zufriedenen Gesichtern bei Gross und Klein. ■ Der pädiatrische Vorsorgekurs startete am Morgen des 25.06.2022 im Kantonsspital Aarau (KSA). Unter den Teilnehmenden waren vor allem Assistenzärzte der Pädiatrie sowie einige Assistenzärztinnen der Allgemein Inneren Medizin. Ziel war es, einen Einblick in die pädiatrische Vorsorgeuntersuchung zu erhalten, wie sie in Kinderarztpraxen durchgeführt wird. Gegliedert war der ganztägige Kurs in zwei Teile, mit einem gemeinsamen Theorieteil am Morgen und einem praktischen Teil am Nachmittag in unterschiedlichen Kinderarztpraxen der Region Aarau. Im Theorieteil vermittelten die Referentinnen Helena Gerritsma Schirlo und Nora Rufener einen guten Überblick über die Vorsorgeuntersuchungen vom Säuglings- alter bis hin zu 6 Jahren. Wir haben gelernt, dass sich eine Untersuchung in die Punkte Begrüssung und Beziehungsaufbau zum Kind und den Eltern, Anamnese, Status inklusive Entwicklungsuntersuchung, Durchführung allfälliger Impfungen und eine antizipatorische Beratung gliedert. Der Fokus wurde am Kurstag auf die Entwicklung gelegt, welche sich in die Bereiche Spielverhalten, Motorik und Sprache/Interaktion unterteilen lässt. Je nach Alter des Kindes gibt es in allen drei Bereichen gewisse Meilensteine, welche das Kind erreicht haben sollte. Veranschaulicht wurde der Theorieteil durch viele hilfreiche Kurzvideos. Zudem gab es zwei Live-Demonstrationen einer Vorsorgeuntersuchung. Hierbei zeigte sich nochmals deutlich, dass das «Wording» ein wichtiges Hilfsmittel ist: Es sollten möglichst keine Fragen gestellt werden, welche mit «nein» beantwortet werden können, wenn dies keine Option ist. Die Antwort auf die Frage «Willst du DR. MED. LINDA BATTAGLIA ASSISTENZÄRZTIN ALLGEMEIN INNERE MEDIZIN, KANTONSSPITAL OLTEN Korrespondenzadresse: linda.battaglia@proton.me Ein «Nein» bedeutet nicht immer «nein» Eindrücke zum pädiatrischen Vorsorgekurs vom 25. Juni 2022 in Aarau Fotos: Marc Sidler

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