KINDERÄRZTE.SCHWEIZ 4/2022

04 / 2022 JAHRESTAGUNG K I N D E R Ä R Z T E. SCHWEIZ 23 Input Referat MPAs 1: Kommunikation Blick hinter die Fassade – Wege zur wirkungsvolleren Kommunikation Gute Kommunikation ist eine Herausforderung, z.B. die Nuancen in Tonalität, welche unterschwellige Botschaften vermitteln können. Vor allem am Telefon, wenn wir ohne Mimik und Gestik auskommen müssen, oder bei sprachlichen Missverständnissen/Fremdsprachigkeit. Wichtig ist, das Gegenüber anhand von Tonfall, Sprechgeschwindigkeit, eventuell sozialen/familiären oder kulturellen Hintergründen zu verstehen, richtig zu interpretieren und darauf angemessen zu reagieren. Diese Herausforderung erleben wir in unserem Beruf täglich, zum Beispiel wenn Patienten bzw. Eltern für ihre Kinder einen Termin abmachen wollen und die Agenden der jeweiligen Seiten «kollidieren». Und genau hier beginnt der Blick hinter die Fassade, hier benötigt es (oft viel) Empathie. Bei der Gesprächsführung sollten wir uns immer der Schwierigkeit eines Telefonats bewusst sein. Die Agenda der Patientin oder der Eltern kann Folgendes umfassen – die Faktoren sind uns oftmals unbekannt: ■ das Anliegen ihres Anrufs (Sorge um die Gesundheit, zu Recht oder nicht), ■ Zeitfaktor (Vor- und Nachmittagstermine, Aufwand des Termins, …), ■ eine gewünschte Auskunftsperson (Gründe: evtl. Sprache, Vorgeschichte, …), ■ ihre Gemütslage, Stressfaktoren, die für uns unbekannt sind. REFERENT: DR. MED. ROLF TEMPERLI Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin FMH, Facharzt Allgemeine Innere Medizin FMH, seit 1993 in eigener Praxis in Bern-Liebefeld MODERATION: NINA SCHWEIZER Praxiskoordinatorin, Gruppenpraxis Boll AUTORIN: BIANKA RUBIN MPA in der Kinderarzt Praxis Regenbogen, Rapperswil-Jona Korrespondenzadresse: info@ kinderarztpraxisregenbogen.ch Diese Agenda steht der Agenda der Arztpraxis MPA oft entgegen, denn wir wollen: ■ die Sprechstunde speditiv organisieren, ■ Löcher in der Agenda füllen; manchmal werden Patienten auch abgewiesen oder vertröstet ■ das Telefonat kurz halten ■ an bestimmten Tagen/Zeiten keine Termine vereinbaren oder zu bestimmten Zeiten nur bestimmte Termine, … Die Liste liesse sich noch fortsetzen – wir kennen dies alle. Die folgenden Punkte können hilfreich sein für eine gelungene, empathische und befriedigende Kommunikation: ■ Patient kann nicht alles wissen, wir auch nicht! ■ Anliegen des Gegenübers muss gehört werden ■ nicht befriedigende Antwort muss geklärt werden ■ nachfragen, ob alles verstanden wurde ■ die Menge an aufnehmbarer Information ist begrenzt, auf tiefem Niveau (maximal 7 Infos) ■ was muss ich/die Patientin wissen, um Schaden zu vermeiden ■ was muss ich/Patient wissen, um es richtig zu machen FAZIT: Das Vermitteln von Informationen beginnt mit der Auswahl an Informationen! ■ Input Referat MPAs 2: Kommunikation Therapiebedarf in der Pädiatrischen Praxis: Irrgarten zwischen Bedarf, Zuständigkeiten, Kostenträgern und Wirksamkeit Frau Dr. Fuhrer hat uns anhand praxisnaher Beispiele aufgezeigt, wie die verschiedenen Therapiemassnahmen aussehen könnten und wer die Kosten dafür übernimmt. Wer hat IV-Leistungsanspruch? CH oder EU Staatsbürger, welche bereits in die IV einbezahlt haben, dürfen IV-Leistungen beziehen (Eltern müssen in der Schweiz berufstätig sein). Dies ist für teure Therapien oder Hilfsmittel relevant. Eine IV-Anmeldung muss immer über die Eltern erfolgen. Auch bei der Früherziehungsanmeldung benötigt der Arzt die Unterschrift der Eltern. Eine der wichtigsten Fragen ist, wer wofür zuständig ist. Die Eltern vertreten das Wohlbefinden des Kindes und die Ärztin ist für die medizinischen Massnahmen zuständig. Therapeuten sind für die Umsetzung da und der Kostenträger ist für die Finanzierung der Kosten verantwortlich. Vieles läuft über die Grund- und/oder Zusatzversicherung der Krankenkasse. Ein wichtiger Punkt, welREFERENTIN: DR. MED. KATHARINA FUHRER KRADOLFER Fachärztin für Kinder-und Jugendmedizin FMH, Schwerpunkt Neuropädiatrie, Praxispädiaterin in Bern und Leitende Ärztin Neuropädiatrie, Klinik für Neurologie, Spitalzentrum Biel MODERATION: SARAH JAGGI MPA in der Kinderarztpraxis mit Herz, Bern AUTORIN: SARAH BUCHER MPA in der Iuvenis Kinder- und Jugendpraxis, Münchenbuchsee Korrespondenzadresse: iuvenis@hin.ch chen Frau Dr. Fuhrer betonte, ist, dass Logopädie nur von der Krankenkasse übernommen wird, wenn es um den Schluckakt geht. Logopädie als Sprachtherapie gilt nicht als medizinische Massnahme. Für eine gute Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Bereichen sind die Kooperation der Eltern und eine gute Kommunikation zwischen den Ärztinnen und Therapeuten sehr wichtig. Welche Fördermassnahmen und/oder Therapien das Kind braucht, wird von den Eltern mit der Kinderärztin gemeinsam entschieden. Ziel ist es, ein zufriedenes und glückliches Kind in einer stabilen Umgebung aufwachsen zu sehen. Vielen herzlichen Dank an Dr. Fuhrer für den tollen und informativen Vortrag. ■

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